Das Internet. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2010 und zahlen abenteuerliche 18 Euro monatlich an die GEZ, um das klassische Fernsehen empfangen zu dürfen. Da den Jungs irgendwer gesteckt hat, dass man mit diesen „neuartigen Rundfunkgeräten“ wie Handy, PC oder Notebook auch prima Radio und TV empfangen kann, will man das gleiche Geld zukünftig auch von Jedem sehen, der ein solches Gerät sein eigen nennt. André hat sich bereits ausführlichst zu diesem Aufreger ausgelassen. Und da gab es ja wieder diesen neuerlichen Vorfall…
Doch ich will jetzt hier nicht zu weit in diese Materie vordringen, weil mich dieses lange überholte Konzept der Fernsehgebühren erstens wütend macht und uns zweitens heute nicht an dieser Stelle interessieren soll. Stattdessen möchte ich den Blick über den großen Teich schweifen lassen – ins Land der unbegrenzten Medienmöglichkeiten. Egal, ob es um Musik geht oder um TV-Serien und Filme – der medieninteressierte Mensch hierzulande muss ja förmlich feuchte Augen bekommen, wenn er in das Internet-Schlaraffenland USA schaut.
Dank Hulu – der Video-on-Demand-Plattform schlechthin – ist der US-amerikanische Serien- und Kinofan in der glücklichen Lage, sich per Internet mit Kinofilmen, Trailern und TV-Serien der Sender Fox, NBC und ABC versorgen zu lassen. Man hat dort also bereits ein System etablieren können, welches sowohl von Industrie als auch den Verbrauchern mehr als wohlwollend angenommen wird. Darüber hinaus kam mit TiVo eine Set-Top-Box auf den Markt, die sich in den Vereinigten Staaten (in Kanada, Taiwan, Australien, Großbritannien, Mexiko und demnächst Neuseeland ebenfalls verfügbar) als Standard durchgesetzt hat und dafür gesorgt hat, dass in diesen Ländern das klassische Zeitfenster-Denken nicht mehr stattfindet. Dort laufen die Simpsons nun mal nicht um 20 Uhr an jedem Dienstag, sondern dann, wenn man Zeit hat.
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Selbst, wenn es hierzulande sicher technisches Gerät gibt, welches sich schlechter verkaufen lässt als ein Festplattenrecorder, steckt diese Entwicklung in Deutschland noch in den Kinderschuhen und das Selbstverständnis, alles zur gewünschten Zeit sehen zu können, geht uns daher noch ein wenig ab.
Wird 2010 der Durchbruch für IP-TV?
Schauen wir ein paar Tage weiter ins neue Jahr 2010, kann man sicher orakeln, dass IP-TV auch hier eine größere Rolle spielen wird. Dass dieses Wachstum sich allerdings auf äußerst niedrigem Niveau abspielen wird, ist vermutlich auch jedem klar. Zu verfahren ist die Situation, wenn es um Gebührenmodelle und Lizensierungen geht.
Wenn ich also behaupte, dass 2010 ein Wendepunkt für Internet-TV darstellen kann, dann habe ich auch da wieder die Vereinigten Staaten im Fokus. Meine Behauptung stützt sich zu einem Teil auf die erfolgreichen Schultern von Marketing-Experte Simon Fuller, der nicht nur als Manager der Spice Girls und der Beckhams von sich reden machen konnte, sondern unter anderem auch das Konzept zur Casting-Show „Pop Idol“ (hier bekannt als „Deutschland sucht den Superstar“) entwickelt und weltweit exportiert hat. Feilt jemand wie Fuller an einem neuen Show-Konzept, schauen demnach viele Leute sehr genau hin und kündigt er darüber hinaus an, dieses Format zunächst exklusiv über Hulu verbreiten zu wollen, schnalzen auch Techblog-Wannabes wie ich mit der Zunge.
Warum? Da sehe ich primär zwei Gründe. Zum einen bricht er mit einer Jahrzehnte alten Gewohnheit und kann durch ein hoffentlich durchdachtes Konzept fast im Alleingang eine neue TV-Ära einläuten. Andererseits – und das ist vermutlich wesentlich spannender für diejenigen, die bei solchen Produktionen den Kostenfaktor im Auge haben – hat er eine ganz andere Möglichkeit, sein Konzept auszuarbeiten und noch während der ersten Ausstrahlungen zu verfeinern.
