Schon seit Jahren streiten sich die Experten und Leseratten darüber, ob ein E-Book jemals das klassische Buch ablösen kann. Zumindest für dieses Jahr hat das Christkind ein besonderes Geschenk an die amerikanischen Amazon-Mitarbeiter überbracht: Das erfolgreichste bei Amazon verkaufte Geschenk in den USA war in diesem Weihnachtsgeschäft die Kindle-Produktreihe und am 1. Weihnachtstag war zum ersten Mal der Absatz unter den E-Books bei Amazon größer als bei herkömmlichen Papierbüchern.
Wir in Deutschland können uns das aus sicherer Entfernung anschauen, denn mit fast ausschließlich englischem Content ist dieses Angebot für uns erst einmal nur mäßig interessant. Für den amerikanischen Markt, der dem interessierten Leser über 300.000 Bücher anbieten kann, sieht das logischerweise ganz anders aus.
Wie André ja bereits geschrieben hat, scheint Amazon in Apples Fußspuren treten zu wollen. Zu sehr fühlt man sich bei der Vorgehensweise an die Design-Fetischisten aus Cupertino erinnert und der weihnachtliche Coup lässt einen zudem an die Zeit zurückdenken, als der iPod seinen Siegeszug um die Welt antrat.
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Die Frage, die ich mir angesichts der weihnachtlichen Absatzzahlen stelle, liegt vermutlich nicht nur für mich auf der Hand: Kann man aus den Verkaufszahlen eines einzigen (und darüber hinaus besonderen) Tages einen Trend bzw. gar eine Trendwende ausmachen zugunsten von E-Books? Zugegeben, der Handschmeichler aus dem Hause Amazon sieht sensationell gut aus, Texte lassen sich offensichtlich sehr gut lesen und voraussichtlich wird sich auch niemand aus haptischen Gründen dieser Technik verschließen. Aber – und diese Einschränkung müsst ihr mir zugestehen – ich glaube nicht, dass ein außerordentlich guter Verkaufstag eine Trendwende für diese Technologie bedeutet.
Wie oben erwähnt, war die Kindle-Reihe der Renner im US-Weihnachtsgeschäft und so ist es ja nur mehr als logisch, dass sich die Beschenkten noch unter dem Weihnachtsbaum an die Arbeit machen und ihr neues Spielzeug mit Büchern füttern. Es ist davon auszugehen, dass das E-Book das klassische, gedruckte Buch ablösen wird, doch ich habe Zweifel, ob das wirklich so schnell von statten geht, wie Amazon uns aufgrund euphorischer Pressemitteilungen glauben machen möchte.
Lese ich das erste Urteil von Oliver drüben bei Aptgetupdate und behalte auch die technisch oft stärkere Konkurrenz im Auge, juckt es mir ja schon in den Fingern. Aber solange ich – trotz leidlich guten Englischkenntnissen – fast ausschließlich deutschsprachige Bücher lese, und solange ich nicht hundertprozentig weiß, welchen Pfeil Apple mit seinem iSlate im Köcher hat, werde ich erst einmal Abstand nehmen. Denn machen wir uns nichts vor: Weder wird Apple dieses Marktsegment kampflos preisgeben, noch kann man davon ausgehen, dass sich E-Book-Reader problemlos gegen die technisch übermächtigen Tablet-Rechner durchsetzen werden. Es bleibt mächtig spannend und der Kindle hat seit diesem Weihnachtsfest zumindest vorläufig die Nase vorn.
(Carsten Drees)