„Der kleine Blogger macht sich über uns lustig!“ – Mit dieser Einleitung stelle ich gerade ein vertrauliches und ebenso empörtes Gespräch im obersten Stock des New York Times Towers nach. „Was machen wir jetzt? Schreiben wir einen bösen Brief? Verklagen wir ihn? Lassen wir ihn verschwinden?“ – „Nein. Wir pflastern seine Seite mit Werbung zu!“ Klingt ziemlich schräg, aber so ähnlich muss es gewesen sein, als sich die Bosse der Zeitung gemeinsam mit der PR- und Marketingabteilung an einen Tisch setzten.
Doch zunächst die Vorgeschichte: Jake Dobkin ist Mitgründer und Mitschreiber des Blogs Gothamist, das auf Lokalnachrichten aus der New Yorker Region spezialisiert ist. Dobkin und sein Team erledigen einen guten Job, immerhin sind die Autoren auch näher am Geschehen dran, als es meinetwegen ein Redakteur vom Schreibtisch aus sein könnte. Von diesem Vorteil ist Gothamist selbst überzeugt – so überzeugt, dass Dobkin kürzlich der Kragen platzte.
Der Top-Medienjournalist David Carr hatte zum Panel geladen und bat den Blogger um seine Einschätzung zu seiner Zeitung als „verlässliche Nachrichtenquelle„. Dobkin antwortete – unter anderem auch auf Facebook: Das Lokalangebot der „New York Times“ sei eine Katastrophe, „sklavisch“ verhaftet in jahrhundertealter Tradition, die Redakteure seien unoriginell, unkreativ, faul und hätten den Blick für das Wesentliche verloren. Sein kleines Bloggerteam würde täglich bis zu 50 News veröffentlichen: „Wie viele Stories bringt der Lokalteil der ‚Times‘? 25? Und da die Lokalredaktion von 60 auf 30 und dann auf 15 Mann schrumpft, steht es außer Frage, dass es hart wird, auch diese 25 Artikel am Tag zu bringen.“
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Das dürfte gesessen haben. Nach der Tirade war bei der „New York Times“ nach außen hin Schweigen angesagt. Während dieser Zeit dürfte das oben nachgespielte Szenario hinter verschlossenen Türen stattgefunden haben. Gestern war es dann soweit und die Zeitung schlug zurück. Wie? Nun, so, wie angekündigt. Die „Times“ buchte die komplette (und ich meine: die komplette) Werbefläche, die beim Gothamist für Geld zu haben ist und pflasterte das Blog mit Bannern voll: „Sie suchen den besten Journalismus in New York? Sie sind dafür zur richtigen Zeitung gekommen. Die New York Times!“ Noch immer sind BigSize-Banner und Content-Ads über die Seite verstreut. Es gibt keine distinguierte Analyse dieser Retourkutsche und würde mich deshalb der Interpretation von Gawker anschließen. Was will die „New York Times“ Dobkin und seinen Kollegen mit dieser Aktion mitteilen? „Bitch, we OWN you!“
(André Vatter / Bild: Gawker)