Immer mehr Serien in den Vereinigten Staaten schaffen es aus Kostengründen gar nicht bis zur zweiten Staffel, oftmals sogar noch nicht mal weiter als die ersten drei, vier Folgen, weil der Quotendruck nicht zulässt, dass man einen durchwachsenen Serienstart aussitzen kann. Wenn ich mir überlege, wie von mir geschätzte Serien, wie zum Beispiel „Supernatural“, mit der Zeit so viel an Fahrt aufnehmen, kann man erahnen, welche Vorteile ein internet-only-Start mit sich bringt. Eventuelle Schwächen werden ausgemerzt, lange bevor sich die etablierten Sendeanstalten auf die Show stürzen – die klassische Win-Win-Situation. Macht dieses Beispiel Schule, könnte Hulu bzw. das Internet eine sensationelle Spielwiese für neue Show- und Serienkonzepte werden – irgendwann dann hoffentlich auch hierzulande.
Welche Rolle spielt Apple?
Spekuliere ich auf den weltweiten Durchbruch des Internet-Fernsehens, kann ich das eigentlich gar nicht, ohne auch einen Blick auf den langen Schatten des Steve Jobs zu werfen. Spekulationen zufolge lässt Jobs schon bald eine weitere Bombe platzen, die mit der Neuausrichtung seiner Allzweckwaffe iTunes zusammenhängt. Schon heute können wir dort neben Musik, Hörbüchern und Podcasts eben auch Filme und Serien kaufen und ausleihen.
Der Coup zwischen Apple, CBS und Disney sieht vor, dass man demnach künftig die Inhalte der Sender abonnieren könnte – wie Podcasts. Es ist durchaus schön, sich hier und da mal einen Film zu kaufen oder zu leihen und den dann logischerweise jeweils zu bezahlen. Schöner und sinnvoller wäre es aber doch, wenn ich mir aus dem Sender-Portfolio exakt das Programm zusammenstelle, welches ich wirklich sehen möchte und mir das dann anschaue, wenn mir danach ist und nicht etwa, wann der Sender einen festen Slot vorgibt. Dafür zahle ich dann einen Betrag X jeden Monat – und ich versichere Euch, dass ich den gerne zahle, wenn ich dafür genau das bekomme, was ich wirklich sehen möchte und mich die Forderungen der GEZ bis dahin nicht auffressen.
(Carsten Drees)
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Herr MaschinenMensch, Uwe Keim erwähnt. Uwe Keim sagte: Basic Flashback: 2010 – das Jahr, in dem wir Kontakt (zum Internet-TV) aufnehmen http://ff.im/-dIHmp […]
… der durchbruch kommt wenn IPTV Deutschland online geht (http://www.iptv.de) … 🙂
Vollkommen richtig, wobei „noch in den Kinderschuhen“ groß geschrieben werden müsste. Beim so tollen „Maxdome“ mag ich nichtmal zuschauen wenn es kostenlos wäre, weil es technisch einfach nicht ausgereift, und praktisch nicht nutzbar ist. Dann lieber über iTunes einen Film für 3 Euro den man auch anhalten, ohne Stream schauen, und vernünftig laden kann.
Das es eigentlich total absurd ist „Programmzeitschriften“ zu produzieren die die Leute lesen sollen um dann zu schauen wann sie mittels Festplattenrekorder einen Film aufnehmen sollen können, merkt man wenn man mal „Save.TV“ oder eben iTunes genutzt hat. Wenn das ganze dann auch noch vernünftig und einfach mit dem TV-Gerät funktioniert (nein ich meine nicht diese gruseligen und schwerfälligen TV-Internet-Zugangs-Dinger) gibts nur noch sehr wenig Gründe für „Sende“-TV.
Spannend wird das ganze ja für User wie mich, die auf ihrer (nichtmal) 1000er DSL Leitung sitzen und nen halbes Jahr für nen Youtube-Video brauchen 😉
Aber ich hab ja jetzt ne TV-Karte, von daher… 🙂
@ #2: Nen Subdomainanbieter? oO
So wünschte ich mir das:
Serien sind offiziell sofort weltweit überall bei einem Videohoster verfügbar, in originaler Sprache! Wenn Leute es auf deutsch oder anders synchronisiert haben möchten, müssen sie halt warten und es wird dann entsprechend nachgereicht.
