Es ist – das erlaube ich mir – nicht ungerechtfertigt zu sagen, dass Google bislang keine große Leuchte in Social Media-Dingen war (Ausnahme: YouTube). Orkut war ein Flop, ebenso der Microblogging-Dienst Jaiku und auch nach der anfänglichen Euphorie konnte die Rakete Google Wave nicht wirklich abheben. „Mein Gott, kauft doch endlich Twitter!“, war deshalb die erste Reaktion, als die Meldung die Runde machte, Google würde mit einer hauseigenen Lösungen ins Networking einsteigen.
Doch Google hatte andere Pläne. Anstatt sich ein bereits vorhandenes Produkt einzuverleiben, macht die Suchmaschine es lieber selber – „besser“ möchte man fast sagen. Dazu wurde heute Gmail weiter aufgebohrt: Der Online-Dienst beinhaltete von Anfang an Mail-Fähigkeiten, dann kam der Chat hinzu, dann der Videochat – und nun kommt Buzz oben drauf. Um einen neuen Eingang in die Welt der sozialen Netzwerke zu finden, hat sich Google die Rosinen aus dem bereits am Markt Vorhandenen gepickt. In erster Linie zählen dazu unzweifelhaft Twitter, FriendFeed und Facebook – ein Vorwurf, den sich Google allerdings verbittet. Buzz wurde mit fünf Features ausgestattet, die direkt in der Gmail-Mailbox Anwendung finden. Hier die Funktionen im Einzelnen:
1. Auto-Following: Damit der Anfang nicht schwer fällt, hat sich Google erlaubt, eine vordefinierte Liste an verfolgungswürdigen Nutzern zur Verfügung zu stellen. Die Empfehlungen basieren auf den täglichen Kontakten, mit denen man chattet oder mailt.
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2. Schneller Zugriff auf Medieninhalte: Anders als bei Twitter ist es nicht nötig, Links anzuklicken und darauf zu warten, dass sich eine Seite öffnet. Buzz zeigt (beinahe) sämtliche Medien direkt im Stream: YouTube-Videos erscheinen unter den Status-Updates, komplette Flickr- und Picasa-Galerien werden in Vollbild integriert und Twitter-Tweets erscheinen in Buzz (auf diese kann man jedoch nicht antworten). Dies gilt selbst für ganze Websites, was die Publisher und Vermarkter nicht wirklich begeistern dürfte: Wird eine Seite per Link empfohlen, werden die grafischen Schlüsselelemente dort herausgerissen und in der Nachricht angezeigt. Einige Seitenbetreiber dürfte das ordentlich Traffic kosten…
3. Privatmodus: Buzz-Updates können öffentlich (zum Beispiel direkt auf dem Google-Profil) oder nur einem bestimmten Personenkreis zugänglich gemacht werden. Dazu können Listen angelegt werden, die sich bei jedem Post separat aktivieren lassen.
4. Inbox-Integration: Bestimmte Buzz-Einträge werden – wie E-Mails – im Eingangsordner dargestellt und durch ein kleines Icon gekennzeichnet. Die Liste wird in Echtzeit aktualisiert: Bleibt der Screen länger offen, kommen weitere Posts sichtbar hinzu. Der Nutzer legt selbst fest, was dort auftaucht, zum Beispiel Kommentare auf eigene Einträge, Kommentare auf eigene Kommentare oder Antworten, die – man kennt es schon von Twitter – als @-Replys ankommen (Muster: @username@gmail.com).
5. Empfehlungen: Um nichts Wichtiges zu verpassen, zeigt Buzz auch Status-Updates von Nutzern, denen man nicht folgt. Das können Freunde von Freunden sein oder User, die über Dinge berichten, die einen interessieren könnten. Laut Google wird dazu ein persönlicher Algorithmus trainiert, der mit der Zeit immer relevantere Einträge anzeigt.
Zeitgleich mit Buzz für den Desktop hat Google auch mobile Pendants gelauncht, die ab sofort verfügbar sein sollen. So wurde zum Beispiel die globale Startseite google.com frisch renoviert, in der rechten oberen Ecke befindet sich nun ein Buzz-Icon. Klickt der Nutzer im Handy-Display darauf, werden automatisch die GPS-Koordinaten des aktuellen Standortes erfasst und anschließend ohne weiteres Zutun aufgeschlüsselt. Auf diese Weise wird nicht nur die reine Information („Breite Strasse 135, Köln“) gefunden, sondern gleich auch interpretiert: „Starbucks am Dom“. Mit diesem Geo-Tagging im Gepäck kann dann ein Buzz-Update in die Welt geschickt werden. Ab heute sind auch entsprechende Apps für iPhone und Android-Handys verfügbar, die dies vereinfachen sollen. Sie erlauben wiederum den Zugriff auf weitere Features, wie den „Near“-Button, über den sich keine Buzz-Einträge von Verfolgten anzeigen lassen, sondern von Usern, die sich gerade in unmittelbarer Nähe befinden. Bequemerweise kann man sich diese auch gleich auf der überarbeiteten Version von Goggle Maps Mobile einsehen. Apropos Aps: Google will bald eine API auf XML-Basis zur Verfügung stellen, damit externe Entwickler ebenfalls ein wenig mit Buzz basteln können.
Das Roll-Out von Buzz beginnt ab sofort, Gmail-Nutzer können den Dienst direkt in der Mailanwendung finden. Auf der Präsentation wurde allerdings eingeräumt, dass nicht zwangsläufig jeder direkt Zugriff darauf hat – einige müssten sich noch „ein paar Tage“ gedulden.
Update, 21 Uhr:
Zur Stunde schlägt Google Buzz noch keine hohe Wellen – Nutzer scheinen eher „interessiert“. Vielleicht ist es ganz aufschlussreich zu sehen, was Twitter aktuell dazu zu sagen hat. Bitte schön:
(André Vatter)