Wie viel ist es wert, wenn Google eine App für das iPhone offiziell bestätigt? Diese Frage habe ich mir heute morgen gestellt, nachdem Google auf einer Pressekonferenz in London seine Neuauflage der mobilen Navigationslösung präsentiert hatte. Dieses Turn-by-turn GPS-System kann ab sofort kostenlos als Update für Google Maps auf Android-Smartphones runtergeladen werden. Und – und jetzt kommen wir zu der angesprochenen Bestätigung – soll auch bald für das iPhone verfügbar sein. Wann genau, dazu wollte oder konnte man sich nicht äußern. Im Grunde genommen haben wir also die gleiche Situation, wie schon Ende des vergangenen Jahres. Seinerzeit hatte Vic Gundotra, Vice-Präsident der Google-Entwicklungsabteilung, bereits verkündet, man „arbeite eifrig“ mit Apple an einer Navi-App fürs iPhone.
Ja, zu der Zeit hatte man sich aber auch noch lieb. Seitdem ist aber viel Wasser den Rhein hinabgeflossen und aus Freunden wurden Feinde. Zumindest, was das Geschäft angeht. Angefangen hatte alles mit der von Apple verschmähten Google Voice-App, schaukelte sich langsam aber sicher hoch und gipfelte dann vorläufig im Rauschmiss des Google-CEO Eric Schmidt aus Apples Aufsichtsrat. Und warum das alles? Weil sich die beiden Unternehmen zu stark gegenseitig in die Quere kamen und immer stärker im Revier des Anderen wilderten. Und nun kehren wir nochmal zum Anfang dieses Artikels zurück. Google verkündet also den Plan, seine App auf das iPhone zu bringen. Wie viel spricht nun dafür, dass dieser Plan gelingt? Nicht viel, wie ich finde. Und zwar deswegen:
Zum einen verdient Apple bekanntlich an jeder App, die über den App Store verkauft wird, 30 Prozent. Durch die Apps, die beispielsweise TomTom, Navigon oder Garmin anbieten, fließt bei Apple also Geld in die Kasse. Sollte nun Googles kostenloses Konkurrenzprodukt Einzug erhalten, könnte dies in doppelter Hinsicht schmerzhaft für das Unternehmen aus Cupertino werden. Zum einen verdient es nichts an der App und zum anderen würde diese früher oder später die Navigationslösungen der zuvor genannten Unternehmen aus dem Store drücken. Denn wenn ein User ein vergleichbares oder gar besseres Produkt umsonst erhalten kann, sieht er sicherlich keinen Sinn darin, dafür bei einem anderen Anbieter bis zu 100 Euro zu bezahlen. Joah, und wenn die Konkurrenten weg sind, verdient Apple an deren Programmen auch nichts mehr. Doppelte Nullrunde, sozusagen.
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Weiterhin spricht gegen die Google-App, dass der Suchriese in ihr Werbung platziert. Da Apple aber auf den Geschmack gekommen ist, was das Geld-Verdienen durch Werbe-Schaltungen anbelangt, dürfte man seinem Konkurrenten dieses Geschäftsfeld auch nicht mehr mit einem wohlwollenden Lächeln überlassen. Das Stichwort lautet in diesem Zusammenhang natürlich „iAd„, ein Feature, dass Steve Jobs erst vor Kurzem im Rahmen der Pressekonferenz zum OS 4.0 vorgestellt hatte. Im Kern handelt es sich dabei um die erste hauseigene Werbe-Plattform für Mobile-Apps. Viel lieber, als also Google auf der Navi-App seine eigene Werbung schalten zu lassen, möchte man Cupertino-gesteuerte Werbung auf den Apps der Konkurrenz sehen.
Aber vielleicht sehe ich das falsch und der Gatekeeper Steve Jobs überrascht einmal mehr mit seiner App Store-Zugangspolitik. Würde auch gern von euch wissen, wie ihr die Chancen einschätzt. Zum Schluss noch eine Sache: Ich habe bei der deutschen Google-Pressestelle noch ein Anfrage laufen, ob die App überhaupt auch für Deutschland verfügbar sein wird. Bisher habe ich aber leider noch kein Feedback erhalten…
Update, 21.43 Uhr
André hier – der sich gerade ein wenig um die Nachlese kümmert. Wir haben uns heute mehrmals um eine Stellungnahme bei Google Deutschland in Hamburg zu der Nachricht aus England bemüht: Telefonisch, gewartet, noch einmal per Telefon. Wir wurden jedes Mal vertröstet. Stand der Dinge war, dass Google auf einer Konferenz in London explizit bestätigt hatte, dass eine Turn-by-Turn-Navi für das iPhone in der Pipeline sei. Jetzt muss ich bei der Computerworld lesen, dass die Suchmaschine einen Rückzieher gemacht hat: „Wir haben nie gesagt, dass wir sie (die App) für das iPhone veröffentlichen werden. Wir sagten, dass wir eine für Android haben und dass eventuell welche für andere Plattformen entwickelt werden. Jedoch haben wir nicht bestätigt, dass eine solche App überhaupt auf das iPhone kommt.“ Das muss man sich mal vorstellen! Google lässt weltweit zig Medien auflaufen und die Meldung verbreiten – um am Abend nonchalant zu dementieren. Der Buzz ist da und damit auch der Druck, der gegenüber Apple aufgebaut werden sollte. Ein schönes Praxisbeispiel, wie Unternehmen die Medien für ihre Zwecke instrumentalisieren. Schönen Gruß an die Kollegen von N-TV, Winfuture, Mashable, Forbes Magazine, The Next Web, MacNews, Apple Insider, Fast Company und all die anderen. Für die Überstunden könnt ihr euch bei Google bedanken. – André Vatter
(Marek Hoffmann)