Man kann ja von der Unterhaltungsindustrie für Erwachsene (aka Pornoindustrie) halten, was man will. Aber eines hat sie wie keine Zweite perfektioniert: Technische Trends zu erkennen und gewinnbringend für ihre Zwecke zu nutzen. Prominenteste Beispiele waren in den 1980ern das VHS-Video-System, in den 90ern das Satellitenfernsehen und heutzutage das Internet. Von diesem Umstand haben die Hersteller der genannten technischen Geräte bisher nicht schlecht profitiert, schafften sie auf diesem Wege doch oftmals schneller beziehungsweise erfolgreicher den Weg in die Wohnungen der Konsumenten als auf dem Mainstream-Weg. Und es sieht so aus, als könnte die Pornoindustrie auch bei „The next big thing“ die Nase vorn behalten: dem 3D-Fernsehen.
Während große Firmen wie Sony, Philips oder Panasonic im Laufe dieses Jahres bereit sein werden, ihre 3D-Fernseher auf dem und für den Massenmarkt zu präsentieren, steht noch in den Sternen, ob sie sich in Privathaushalten überhaupt werden durchsetzen können. Dies hängt maßgeblich davon ab, wer sich einen solchen Fernseher überhaupt wird leisten können, welche Sender – außer vielleicht ESPN und Sky – ein entsprechendes Programmangebot zu Verfügung stellen und wie erschwinglich Leih-Videos in 3D sein werden. Im Porno-Business, das im Jahr alleine in den USA unglaubliche dreizehn Milliarden Dollar umsetzt, hat man solche Bedenken nicht.
Auf der – nicht zufällig – zeit- und ortgleich mit der CES stattfindenden Erotikmesse Adult Entertainment Expo (AEE) versichert Lance Johnson, Gründer von Badgirlsin3d.com deswegen: „Erotik ist das Gebiet schlechthin für 3D.“ Und präsentiert auch gleich ein Entertainment-Paket, das es in sich hat: einen 60 Zoll (152 Zentimeter) großen 3D-Fernseher inklusive Server und Shutterbrille. Das Ganze für satte 4.000 Dollar. Wer mag, kann auch gleich noch für 20 Dollar monatlich ein Abo für eine Online-Videothek abschließen.
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Die 3D-Riesenglotze wird übrigens von Mitsubishi hergestellt. Der japanische Elektronikkonzern ist damit aber längst nicht allein mit seinem Engagement in der XXX-Industrie, sondern befindet sich in hochkarätiger Gesellschaft. So stellt beispielsweise der zum amerikanischen Technologiekonzern EMC gehörende Festplattenhersteller Iomega wie selbstverständlich auf beiden Messen (CES und AEE) aus. „Das ist ein Markt, in dem Speicherkapazität gebraucht wird“, so ein Unternehmenssprecher.
Doch nicht nur große Technik-Unternehmen, sondern auch kluge Köpfe werden von der Branche angezogen, in der High-Tech zwar seit jeher eine prominente Rolle spielte, dies der breiten Öffentlichkeit aber immer hinter den Schmuddel-Image-Kulissen verborgen blieb. Eine neue Herausforderung scheint dort zum Beispiel Douglas Hines gefunden zu haben. Jahrelang war er als Computerwissenschaftler im Bereich der Künstlichen Intelligenz in den angesehenen AT&T Bell Laboratories tätig, bevor er in den XXX-Sektor wechselte. Nun präsentiert er mit seiner Firma True Companion „Roxxxy„, einen „Sex Roboter“ – ein Projekt, an dem er etwa zweieinhalb Jahre gearbeitet und das sage und schreibe über 500.000 Dollar Entwicklungskosten verschlungen hat. Apropos Kosten: Zwischen 5.000 und 7.000 Dollar muss man auf den Tisch legen, damit die Robo-Puppe einem nach Hause folgt, je nach „Ausstattung“.
Anderes Beispiel: Suki Dunham, Gründerin des Unternehmens Ohmibod (dem man übrigens auch auf Twitter folgen kann). Sie war als Marketing-Expertin für Apple tätig, bevor sie sich dazu entschloss, Vibratoren zu bauen. Allerdings nicht irgendwelche, sondern solche, die auch ihrem Ex-Chef Steve Jobs warme Gefühle bereiten dürften. Sie werden nämlich mit dem iPhone beziehungsweise iPod verbunden und bewegen sich dann im Takt der auf den Geräten abgespielten Musik…
(Marek Hoffmann)