Damals, in der Vorlesung, rutschte man mit dem Hintern auf dem Stuhl nach ganz vorne, als es plötzlich um das Rieplsche Gesetz ging. Und ich hoffe, es wird jetzt nicht zu HuiBuh-akademisch. Grob gesagt handelt es sich dabei um eine (heute umstrittene) medienwissenschaftliche Annahme, dass kein Medium komplett neu entsteht – sondern ein neues Medium immer das Beste vom vorherigen mitnimmt. Klingt kompliziert? Ein Beispiel: Als die ersten News-Websites in den Neunzigern auftauchten, kamen sie im altbewährten Zeitungsformat: Spalten, Headlines, Bilder, Texte – fertig! Sie waren so aufgebaut, wie man sie vom Print-Pendant her kannte. Man hätte ja annehmen können, dass die neuen Möglichkeiten des Internet zu etwas völlig Neuem reizen könnten.
Horst Wenzel von der Berliner Humboldt Uni hat das auch einmal schön an dem Beispiel der Hand durchexerziert: Schon prähistorisch gesehen, war sie ein Mittel der Gestenkommunikation. Sie dient Menschen zur Orientierung ebenso wie beim Begreifen von Dingen (Zählhand) und ihre Gegenwart als Kommunikationsmittel ist uns so in Fleisch und Blut übergegangen, dass Browser-Entwickler es als völlig selbstverständlich ansahen, sie auch als Symbol bei Hyperlinks zu verwenden: Haltet dafür einfach eure Maus über diesen Link. Der Umstand, dass wir hier eine Hand als Cursor-Icon sehen, ist also dem Affen in uns geschuldet.
Was ich mit dieser Einleitung sagen wollte: Schauen wir uns den Medienwandel im Buch- und Zeitschriftensektor an, sehen wir eine neue Technologie, die früher oder später das Papier gänzlich ablösen soll. Doch geschieht dies nach den oben geschilderten dynamischen Regeln? Oder ist das ein künstlicher Fortschrittssprung?
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Apple hat Multitouch zum Durchbruch verholfen, das iPhone hat neue Maßstäbe in der Bedienung gesetzt (zur Erinnerung gibt es hier noch einmal Steve Jobs‘ Keynote aus dem Jahr 2007). Die Befehlseingabe mit den Fingern ist wesentlich intuitiver als beispielsweise bei der Verwendung eines Stylus oder gar einer physischen Tastatur. Doch war das iPhone von Anfang in erster Linie ein Minicomputer, der Telefonfunktionalitäten Huckepack trug – kein Ersatz für Bücher und Zeitungen.
Es scheint dennoch offenbar keinen Zweifel daran zu geben, dass Multitouch der würdige Nachfolger der Holzmedien werden wird. Das neue iPad, das Apple kürzlich vorstellte, setzt voll auf die Fingergestensteuerung – Pinch & Zoom inklusive. Applaus brandete auf, als Jobs die simulierte Buchlektüre auf dem 9,7 Zoll-Display vorstellte. Hier noch einmal eine Demo:
Dass Amazon angesichts dieser vermeintlichen Leichtigkeit des Lesevorgangs grün vor Neid wurde, sieht man nun auch daran, dass der Buchhändler ebenfalls vom „Klick-Nächste-Seite-Klick“-Verfahren abweicht und sich ein Startup gekrallt hat, das auf Multitouch spezialisiert ist. Wir können also davon ausgehen, dass künftige Kindle-Generationen mit einem berührungsempfindlichen LED ausgestattet sein werden. Touchco, so der Name der übernommenen 6-Mann-Firma, arbeitet schon seit einiger Zeit an einer Entwicklung, die mit „interpolierendem, druckempfindlichem Widerstand“ beschrieben wird (siehe Bild oben). Die daraus hervorgehenden Displays sind durchsichtig und kosten nur ein Bruchteil von dem, was Apple für seine Touch-Screens zahlt.
Schön und gut. Bleibt die Frage: Ist Multitouch die Lösung? Stellen wir uns ein Buch (oder eine Zeitung) in der einen Hand und das iPad in der anderen vor. Ein Buch schlage ich irgendwo auf, ich werfe eine alte Quittung hinein und habe damit ein Lesezeichen. Es lässt sich knicken, in die Hosentasche stecken, wenn es hinfällt, passiert nichts. In der anderen Hand halte ich das iPad: Satte 700 Gramm, eine starre Oberfläche, nicht knickbar – zweifelsohne ein wertvolles Gerät, das ich bei Nichtgebrauch in einer Hülle verstaue. Wenn sich jemand aus Versehen draufsetzt, ist es ein Fall für den Mülleimer. Wie sehr folgt dieser Reader dem Rieplschen Gesetz? Was steckt darin, das ich schon von früher kannte? Antwort: Eigentlich nichts.
Man kann schon davon ausgehen, dass Multitouch nicht nur der würdige, sondern auch der ideale Nachfolger sein wird. Allerdings mangelt es heute an der Flexibilität der Lesefläche, an der intuitiven Bedienbarkeit, an der natürlichen Haptik – kurz: an der Einfachheit. Starre Displays können nur eine Zwischenstufe sein. Bis die jetzigen Lösungen diesem Anspruch gerecht werden, wird noch einige Zeit vergehen müssen.
Unter rein technischen Gesichtspunkten müssen sich Holzmedien meiner Meinung nach also keine großen Gedanken machen, von der Bildschirmfläche zu verschwinden (bei der wirtschaftlichen Betrachtung der Lage sieht das allerdings anders aus, da erwarte ich sogar knittrige Sorgenfalten im Gesicht). Spätestens wenn biegsame, robuste und hochfunktionale Multitouch-Oberflächen eine allgemeine Marktreife erreicht haben, dürfte die Luft für Papier aber wirklich eng werden.
(André Vatter)
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