Wer den Twitteraccount @talesofthings aufruft, könnte ganz schön neugierig werden. Zum einen, weil dort für den heutigen Freitag der Start der gleichnamigen Plattform angekündigt wird – ohne aber zu verraten, worum es sich dabei handeln soll. Und zum anderen, weil in der Timeline der Post eines Guardian-Redakteurs retweetet wird, in dem im Zusammenhang mit Tales of Things von „the next web revolution“ die Rede ist. Grund genug, mal etwas genauer hinzugucken.
Laut dem entsprechenden Artikel von Victor Keegan im Guardian geht es bei dem Projekt in kurzen Worten darum: Wissenschaftler vom University College London möchten mit Tales of Things Gegenständen des täglichen Lebens (angefangen beim Weinglas bis hin zum Auto) mittels eines 2D-Barcodes, der an ihnen angebracht wird, Leben einhauchen. Der Code wird mithilfe der Kamera eines Smartphones gescannt und führt dann zu einer Webseite, auf der ihr Besitzer Informationen über das Ding zur Verfügung stellt. Klingt interessant, ist aber prinzipiell nicht neu.
Das Konzept basiert nämlich auf der nicht mehr ganz taufrischen Idee vom Internet der Dinge. Darin wird die elektronische Vernetzung von Alltagsgegenständen bezeichnet, die es ermöglichen soll, dass diese selbständig untereinander kommunizeren können. Ziel des Ganzen ist es, den Gegenständen quasi eine Meta-Informationsebene hinzuzufügen, die mehr über das Produkt aussagt, als es die im Barcode hinterlegten Identifikationsmerkmale vermögen. Auf einer sehr niedrigen Stufe bedeutet das zum Beispiel, dass einem Gegenstand von seinem Besitzer zusätzliche Informationen wie Kaufdatum, Verwendungszweck, Bewertungen und Fotos hinzugefügt werden können – die dann der nächste Besitzer für sich nutzen kann.
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Eine der bekanntesten Plattformen, die diese Idee bereist seit etlichen Jahren für sich nutzt, ist Bookcrossing.com. Es handelt sich dabei um eine Art Community aus Buchliebhabern und Leseratten, wo User ihre Schmöker registrieren und dann in der Wildnis aussetzen können. Zuvor wird ihnen aber eine spezielle Identitätsnummer auf den Buchdeckel geklebt, die auf der Plattform beantragt und dann ausgedruckt wird. Je nach Wunsch, kann ihr auch eine persönliche Nachricht beigefügt werden. Jedenfalls besteht der Clou nun darin, dass diese Bücher von Unbekannten gefunden werden und Letztere durch Eingabe der ID auf Bookcrossing die vom Vorbesitzer hinterlegte „Historie“ des Buchs nachlesen von ihm hochgeladene Fotos ansehen, dessen Bewertung des Buches nachlesen können und so weiter.
Eine weitere Assoziation, die ich beim Lesen des Artikels hatte, war die mit einer alten Handy-Werbung. Darin dokumentiert ein Mädel ihren Nachhauseweg mit Fotos, die sie an markanten Standorten mit der Handy-Cam macht. Und dieses Handy drückt sie dann am nächsten Tag irgendeinem Typen in die Hand (so oder so ähnlich ging der Plot, leider erinnere ich mich nicht mehr genau, von welchem Unternehmen der Spot war). Hier wird quasi ein ähnliches Konzept verwendet, in dem ein Gerät um eine zusätzliche Informationsebene erweitert wird.
Tales of Things ist somit nicht grundsätzlich neu (es gibt ja auch schon das Taggen von Menschen) und schon gar nicht ein weiterer dieser schwachsinnigen Einfälle, auf die die Leute nur deshalb kommen, weil es ihnen die heutige Technik und das Internet ermöglichen. Von dem, was ich bisher über die Plattform weiß, ist es im Gegenteil eine konsequente Weiterentwicklung der oben genannten Beispiele und ein weiterer Schritt in Richtung des Internets der Dinge. Und wenn mir diese Bemerkung gestattet ist: Ich finde das Konzept sehr spannend und würde mich nicht wundern, wenn es tatsächlich zum Hype werden würde. Ob’s das Zeug zur Revolution hat? Was meint ihr? Welche „Anwendungsbereiche“ für die Idee seht ihr? Werdet ihr euch anmelden (Startschuss ist ja heute)?
Und noch eine Anmerkung zum Schluss: Das Beispiel von Tales of Things zeigt, dass die Ära der Barcodes noch längst nicht tot. Und dass Microsoft sich entgegen aller Unkenrufe mit seiner Forschung im Bereich Mobile Tagging doch nicht ganz rückwärts in der Zeit bewegt. Allerdings möchten die Verantwortlichen von Tales of Things mittelfristig eine kleinere und weniger auffällige Lösung für das Taggen finden. Sie haben nämlich die Sorge, dass der eine oder andere Besitzer durch das Anbringen eines Barcodes eine Wertminderung seines Gegenstandes oder Einschränkugnen in der Ästhetik befürchtet.
(Marek Hoffmann / Bild: micahdowty)