Als ich am vergangenen Samstag die für viele überraschende Nachricht las, dass Twitter den Client „Tweetie“ übernimmt, war ich ehrlich gesagt gar nicht so überrascht. Nach dem kryptischen Tweet von Twitter-Entwickler Alex Payne, hatte ich bereits Anfang März in einem Post meine Meinung geäußert, dass der Microblogging-Dienst „Tweetie“ & Co. den Kampf ansagen und und in Konkurrenz zu seinen eigenen „Parasiten“-Diensten treten würde. Bereits damals bemühten sich die Verantwortlichen des Microblogging-Dienstes um Schadensbegrenzung, indem der Tweet ruckzuck gelöscht und die Interpretationen des darin gemachten Statements ins Lächerliche gezogen wurden. Ja, und nun versucht man es wieder, dieses Mal in einem langen Brief an die Entwickler, in dem die Gründe für die Übernahme genannt und die Ängste der Client-Hersteller als unbegründet dargestellt werden. Nun denn, wer’s glaubt.
Während die einen sich aber noch im kollektiven Trauma befinden und an Plan B bis Z schmieden, heißt es für andere bereits wieder „business as usual“. So zum Beispiel für Bill Gross, den Gründer der Firma Goto.com, die in den späten 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts das Synonym für erfolgreiche „Paid Search„-Werbung war. Das Konzept dieser Form des Suchmaschinenmarketings, das auf dem Prinzip „Pay for Performance“ beruht und auf dem heute beispielsweise auch AdWords von Google basiert, lautet kurzgefasst wie folgt: Firmen bezahlen dafür, dass ihre Internetseiten bei Suchanfragen in verschiedenen Suchmaschinen auf einem gewünschten Platz gerankt werden. Hierzu werden von dem Unternehmen bestimmte Keywords ausgesucht, die es seinem Produkt zuweist. Sucht eine User mittels dieser Schlagwörter nach einem Produkt, erscheint die Werbe-Anzeige des Unternehmens. Klickt der Suchende die Anzeige an, muss das Unternehmen einen zuvor mit dem Suchmaschinen-Betreiber vereinbarten Preis an diesen überweisen. Joah, und dieses Prinzip überträgt Gross nun auf Twitter.
Mit seinem neuen Start-Up TweetUp, das sich seit dem vergangenen Sonntag in der offenen Beta-Phase befindet, bietet Gross ein Tool an, mit dem Tweets nach Relevanz gerankt werden. Dabei können zahlungskräftige und -willige Twitter-User die Platzierung ihrer Tweets nach oben pushen, indem sie, wie oben beschrieben, für bestimmte Keywords Geld bieten. Gross zufolge dürfte diese Möglichkeit nicht nur Unternehmen, sondern auch Privatpersonen ansprechen. Während Erstgenannte nämlich einen ganz offensichtlichen Nutzen davon haben, dass ihre Tweets bei Suchanfragen mit bestimmten Keywords ganz oben stehen, profitieren Letztere wie folgt: Indem die Tweets der Person ganz oben erscheinen, gewinnt sie an Relevanz und in der Folge an Followern. Und je mehr Follower ein Twitterer hat, desto höher seine Chance, von potenziellen künftigen Arbeitgebern als wertvoller, weil im Twitterverse vermeintlich bekannter und einflussreicher Mitarbeiter eingestellt zu werden.
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Berüchsichtigt man den Umstand, dass Firmenchefs sich heutzutage tatsächlich sehr für die Aktivitäten der künftigen Angestellten im Netz interessieren – aus welchen Gründen auch immer -, und sich eine geplannte Social Network-Kampagne mit einem „bekannten“ Twitterer möglicherweise besser launchen lässt, ergibt der Gedanke durchaus Sinn. Bin gespannt, ob diese Rechnung aufgeht beziehungsweise wie solche gekauften Rankings von den Usern aufgenommen werden. Bin auch auf eure Meinung in den Kommentaren gespannt.
Fast spannender als diese Entwicklung finde ich aber den Umstand, dass hier ein Monetarisierungsmodell für Twitter vorgestellt wird, das – zumindest mit den Werbetreibenden – tatsächlich funktionieren könnte. Und der Clou an der Sache ist: Völlig ohne Dazutun beziehungsweise einer Abhängigkeit von Twitter.
Detailliertere Informationen zu TweetUp und dem Busindessmodell findet ihr in der Pressemitteilung und dem nachfolgenden Knapp-Acht-Minüter. Leider ist Letzterer nur etwas für jene unter euch, die die englische Sprache relativ gut beherrschen – sorry.
(Marek Hoffmann)