Pre und Pixi sind keine Cartoon-Figuren aus alten Comics – sie sind Palms Rettungsplan. Der PDA-Hersteller war die große Nummer in den Neunzigern und entwickelte (für die damalige Zeit) leistungsfähige Handcomputer, die man heute am Besten mit „Smartphones ohne Telefoniefunktion“ beschreiben könnte – vielleicht waren es auch schon Tablets. Das Problem ist, dass irgendwann niemand mehr einen aufgepumpten Taschenrechner kaufen mochte. Die Kunden wollten einen mobilen Rechner und damit telefonieren.
Dieser Gedankenwandel ist lange Zeit an Palm völlig vorbei gegangen. Erst im vergangenen Jahr wurde man sich der eigenen Fähigkeiten wieder bewusst und warf die besagten Handys auf den Markt: Palm Pre und Palm Pixi. Ich habe mir vor einigen Monaten den Pre in einem Test angesehen – ein wirkliches putziges Stück Hardware, das sich nicht vor der Konkurrenz zu verstecken braucht. Mir gefiel auch das Drumherum, das Marketing, die Message (bis auf diese hier), das Flair. Palm war zurück und eine zeitlang sah es so aus, als würde der überrante Ewig-Gestrige wieder Boden unter die Füße bekommen. Das dachte ich zumindest, doch gestern Abend war es Zeit für einen ersten Kassensturz.
Der Umsatz des im Mai ablaufenden Geschäftsjahres würde weit hinter den Erwartungen zurückbleiben, maximal 1,6 bis 1,8 Milliarden Dollar seien drin. Im dritten Quartal werden maximal 285 Millionen Dollar umgesetzt – Analysten waren von 424 Millionen Dollar ausgegangen. Als Folge stürzte die Aktie um rund 20 Prozent ab, 6,53 Dollar waren nur noch drin. Dabei war dies nur eine erste Warnung, Palm will Mitte März das komplette Finanzergebnis auf den Tisch legen.
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War es das Aus für Palm? Das „Wall Street Journal“ bat einen Analysten von Charter Equity Research um ein Statement: „Ich würde nicht sagen, dass Palm tot ist, doch sie sind ziemlich nahe dran.“ Ich habe daraufhin bei Gartner die aktuellen Zahlen zu den Marktanteilen herausgesucht – und es sieht tatsächlich nicht gut aus: Palms Web OS kommt weltweit auf 0,7 Prozent.
Mittlerweile ist auch eine E-Mail aufgetaucht, die Palm-Chef Jon Rubinstein nach Bekanntgabe der aktuellen Geschäftszahlen an die Belegschaft versendet hat: „Ich verstehe, dass diese Nachricht schwer zu schlucken ist“, heißt es da. Rubinstein versichert, dass das Management hart daran arbeite, die Produkt-Performance zu verbessern. Außerdem sei das Projekt „JumpStart “ ins Leben gerufen worden, bei dem Markenbotschafter den Verizon-Verkäufern zur Hand gehen. Denn hier ist seiner Meinung nach der größte Aufholbedarf: Die Kundennachfrage sei die eine Sache, doch schuld an der Situation sei vor allem das zögerliche Verhalten der Carrier-Partner, die einen Bestellungstopp für Pres und Pixis angeordnet hätten. Verizon ist seit Anfang des Jahres dabei, zuvor waren Palm-Handys in den Staaten nur bei dem kleineren Mobilfunker Sprint zu bekommen.
Hierzulande wird der Palm Pre exklusiv von o2 angeboten. Die Telefónica-Tochter hat heute die Jahreszahlen für 2009 veröffentlicht und konnte demnach im vergangenen Jahr finanziell ordentlich zulegen: „Diese Wachstumsstrategie werden wir weiter verfolgen“, hatte André Krause, CFO von o2 Germany, das Ergebnis kommentiert. Ein Wachstumstreiber sei hier auch der Verkauf von Smartphones gewesen. „Das exklusiv von uns vertriebene Palm Pre ist das bisher erfolgreichste Smartphone bei o2“, so Krause. Offenbar scheint die deutsche Nachfrage allein aber nicht auszureichen.
Hoffen wir, dass es Palm noch schafft und die Kurve kriegt. Ich würde ungern später in ein IT-Museum gehen und mir dort verstaubte Pres ansehen. Ein wenig Hoffnung besteht: Bei Engadget steht gerade zu lesen, dass es schon morgen den Rollout eines neuen WebOS-Updates (Version 1.4) geben soll. Hier die Liste neuer Features – vielleicht überzeugen sie ja einige unentschlossene Kunden:
• Kontakte: Import und Export
• Videoaufnahme und -bearbeitung
• Verbesserter Kalender
• Verbesserte SMS- und Mail-Funktion
• Mehr Geschwindigkeit
• Support für Adobe Flash 10.0 (nur beim Pre)
(André Vatter)