Erst ziemlich spät hat das wohl bekannteste und infektiöseste MMORP-Game die Chancen des Web 2.0 für sich entdeckt – gerade ein Spiel wie „World of Warcraft“ lebt von der Mund-zu-Mund-Empfehlung: „Ey, guck mal hier!“ und „Ich warne dich, fang erst gar nicht damit an!“. Doch Blizzard hat offenbar nur deshalb lange gezögert, um dann geballt zuzuschlagen: Vor wenigen Tagen ließ die Spieleschmiede einen RSS-Feed im Netz erscheinen, in dem sämtliche Aktivitäten der WoW-Spieler in Echtzeit festgehalten werden – vollkommen öffentlich verständlich. Um als Spieler den Erfolgen des Gegners oder als Arbeitgeber dem plötzlichen Krankheitsfall des Mitarbeiters auf den Zahn zu fühlen, genügt es, auf wowarmory.com zu gehen und nach dem Namen des jeweiligen Charakters zu suchen. Hier das Beispiel eines Gamers mit dem Namen „Gimli„.
Die Mitglieder laufen Sturm gegen die neue Funktion, der betreffende Thread im WoW-Forum bringt es heute auf über 4.700 Beiträge: „Die Zeit (der automatischen Statusupdates) steht schon dabei, vor 1 Stunde 43 Minuten das und das gemacht“, regt sich ein Nutzer auf. „So langsam kann mich dieser Stasi-Haufen hier mal gern haben.“ Als ich davon vor rund einer Woche erfuhr und mir dann noch die müden Tipps der Gegenwehr („Verratet unter keinen Umständen eure Nutzernamen!“) zu Gemüte führte, klopfte ich per Mail bei Blizzard an und bat sie um eine Stellungnahme. Ich hätte ja liebend gerne angerufen, doch der Laden scheint völlig ohne Pressestelle oder unterstützende PR-Agentur auszukommen. Auf meine schriftliche Anfrage wurde ebenfalls bis heute nicht reagiert.
Ein Statement von Blizzard hätte uns nämlich dabei geholfen, nun auch die neuen Maßnahmen einzuschätzen, die für WoW gerade eingeleitet wurden. In demselben Forum hat Blizzard nämlich vor, das Arsenal noch weiter aufzubohren und neue Funktionen nicht nur für das iPhone, sondern auch gleich für Facebook verfügbar zu machen.
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Arsenal-App mit Auktionshaus
Schon seit einiger Zeit ist die mobile Variante des Arsenals für das Apple-Handy verfügbar. Sie bietet unter anderem einen Übersicht aller Charaktere, Gegenstände und Gilden auf WoW sowie den Zugang zum Ingame-Kalender und dem Talentrechner. Wir nun bekannt wurde, arbeitet Blizzard seit geraumer Zeit an der nun angekündigten Implementierung des Auktionshauses, das damit auch abseits des Spielgeschehens verfügbar wäre: „Es handelt sich dabei um einen ziemlich komplizierten Dienst, da eine so große Integration in das Spiel noch nie stattgefunden hat. Deshalb können wir auch noch keinen exakten Release-Termin nennen.“ Wenn die iPhone-App steht, soll das Auktionhaus ebenso einfach über die normale Armory-Seite verfügbar sein.
WoW zieht bei Facebook ein
Die weitere Expansion zieht das größte soziale Netzwerk der Welt mit ein: Blizzard bietet ab sofort eine App für Facebook an, über die sämtliche Aktivitäten im Spiel als Feed auf die Pinnwand geschleudert werden: „Sobald ihr die Applikation eingerichtet und euren Account damit verbunden habt, wird euer Facebook-Profil mit bis zu fünf gewählten Charakteren eurer Wahl verknüpft und die Anwendung generiert automatisch Updates für eure Errungenschaften, wie Stufenaufstiege, Erfolge, Boss-Kills und viele weitere“, lässt Blizzard mitteilen (hier auch die FAQs zum Feature).
Beide Pläne stoßen bei den Spielern nicht auf uneingeschränkte Begeisterung: „Mit Entsetzen las ich heute davon, das die werten Blizzard-Programmierer einfach ohne auf die Com und ihre Wünsche zu achten, mehr ‚tolle‘ Features einführen. Was ist denn nur los? Geht der Realitätssinn denn jetzt völlig verloren? Aufwachen liebes Blizzard-Team! Dem Kunden ist es nicht total egal, wenn ihr immer mehr von seiner Privatsphäre preisgebt“, macht sich ein Nutzer im Forum Luft. An anderer Stelle heißt es: „Und hier ist es dann: das nächste Feature, das es final erlaubt, den virtuellen Charakter mit der realen Person in Verbindung zu bringen.“
Ich hätte gerne Blizzard um eine Stellungnahme zu diesen Vorwürfen gebeten. Aber wie oben bereits beschrieben: Ich bekomme eher den Papst an den Hörer als irgendeinen Verantwortlichen bei der Spieleschmiede.
(André Vatter)