Eigentlich zeichnete sich die Entwicklung bereits nach einer Woche ab: Das Nexus One, Googles Einstieg in den Hardwaremarkt (mit Partner HTC), ist ein Ladenhüter. Keiner will das Google-Handy haben, dabei wurde der Marktstart Anfang des Jahres von Buzz en masse begleitet, selbst der Begriff „Super Phone“ wurde von den Entwicklern aus dem Boden gestampft, um der staunenden Menge zu verdeutlichen: „Das Ding, das ich hier in meinen Händen halte, ist besser als alles bislang Dagewesene!“ In Bezug auf Android-Handys hatte Google sogar Recht mit der Aussage. Das Nexus One ist bis heute das technisch fortschrittlichste Gerät in diesem Sektor. Dennoch zögern die Kunden beim Kauf.
Der Marktbeobachter Flurry kann die Anzahl genutzter Smartphones auf der ganzen Welt ermitteln. Dazu werden die Pings bestimmter Apps registriert, die zuvor aus Apples App Store oder auch dem Android Market heruntergeladen wurden – ein recht hilfreicher Trick, denn nicht immer kommunizieren die Anbieter ihre Verkaufszahlen nach außen. Nun hat Flurry eine ziemlich aufschlussreiche Bilanz vorgelegt, in der die drei Großen der Branche Erwähnung finden: Das iPhone der ersten Generation brauchte 74 Tage, um die 1-Million-Marke beim Absatz zu knacken, Motorola schaffte es in dieser Zeit, sogar 1,05 Millionen Exemplare des Motorola Droid aka Milestone zu verticken. Und Google? Das Nexus One wurde innerhalb der vergangenen 74 Tage 135.000 Mal gekauft. Hier das Ganze als Illustration:
Was ist denn da los? Als Google-Chef Eric Schmidt auf dem Mobile World Congress sein „Mobile First!“-Mantra zum Besten gab, musste er schon Einblick in die Zahlen gehabt haben. Vielleicht handelte es sich um einen Durchhaltebefehl. Im Zuge der neuesten Flurry-Zahlen hat Goldman Sachs die bisherige Prognose radikal nach unten korrigiert: Bislang ging man davon aus, dass Google 3,5 Millionen Handys verkaufen kann. Diese Zahl wurde nun auf eine Million gesenkt. „Wir gehen davon aus, dass Google ein zweites Nexus-Gerät auf den Markt bringt, es aggressiver bewerben und auch offline verfügbar machen wird“, so die Analysten. Im kommenden Jahr könnten dann vielleicht zwei Millionen Google-Smartphones verkauft werden. Vielleicht.
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Durch den Flop dürfte der Suchmaschine kein großer wirtschaftlicher Schaden entstanden sein – das Image-Desaster wiegt viel schwerer, immerhin will Google künftig fett im Harware-Markt mitmischen. Ein eigenes Chrome-Netbook befindet sich derzeit in der Entwicklung. Darüber hinaus hat sich Google als notorischer Support-Faulenzer in der Community keinen guten Namen gemacht. So etwas merkt sich die Kundschaft.
Es scheint, als hätten Dienst- und Software-Anbieter kein Glück, wenn sie sich plötzlich als Gerätebauer aufspielen: Nehmen wir den Zune als Beispiel, Microsofts erstes Hardware-Gadget, das 2006 auf den US-Markt kam und bis heute – trotz breit angelegter Marketing-Kampagnen – keine Begeisterungsstürme beim Publikum auslöst. 70 Prozent aller MP3-Player, die die Amerikaner mit sich herumtragen, sind iPods. Nun tauchen auch noch erste Gerüchte über zwei Microsoft-Handys (Projekt Pink) auf, die bereits im April vorgestellt werden sollen. Haben die Redmonder hier mehr Glück? „Branding bringt’s nicht“, lautet jedenfalls das Fazit aus der Vergangenheit.
Und bevor Fragen aufkommen: die Sache liegt bei Apple ein wenig anders. Bei Steve Jobs und Co. waren Hard- und Software von den ersten Tagen an (1. April 1976) gleichberechtigt in der Entwicklung. Heute rühmt sich Cupertino, dass die Nutzer ein gescheites Produkt bekommen, weil der Computer das Betriebssystem und das Betriebssystem den Computer in- und auswendig kennen.
(André Vatter / Foto: Flickr – Fotograf: avlxyz)