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RapidShare: Ist Changs Rauswurf eine Absage an die Unterhaltungsindustrie – oder die Nutzer?

Der Schweizer One-Klick-Hoster RapidShare hat heute überraschend angekündigt, dass man sich von seinem bisherigen Geschäftsführer Bobby Chang getrennt hat. Chang war lange Zeit der Lenker und das Sprachrohr des Unternehmens. Bei der Begründung des Entschlusses hält sich RapidShare bedeckt: Man habe sich in „gegenseitigem Einvernehmen“ mit „sofortiger Wirkung“ getrennt. „Wir wollen die Erfolgsgeschichte von RapidShare noch schneller und konsequenter fortschreiben“, sagte der Gründer Christian Schmid, der nun übergangsweise Changs Platz einnehmen wird. „Wir glauben, dass wir dieses Ziel mit einer anderen Führungspersönlichkeit besser erreichen können – zugunsten von Kunden, Partnern und Nutzern.“ Das klingt, als hätte es Ärger gegeben.

Über die genauen Hintergründe des Rauswurfs kann nur spekuliert werden, da RapidShare kein weiteres Statement zu dem Entschluss abgibt. Doch das Unternehmen ist nicht gerade für Transparenz und Legalität bekannt; Wenn man sich die aktuellen Studien ansieht, wie viel Traffic von P2P-Börsen gerade zu den One-Klick-Hostern abwandert, dürfte das einige Fragen beantworten. Chang hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Versuche unternommen, die Firma aus der rechtlichen Grauzone herauszuführen. Schon heute werden hin und wieder auffällige Konten gesperrt: „Wenn wir durch Rechteinhaber darauf aufmerksam gemacht werden, dass einzelne Kunden offensichtlich wiederholt oder im großem Umfang Raubkopien über unseren Service verbreiten, behalten wir uns das Recht vor, die betreffenden Accounts fristlos zu kündigen“, hatte das Unternehmen im März den Nutzern gegenüber erklärt.

Chang schien ein Reformprogramm anstoßen zu wollen, dass aus Schwarzkopieren ehrliche Kunden machen sollte. Vor knapp einem Monat wurde ein Dokument öffentlich, in dem Chang vertrauensvoll das Wort an Vertreter der Unterhaltungsindustrie richtete. Sein Unternehmen habe beschlossen, sich nicht länger alleine auf die Hosting-Sparte zu verlassen, sondern auch „offiziell lizenzierte Inhalte“ zu vertreiben. Es handelte sich dabei um ein Kooperationsangebot: Der Wettbewerb der Branche, in der RapidShare tätig ist, habe sich verschärft und trage zusehends „unfaire“ Züge, zudem sei Chang es müde, sich auf die Seite der „Kriminellen“ (der Kunden in diesem Fall) zu schlagen.


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Stattdessen wollen wir lieber gegen derlei Aktivitäten vorgehen und – wenn möglich – Verfahren gegen unsere Wettbewerber anstrengen, die absichtlich kriminelle Aktivitäten unterstützen. Aggressiver als zuvor löschen wir Konten von Nutzern, die dabei erwischt wurden, wie sie kopiergeschütztes Material hochgeladen haben.

Das drauf folgende Angebot an die Unternehmen aus der Musik- und Filmindustrie bestand darin, die betreffenden Inhalte nicht nur zu löschen, sondern die interessierten Downloader auf legale Kaufseiten umzuleiten. Fazit des Schreibens: RapidShare soll nicht nur als eine „Bedrohung für die Unterhaltungsindustrie“ wahrgenommen werden, sondern auch als „interessante Option“, um Produkte zu verkaufen.

Wie die Rechteinhaber auf dieses Schreiben reagiert haben, ist bislang nicht bekannt. Klar dürfte jedoch sein, dass Chang mit seinem Paukenschlag nicht gerade wenige Nutzer und potentiellen Kunden verschreckt haben dürfte. Und wie der Ex-CEO bereits sagte: der Druck in der One-Klick-Branche ist hoch, jeden Tag schießen neue, immer dubiosere Anbieter aus dem Boden, die Piraten das Leben leichter machen. Aus Angst vor Kontosperrung oder eine verstärkte Verfolgung bei RapidShare könnten einige Kunden mit dem Gedanken an Kündigung gespielt haben.

Es liegt nun in der Hand von Christian Schmid, zu entscheiden, an wen sich bei RapidShare künftig das Angebot in erster Linie richten soll: Unternehmen oder Nutzer. Changs Rauswurf könnte eine entsprechende Kurskorrektur im Geschäftsmodell beinhalten.

(André Vatter)

Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

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