Vor einigen Wochen habe ich an dieser Stelle über den externen Twitter-Bilderdienst TwitPic geschrieben und darüber, wie erfolgreich er ist. Der Dienst, der seinen Usern den Upload von Bildern auf die Microblogging-Plattform erlaubt, setzt jährlich etwa 1,5 Millionen Dollar mit Werbung um und erzielt damit einen Reingewinn von knapp einer Million. Seinerzeit schloss ich meinen Artikel mit den Worten, dass sich mindestens ein Unternehmen sicherlich über diese Zahlen ärgern dürfte: nämlich Twitter. Denn es handelt sich um Einnahmen, die Dorsey, Williams, Stone und Co. durch die Lappen gehen. Jedenfalls theoretisch, wenn sie denn selbst einen solchen (und jeden beliebigen anderen Fremd-Dienst, der profitabel ist) anbieten und Werbung schalten würden. Zumindest Letztgenanntes wurde dann vor knapp einer Woche vom Leiter der Produktabteilung bei Twitter, Anamitra Banerji, angekündigt. Und so wie es aussieht, wird nun auch der notwendige andere Schritt vollzogen, um sich die Einnahmen zu sichern, die einem „zustehen“.
Liest man nämlich den obigen, etwas kryptisch geratenen Tweet von Al3x, dann plant Twitter offenbar nichts anderes, als in Konkurrenz zu seinen eigenen „Parasiten“-Diensten zu treten. Genauer gesagt geht es in der Botschaft des Twitter-Entwicklers Alex Payne darum, die User nicht mehr über Desktop-Clients auf die Plattform zugreifen zu lassen, sondern auf direktem Weg. Denn erst dann könnte sich auf ihr eingeblendete Werbung überhaupt erst den Weg ins Auge des Users bannen – und dort unter Umständen einen Kaufreiz auslösen. Desktops-Clients von Fremdanbietern filtern das Zeugs vorher raus beziehungsweise zeigen es erst gar nicht an. Daher muss Twitter zunächst einmal (und unter anderem) die „nifty features“ (frei übersetzt etwa „hübsche“ oder „raffinierte Funktion“) der anderen Dienste selbst anbieten.
Dieses Vorhaben birgt aber ein gewisses Risiko. Denn der ursprüngliche Charme der Plattform entsprang lange Zeit seiner Schlichtheit. Anmelden, Tweet versenden, fertig. Jedes neu aufgenommene Feature aber stellt eine mögliche Einstiegshürde für Neu-User dar. Und auf die ist Twitter, wie jedes andere Unternehmen auch, händeringend angewiesen. Einer aktuellen Studie des Marktforschers Nielsen zeigt nämlich, dass beispielsweise in Großbritannien (in anderen Ländern dürften die Zahlen aber ähnlich sein) für 79 Prozent des Traffic auf Twitter nur 7 Prozent der User verantwortlich sind:
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Und diese „Heavy Visitors“ dürften eher zu den erfahrenen Internet-Nutzern Usern gehören, die für Werbung im Netz wenig empfänglich sind. Hierbei muss aber beachtet werden, dass die User, die über APIs auf die Plattform zugreifen, nicht in die Statistik aufgenommen wurden. Ein weiterer Grund für Twitter, hier für klare Verhältnisse zu sorgen.
Sollte der Tweet von Payne tatsächlich Rückschlüsse auf eine neue Strategie von Twitter zulassen, dann könnten Dienste wie oben genanntes TwitPic oder URL-Shortener bit.ly mittelfristig von der Internet-Bühne verschwinden oder sie müssten ihre Geschäftsmodelle neu ausrichten. Dies dürfte aber relativ schwierig werden, befinden sie sich doch in einer unbedingten Abhängigkeit zu ihrem „Wirt“ Twitter.
Um nun keine Panik aufkommen zu lassen oder weil es aus der Zentrale auf die Finger gab: der Tweet ist mittlerweile aus Paynes Historie verschwunden. Stattdessen wird versucht, dessen Aussagekraft herunterzuspielen, etwa durch solche Re-Tweets:
Aufschluss darüber, welchen Weg die Lenker des Microblogging-Dienstes eingeschlagen haben, dürfte bald CEO Evan Williams geben – zumindest in Ansätzen. Auf der am 12. März beginnenden South by Southwest Conference (SXSW) wird er nämlich die Keynote halten und es wird erwartet, dass er etwas zu der von seinem Mitarbeiter erwähnten „passenden und nützlichen Werbung“ erzählt.
(Marek Hoffmann)