Die traurige Wahrheit dürfte sich ja mittlerweile rumgesprochen haben: Schulabgänger und Studenten werden immer häufiger für schlecht (oder gar nicht) bezahlte Jobs herangezogen werden. Und die Qualität der Jobs ist dann oft ebenso hoch wie der angesprochene Lohn. Zumindest in diesem Punkt unterscheidet sich der britische Ableger der Warner Bros-Filmstudios von den anderen Unternehmen, die die Generation Praktikum mit offenen Armen willkommen heißen. Für ein einjähriges Praktikum zahlt die Film- und Fernsehgesellschaft von der Insel willigen Studenten nämlich umgerechnet 19.500 Euro (17.500 Pfund). Das sind immerhin 1.625 Euro pro Monat. Und was müssen diese dafür tun? Piraten jagen! Klingt komisch, ist aber so.
Im Kampf gegen Raubkopierer, File Sharer und wie die Cyber-Kriminellen sonst noch so von den Branchen-Riesen tituliert werden, holt man sich in seinem von Verblendung getriebenen Kampf gegen Windmühlen nun professionelle Verstärkung von den Universitäten. Technikinteressierte Studenten mit entsprechenden Studienfächern, Kenntnissen von und Erfahrungen mit Filesharing-Netzwerken sowie augenscheinlich einer persönlichen Abneigung gegen Netzpiraten sind ab Juli dieses Jahres herzlich im Hause Warner Bros. willkommen, Bewerbungsschluss ist aber bereits am 31. März. (Komplette Stellenausschreibung als .pdf) Auch wenn es Beispiele hierfür gibt, möchte ich an dieser Stelle mit Verweis auf das heutige Datum ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich bei dieser Meldung – zumindest von meiner Seite – nicht um einen vorgezogenen April-Scherz handelt.
Welche theoretischen Kenntnisse erlangen die jungen Elite-Jäger nun aber während dieser zwölf Monate und welchen praktischen Tätigkeiten sollen sie konkret nachgehen? Nachdem ihnen in Grundzügen die Verhaltens- beziehungsweise Verfahrensmuster beigebracht wurden, nach denen sie nach dem Entdecken von illegalem Material im Netz vorgehen müssen, werden sie von der Leine gelassen. Dann sollen sie sich unter anderem eigene Accounts auf Torrent-Seiten anlegen, Fake-Einkäufe auf illegalen Download-Seiten durchführen, Filesharing-Links mittles selbstprogrammierter Bots finden, Listen mit kriminellen Portalen anlegen und all die anderen Dinge, von denen nur Schwachsinnige annehmen würde, dass sie sich irgendwann auszahlen. Kurz: Sie sollen das Internet durchforsten und Warner-Inhalte aufspüren, die dort illegal verbreitet wurden.
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Sicherlich ist es sinnvoll, dort auf menschliche Helfer zu setzen, wo aus bestimmten Gründen Roboter ausgetrickst und automatisierte Gegenmaßnahmen wirkungslos bleiben. Aber im obigen Fall könnte Warner Bros. die Studenten auch genuso gut die Wassermoleküle in der Themse zählen lassen. Meine Meinung zu solchen Ansätzen, sowohl im Film- als auch im Musikbereich, habe ich an vielen anderen Stellen auf diesem Blog schon kundgetan und will euch deshalb hier damit verschonen. Dass die Idee aber zum Scheitern verurteilt ist und nur unnötig Geld kostet (wobei Warner schon wissen wird, warum man sich bei dieser Arbeit für Studenten entschieden hat), dürfte sich aber von selbst verstehen. Zumindest dann, wenn man kein verantwortlicher bei Warner ist.
Zudem würde ich mich nicht wundern, wenn sich unter den Bewerbern nicht auch Piraten befinden würden. Immerhin werden die Kandidaten doch sicherlich nach Talent und Fachwissen beurteilt – und davon dürften jene doch am meisten besitzen. Das würde ich dann Ironie des Schicksals nennen.
(Marek Hoffmann / Flickr – Fotograf: Bizmac)