Was hierbei immer vergessen wird ist, dass im Fernsehen bereits läuft was gerne gesehen wird. Alles wird nach Quoten gemessen und bewertet und produziert. Klar experimentieren die Sender (auch private) mit ungewöhnlichen Dingen und hoffen dann auf Quote. Aber letztendlich wird produziert was der Kunde sehen will. Ganz genauso wie bei Pay-Per-View/IP-TV in der hier ausgemalten Zukunft. Nur läuft eben nicht 24 Stunden am Tag genau das was dir gefällt, sondern weil es eben ein serielles Programm ist alles zusammen.
Das Problem bei dem hier beschriebenen Szenario ist, dass der Bauer selten kauft was er nicht kennt. Also wird ebenso wie bei Kinofilmen massiv Marketing betrieben werden um einige „Blockbuster“ im Markt zu platzieren, die dann auch jeder abonniert. Ob das dann zu einem besseren Programm führt? Ich weiß es nicht … ich weiß nur, dass ich gerne für Aufzeichnungen aus dem Amiland bezahlen würde, wenn sie denn verfügbar wären. Aber nein, hier kommen wieder die Ländergrenzen und irgendwelche Rechte in die Quere. Sollten zukünftige Formate sich selbst online verkaufen, könnte dieses Problem wegfallen. Vielleicht dann sogar ähnlich wie bei großen Kinostarts zeitgleich in vielen verschiedenen Sprachen auf der ganzen Welt. Wer weiß 😉
Apropos Simon Fuller. Simon Cowell wiederum, der Fuller demnächst als wichtigsten Show-Erfinder ablösen wird, will seine X Factor in Las Vegas-Pläne dann auch mit weltweiten Liveübertragungen im Internet umsetzen, gegen Bezahlung natürlich.
http://www.prosieben.at/stars-lifestyle/news/cowells-the-x-factor-las-vegas-1.1225570/
Ist sicherlich in diesem Zusammenhang auch interessant. Ich wäre jedenfalls dabei.
Guter Beitrag, vielen Dank!
Das macht doch ein wenig Hoffnung. Mein Traum wäre allerdings immer noch eine anständige Filmdatenbank bei iTunes, die über die Starwars und Spiderman Trilogie hinaus geht.
Das mit iTunes wäre kein schlechtes Idee! Mir stört es nicht dass bestimmten Serien an einem bestimmten Zeitpunkt ausgestrahlt werden. Es bringt auch eine gewisse Regelmäßigkeit in dem Leben. Zum Beispiel Sonntagabend = Tatort Abend. Das mit den Gebühren klingt ja logisch, man muss zahlen wenn man die Möglichkeit hat TV-Ausstrahlungen zu empfangen.
Mir widerstrebt es, mich in die totale Abhängigkeit einiger weniger großen Unternehmen zu begeben. Als strikter Verweigerer sämtlicher „i“-Angebote habe ich trotz Allem nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben. Im Gegenteil, stellt sich eher das Gefühl ein, noch Herr meines Daseins zu sein. Betrübt verfolge ich aber das Phänomen des um sich greifenden „Kopf Ausschaltens“, weil die individuelle, persönliche Integrität der Bequemlichkeit untergeordnet wird. Mir ist Klar, dass ich damit immer mehr zu einem Aussenseiter mutiere und wohlmöglich irgendwann Alleine dastehe.
„Freies“ Fernsehen entspricht natürlich meiner Denkweise. Dass Freiheit zu Meist Teuer erkauft wird, ist eben der Preis dafür. Ich bezweifle aber, dass die Unternehmen hier mitspielen werden. Reine Profitgier ist schon Länger nicht mehr der alleinige Motor, erst, wenn ein Unternehmen es geschafft hat unseren Alltag komplett zu beherrschen, geben diese Ruhe – noch, doch was soll danach noch kommen?
Ich denke dass sich bei uns wirklich viel tuen wird im Jahr 2010 nicht nur in Bezug zum IPTV oder den „Podcast2.0“ von Apple.
@MrQT: Mit der Zeit wird das sicherlich kommen, aber das wird denke ich noch sehr sehr lange dauern! Denn Filme kommen erst dann wenn auch die Nachfrage besteht und die Nachfrage nach diesen Standart filmen ist eben größer als die der alten klassiker … (leider!)
[…] problemlos auf das iPad laden. Doch dabei soll es nicht bleiben. TV Inhalte könnten zukünftig wie Podcasts abonniert werden können, oder man strahlt sie direkt weltweit gleichzeitig über das Internet aus. Das bietet sich […]
Misschien als Internet TV wordt steeds populairder, dan zullen mensen stoppen met piraterij de afleveringen zo veel.
– BMX Helmet