Sonstiges

Reklamations-Prävention: Amazon patentiert Videoüberwachung des Verpackungsvorgangs

Erst gestern berichteten wir über die ominöse Reptilien-Ausrede, mit der eine Amazon-Mitarbeiter einen Kunden abspeisen wollte, der sich nach seinem verspäteten Paket erkundigte. Jetzt erfahren wir aus weiteren US-Kreisen, dass der Versandhändler offenbar wirklich ein Problem mit renitenten „Ich habe das nie bekommen!“-Anfragen hat. Wie aus einem gerade eingereichtet Patentantrag hervorgeht, plant Amazon die Videoüberwachung des kompletten Versandprozesses: „Ein Bild oder mehrere Bilder von Waren können im Rahmen der Auftragsabwicklung beim Verpacken in der Versandstation geschossen werden und mit dem Auftrag assoziiert werden. Alternativ könnte auch ein kurzer Videoclip während des Verpackens aufgenommen werden“, heißt es dazu in dem Schreiben.

Das reicht dem Händler aber noch nicht aus. Denn schließlich geht es nicht um die Absicherung gegen Mitarbeiterdiebstahl in den eigenen Lagern, sondern um das Sammeln von Beweisen im Falle von Reklamationen. Kunden erhalten nach den Plänen in ihrer Versandbestätigungsmail eine Referenznummer, mittels der sie über den Browser die Fotos und Videos direkt einsehen können: „Die Bilder können zum einen Aufnahmen beinhalten, die den Verpackungsvorgang zeigen, können aber ebenso auch die Versandadresse auf dem Paket dokumentieren. Auf diese Weise weiß der Kunde, dass es sich bei dem Paket auf den Bilder in der Tat um seines handelt.“

Die putzigen Strichmännchenzeichnungen, die gemeinsam mit dem Antrag eingereicht wurden, sind soweit selbsterklärend: Demnach würde es im Lager praktisch keinen Fleck mehr geben, der nicht mit Kameras ausgestattet ist.


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Die Totalüberwachung hätte noch einen weiteren Vorteil: Wer bei Amazon schon einmal bestellt hat, weiß, dass beim Öffnen des Pakets neben der Ware oft noch ein ganzer Haufen von Gutscheinen, Coupons und Flyern zum Vorschein kommt. Laut ÜberGizmo führen die Partnerhändler regelmäßig Stichprobenkontrollen bei der Abfertigung durch, um sicherzustellen, dass der Versandhändler das Werbematerial tatsächlich beilegt. Durch die Videokontrolle könnten sie sich diese manuelle Überprüfung sparen.

(André Vatter)

Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

10 Kommentare

  • Aber was soll die Videoüberwachung beweisen? Dann ist das Paket halt aus dem Laster gefallen oder wurde aus dem Briefkasten geklaut. Alles schon vorgekommen.

  • Ich glaub wenn ich beim amerikanischen Patentamt arbeiten würde müsst ich bei so einem Antrag – vor allem mit diesen Skizzen – eine gewissenhafte Überprüfung meines Kalenders vornehmen, um sicherzugehen das noch nicht der 1. April ist.

  • Die Aufzeichnung des Verpackungsvorgangs soll patentwürdig sein?
    Naja, heute scheint jeder Furz eine Anmeldung wert zu sein…

  • Witzige Sache…sollte man als Privatmensch eigentlich sowieso bei jedem eBay-Verkauf zur Absicherung machen. Frage mich nur, ob so ein Überwachungswahn in Deutschland funktionieren würde – oder haben die hier keinen Betriebsrat?

  • Ich vermute, Amazon-Pakete verschwinden öfters im Umfeld des Empfängers als bei Amazon auf dem Firmengelände. Schließlich kann jeder Mensch Amazonpakete sofort erkennen…
    Es wäre wirklich vieles einfacher, wenn man alles und jeden mit RFID ausstattet. Dann weiß man gleich wo sich jeder Mensch aufhält, wo jeder Gegenstand auf der Welt ist… usw… totale Überwachung für alles und jeden.
    Als nächstes kommen die Kameras in die Wohnungen der Menschen… und macht diese für jeden zugänglich… es gäbe bestimmt genug Blockwarte, welche den ganzen Tag darauf warten würden, bis sie jamanden anschwärzen können.
    (Schade, das es wirklich so ist).

    Mal wieder ernsthaft: Bei den größeren Geschäften werden schon heute die Kassierer per Videokamera überwacht. Bei Tankstellen das gleiche: Da werden Kunden und Kassierer videoüberwacht…

    @Till: Betriebsrat bei Amazon? Das ist ne gute Frage.

  • Wenn das Krokodilproblem nicht so bierernst wäre.. man könnte meinen das deutsche Patentrecht ist eine humorlose Spaßbremse

  • [AUTOSAVED] Die besten Aprilscherze im Internet 2010…

    Auch wenn ich eigentlich erst nach dem Relaunch wieder bloggen wollte: Die Aprilscherze haben hier schon Tradition und müssen sein. Der 1. April 2010 ist zwar noch jung, aber die ersten Exemplare begegnen einem schon. Im Laufe des Tages werde ich die F…

  • Schöne neue Überwachungswelt!?!

    Heute kann man doch alles beim Patentamt einreichen (Gene z.B.).
    Leider ist so eine Meldung wohl kein April-Scherz und so eine Überwachung hat auch nicht selten einen guten Grund.

    Ich kaufe gern persönlich und vor Ort – da kann man solchen Problemen aus dem Wege gehen.