Jetzt haben User aus dem alten Europa so lange darauf gewartet, dass die Amerikaner die IP-Sperre für Hulu aufheben – und nun ist dieser Schritt vielleicht völlig überflüssig. Gerade sorgt im Netz eine kleine Meldung des „Dow Jones Newswire“ für Furore. Überschrift: „RTL, ProSiebenSat.1 planen offene Internet-TV-Plattform.“ Bevor sich allzu große Euphorie breit macht, sollte erwähnt werden, dass keine der beiden Sendergruppen sich dazu bislang öffentlich äußern wollte; der Nachrichtendienst bezieht sich in dem Bericht auf unternehmensnahe Kreise.
Was wir (unter Vorbehalt) wissen: RTL und ProSiebenSat.1 bereiten derzeit ein Joint-Venture vor, das mit dem Aufbau eines Videoportals beauftragt werden soll. Dieses übernimmt jedoch nur die technische Realisierung, die Inhalte werden dann von den einzelnen Sendern geliefert. Warum zwei Wettbewerber plötzlich im Internet gemeinsame Sache machen? „Es ist einfacher für den Konsumenten, über nur eine Plattform zugreifen zu müssen, um seine Lieblingsprogramme ansehen zu können“, wird eine Quelle zitiert. „Es ist die deutsche Antwort auf Hulu.“
Schon heute haben beide Sendergruppen ihre eigenen Mediatheken, CSI-Fans werden beispielsweise mehrmals die Woche auf RTLnow oder Voxnow mit neuem, kostenlosem Futter versorgt. Allerdings ist die deutsche Online-Videolandschaft arg zersplittert: Wer den Fernseher durch den Rechner ersetzen möchte, muss eine große Bookmarkliste mit sich herumtragen. Umso aufgeregter darf man sein, wenn gemeldet wird, dass RTL und ProSiebenSat.1 das neue Portal allen Sendern öffnen will, privaten Wettbewerbern wie auch dem Öffentlich-Rechtlichen-Fernsehen. Finanziert wird das Ganze per Werbung. Der Nutzer zahlt keinen Cent, bekommt dafür neben den Inhalten aber auch unüberspringbare In-Video-Reklame geboten.
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Bis es aber soweit ist, müssen wir uns noch in Geduld üben. Laut „Dow Jones Newswire“ muss nun erst einmal die Zustimmung der Wettbewerbsbehörde eingeholt werden – ob die Entscheidung letztendlich durch die Europäischen Kommission oder durch das deutsche Bundeskartellamt getroffen wird, wird derzeit geprüft. Erst dann wollen sich die beiden Sendergruppen auch öffentlich zu ihrem Projekt äußern.
(André Vatter)
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