Ich hatte die Story heute Morgen auf N24 kurz mitbekommen, bevor ich das Haus verließ: „…unser Verständnis der menschlichen Evolution revolutionieren“, hörte ich beim Zähneputzen. Zwei Paläoanthropologen hatten in der südafrikanischen Steppe einen Wahnsinnsfund gemacht: zwei Skelette sind aufgetaucht – die Knochen einer Frau und eines Jungen. Die beiden sind vor 1,95 bis 1,78 Millionen Jahren in einen Tümpel gefallen und sind dabei ums Leben gekommen. Evolutionsforscher rund um den Erdball sind nun in leicht hysterische Aufregung versetzt, immerhin könnte der Fund den Missing-Link in der Entwicklungskette aufzeigen: Wann wurde aus dem Menschenaffen der Mensch?
Die beiden Skelette sind recht zierlich, die Frau wog etwa 33 Kilogramm, der Junge 27 Kilogramm – keiner der beiden war größer als 1,27 Meter. Die Länge der Beinknochen und die Form der Becken lassen darauf schließen, dass sie bereits aufrecht gingen. Auf der anderen Seite sind die Schädel ziemlich klein, um genau zu sein, etwa vier Mal kleiner als die Schädel heutiger Menschen – aber Intelligenz ist ja nicht alles. Die Forscher gaben den neue entdeckten Urmenschen den Gattungsnamen Australopithecus sediba, wobei „sediba“ in einer Bantu-Sprache mit „Quelle“ übersetzt wird – tatsächlich weiß aber noch kein Wissenschaftler, wo und wie die Fundstücke in der Menschwerdung eigentlich zu verorten sind.
Das ist schon eine sensationelle Nachricht, noch spannender wird sie aber, wenn sich kurze Zeit später die größte Suchmaschine der Welt zu Wort meldet und in aller Bescheidenheit mitteilt, dass man an der beispiellosen Entdeckung ein wenig mitgewirkt habe: Die Erforschung der Wiege der Menschheit (Maps) habe der leitende Wissenschaftler Lee Berger mit einer Recherche bei Google Earth begonnen. Gemeinsam mit Kollegen tauschen sich Forscher weltweit über bestehende Grabungsorte und erfolgsversprechende Gelände aus: „Er nutzte Google Earth, um neue Fossilien-Ansammlungen zu finden, indem er lernte, wie höhlenreiche Gebiete in Satellitenbildern aussehen“, so Michael Jones von Google. Offenbar mit Erfolg, will man meinen – vor Beginn des Projekts waren 130 Höhlen bekannt, nach der Google Earth-Nachhilfe hatte Berger Kenntnis von 500 bislang unerforschten Höhlen.
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Gut gemacht, Google! Übrigens habe ich Michael Jones, der den Blog-Post für die Suchmaschine verfasst hat, auf der CeBIT in Aktion gesehen. Eine sehr einnehmende Persönlichkeit, als Mitgründer von Google Earth nehme ich ihm seine aufrichtige Begeisterung ab. Allerdings – und das darf nicht vergessen werden – ist Google derzeit auch Werbetour für Kartendienste (Stichwort: Street View) und ist bemüht, datenschutzrechtliche Bedenken mit einem Verweis auf den Nutzen zu zerstreuen. Das aber nur für den Hinterkopf…
(André Vatter)