Ihr habt darum gebeten und deshalb bekommt ihr es auch: ein Interview mit einer Messepersönlichkeit, die man im ersten Augenblick vielleicht nicht als solche erkennt. Als wir im Vorfeld gefragt haben, bei wem wir auf der CeBIT einmal vorbeischauen sollen, kam der Tipp: „Stattet doch mal der Halleninspektion einen Besuch ab. Die Jungs und Mädels haben einen harten Job und machen tolle Arbeit.“ Und so ist es auch gekommen…
Ich war gerade in der Inspektion der Halle 6, ein kleines Büro mit großen Fenstern, das als so etwas wie die Schaltzentrale des Ausstellungsgebäudes beschrieben werden kann. Hier arbeiten Frau Melanie Saul und ihr Kollege. Frau Saul ist eine aufgeweckte Dame, die gerne lacht und seit 1993 schon dem Beruf der Halleninspekteurin nachgeht. Kein anderer hat wohl einen so guten Überblick über die Messen in Hannover, wo die Trends liegen, wann es hakt und wie es weitergehen könnte. Und genau diese zuverlässige Quelle wollten wir jetzt einmal um Rat befragen:
Hallo, Frau Saul. Sagen Sie mal: Was macht eine Halleninspektion überhaupt?
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Die Inspektion ist der zentrale Anlaufpunkt der Halle; jede Halle hat eine eigene, normalerweise ist sie immer zu zweit besetzt. Unsere Aufgabe besteht darin, den Aufbau der Stände zu organisieren und zu kontrollieren. Wenn kleinere Probleme auftreten, bieten wir schnelle Hilfe. An anderer Stelle rufen uns hin und wieder Aussteller, wenn sie explizit etwas dagegen haben, dass Besucher Produkte fotografieren. Dann greift der Exponatsschutz.
Sie machen den Job seit vielen Jahren. Was gefällt Ihnen daran?
Mir macht das Spaß, weil die Messe eine Welt im Kleinen ist. Es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem man so viele unterschiedliche Menschen gleichzeitig kennenlernt: den LKW- Fahrer wie den großen Unternehmens-Chef. Dazu kommt das internationale Flair. Ich lerne Seiten von Leuten kennen, die mir im Urlaub nicht auffallen.
Zum Beispiel…
Zum Beispiel bei Asiaten: Einige von ihnen haben Schwierigkeiten damit, ein „Nein“ als solches zu verstehen, sie sind es nicht gewohnt – sie fragen immer wieder neu nach, bis ich es diplomatisch umschreibe. (Sie lacht)
Ist Ihnen auf der Messe auch schon einmal jemand richtig Bedeutendes über den Weg gelaufen?
Heute Morgen war die Kanzlerin in der Halle. Leider kam sie aber nicht hier vorbei, sondern hat am spanischen Gemeinschaftsstand eine Eröffnungsrede gehalten. Und ich konnte nicht hin, weil ich hier gut zu tun hatte.
Wie ist denn das, wenn Staatsbesuch ins Haus kommt, treffen Sie dann irgendwelche Vorbereitungen?
Wir bekommen davon eigentlich nicht viel mit, die Route der Standbesuche der Kanzlerin wird geheim festgelegt. Aber als ich heute Morgen schon die ganzen Polizisten in der Halle sah, da wußte ich, dass sie kommt.
Reden wir über die CeBIT. Kritiker behaupten, dass sie über die Jahre nachgelassen hat. Stimmen Sie da zu?
Nun, die Branche ist ein wenig eingebrochen. Ich erinnere mich daran, dass 2001 ein richtig starkes CeBIT-Jahr war. Früher war es ein Muss für Unternehmen, auf der CeBIT vertreten zu sein – andernfalls herrschten Gerüchte. Heute ist dieser Zwang nicht mehr ganz so stark. Manchmal gibt es auch diesen Dominoeffekt: Wenn beispielsweise Sony ein Jahr aussetzte, dann nehmen sich andere Aussteller ein Beispiel daran.
Wie sehen Sie die CeBIT heute?
Man kann die Branche schlecht bündeln, sie splittet sich auf: Handys, Computer, Zubehör und Dienstleistungen, die vor allem heute immer weiter in den Vordergrund wandern. Es gibt praktisch viele kleine Untermessen hier.
Würde die Strategie helfen, die Messe mehr auf Endverbraucher auszurichten? Also weg von der reinen Fachmesse…
Die CeBIT ist immer eine Fachmesse gewesen – man kann hier nichts kaufen. Bei den Ausstellern, die hier Geschäfte machen wollen, sind die Endverbraucher gar nicht so erwünscht, wie man meinen könnte. Früher gab es deshalb noch viele Werbegeschenke, Luftballons und so weiter. Das ist heute ein wenig anders.
Verraten Sie mir noch, welche Ihre Lieblingsmesse ist?
Die Domotex, die erste Messe des Jahres. Es ist eine Art Teppichmesse, mit tollen, handgeknüpften Teppichen aus arabischen Ländern, bei der Design eine große Rolle spielt. Das sieht man auch an den Ständen, sie sind sehr schön – eben mehr mit dem Auge gemacht. Auch das Klientel ist interessant, man sieht eine Menge ungewöhnlicher Kleidung.
(André Vatter)
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