Mein Keller gleicht meinem alten Kinderzimmer, lediglich bereinigt um die Möbel, die ich früher besessen habe. Unter einer gefühlten Zillion an unterschiedlichsten Comics hausen He-Man und viele seiner „Masters of the Universe“-Kollegen, neben alten Lego-Raumfahrt-Bausätzen fliegen irgendwelche Hot Wheels-Autos und H-Null-Eisenbahnmodelle umher. Auf dem Friedhof der Spielzeuge findet sich fast alles wieder – nur leider keine alten Video- und PC-Games.
Schade. Das Beispiel von Tanner Sandlin aus Texas zeigt nämlich, dass nicht nur antike Möbel, sondern auch alte Video-Spiele jede Menge Geld einbringen können. Der gute Mann hatte einen Artikel über Letztere auf CNN.com gelesen. Dabei erinnerte er sich, dass er eine der dort genannten Raritäten noch irgendwo in seiner Garage haben müsste. Also stöberte er ein bißchen und fand die dreizehnte bekannte Ausgabe des Spiels „Air Raid“ für den Atari 2600. Na und die verwandelte er auf eBay direkt in bare Münze.
Für satte 31.600 Dollar (also knapp über 23. 000 Euro) wechselte das Spiel seinen Besitzer – den angeblich zweithöchsten Preis, der jemals für ein Video-Game gezahlt wurde (der höchste wurde laut CNN für eine orginalverpackte Version von Stadium Events hingeblättert, nämlich 41.300 Dollar). Das Witzige an der Sache ist: In dem CNN-Artikel war das Spiel „nur“ auf 1.000-3.000 Dollar geschätzt worden – die durchschnittlich für das Spiel erzielten Preise. Lässt man die Inflation und andere geldentwertende Phänomene außer Acht, dann hat Sandlin ungefähr 31.590 oder sogar 31.595 Dollar Gewinn mit dem Verkauf erzielt. Als er sich das Spiel nämlich im Kindesalter irgendwann in den Mittachzigern kaufte, kostete es irgendwas um die 5-10 Dollar. So genau erinnert sich der gute Mann da nicht mehr dran, dafür aber an den Namen des Lädchens: Tuesday Morning. Und dass er es höchstpersönlich dort gekauft hat.
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Die anderen zwölf Besitzer hatten ihre Ausgaben nämlich auf Auktionen oder in Second Hand-Läden erworben. Der sich für sie daraus ergebende Nachteil besteht darin, dass sie nicht die Originalbesitzer des Games sind und dessen Herkunft daher nicht eindeutig nachgeweisen werden kann. Dies sind aber offenbar Hauptkriterien, anhand derer die Authentizität (also der Nachweis, dass es sich nicht um eine Kopie, ein Fake oder ein Imitation handelt) eines Spiels ermittelt wird. Deswegen hatte Sandlin auch den deutlich höheren Verkaufspreis erzielt -wobei mir nicht ganz klar wird, wie er seinen „Originalbesitz“ nachgewiesen hat. Aber okay, sei’s drum. Nicht unerheblich wird nämlich auch gewesen sein, dass sein „Air Raid“ sich noch in der Originalverpackung befand – diejenigen der Dutzend anderen Besitzer hingegen nicht.
Und die Moral von der Geschichte: Ich werde nie mehr über diejenigen Lachen, die ihre originalverpackten Swatch-Uhren wie einen Schatz in ihren Schubladen hüten. Und gleich nach der Arbeit werde ich meine beiden älteren Schwestern anrufen – wer weiß, was sich in deren Kellern so finden lässt…
(Marek Hoffmann / Foto: Twisexee)