Zu Weihnachten ist die Selbstmordrate am höchsten, sagt eine ebenso weit verbreitete wie völlig falsche urbane Legende. Weit weniger falsch ist die Tatsache, dass uns dieses Jahr verstärkt der „virtuelle“ Selbstmord aufgeschwatzt wird, das dramatische Aussteigen aus den einschlägigen Netzwerken wie Facebook oder MySpace.
Erst vor wenigen Tagen hat André über ein solches Projekt namens Seppukoo berichtet, das mittlerweile gesperrt wurde. Nun bin ich über einen weiteren Ableger gestolpert, der sich Web 2.0 Suicide Machine nennt und wie Seppukoo ein Kunstprojekt sein soll, welches uns aus der Netzwerkabhängigkeit befreit.
Man loggt sich ein – wahlweise mit seinen Facebook-, MySpace- oder LinkedIn-Daten, dann wird als erstes das Passwort geändert – logischerweise, ohne uns das neue Passwort mitzuteilen. Dann könnt ihr zuschauen, wie das Skript arbeitet und nach und nach unsere Freunde, Fotos und sonstige Daten entfernt. Der Account wird nicht gelöscht – ihr seid also nicht wirklich tot, sondern lediglich virtuelle Zombies.
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Dramatischer Abgang
Mich interessiert jetzt wirklich nicht, ob und wie ich bei Facebook aus dem Leben scheiden könnte. Mich interessiert eher, was einen Programmierer denken lässt, dass so eine Anwendung benötigt wird – und noch mehr interessiert mich, wieso solche Anwendungen dann auch noch vielfach genutzt werden. Will man das nur mal ausprobieren? Ist das ein Gag oder will man heimlich den Account der Freundin löschen lassen?
Wenn man auf einer weiteren dieser Seiten – ausgestiegen.com – vorbeischaut, kann man quasi die „letzten Worte“ der Dahinscheidenden nachlesen und dort lese ich vielfach Statements wie „Ich wollte mich mal wieder mehr um meine richtigen Freunde kümmern“ oder „Facebook ist nur ein unnützer Zeitfresser“ usw.
Erinnert mich an Erfahrungen, die ich in einschlägigen Foren schon des Öfteren gemacht habe. Nach irgendwelchen Internet-Streitigkeiten oder Eifersüchteleien inszenieren sich dort Menschen, in dem sie extra Abschieds-Threads eröffnen, in dem neben einem verbalen Rundumschlag verkünden, sich in diesem Forum nie wieder blicken zu lassen. Schon damals habe ich mich gefragt, wieso man nicht einfach aufhören kann, eine Seite zu besuchen, die einen augenscheinlich nicht mehr flasht.
Dynamik in Netzwerken
Zweifellos haben Netzwerke – allen voran Facebook – eine unglaubliche Dynamik. Wenn man beispielsweise eifriger Farmville-Zocker ist, verbringt man vermutlich wesentlich mehr Zeit dort, als man eigentlich beabsichtigt hatte. Man will das nächste Level in einem Game schaffen, will nur noch eben schnell verkünden, was es heute zu essen gab, möchte die nagelneuen Fotos der Freunde checken oder schauen, wer uns geschrieben, auf unsere Statements reagiert oder sonst was dort getrieben hat. Das Problem ist, dass das Netzwerk ständig in Bewegung ist. Stelle ich ein Foto ins Netz, kann jemand den „Gefällt mir“-Button drücken, ein anderer Freund kommentiert das und schon habe ich wieder zwei Gründe, noch mal schnell vorbeizuschauen, auf den Kommentar zu reagieren und dadurch vielleicht weitere Facebook-Kontakte in den Dialog einzubinden.
Wie gut diese Netzwerk-Effekte mitunter funktionieren und wie schnell man sich diesen aussetzt, hat jüngst ein Facebook-Nutzer feststellen dürfen, der in seiner Facebook-Gruppe dagegen protestierte, dass Facebook ab Juli 2010 kostenpflichtig wird. Natürlich ist das nur ein Scherz des guten Mannes gewesen – dennoch sind über 800.000 Menschen dieser Gruppe beigetreten und schimpfen über das unverschämte Geschäftsgebaren der Facebook-Bosse.
Während solche Geschichten eher Schmunzeln auslösen, kann man sich aber natürlich fragen, in wie weit man zulässt, dass studiVZ, WKW, Facebook und Co. unseren Tagesablauf bestimmen. Sind wir im Endeffekt tatsächlich darauf angewiesen, uns durch Seiten wie die oben genannten einen virtuellen Arschtritt abzuholen, der uns wieder ins wirkliche Leben befördert?
Ich persönlich denke nicht, denn meine immer noch durchaus reichliche Offline-Zeit verbringe ich trotz Facebook mit „echten“ Freunden, und nicht selten sind das sogar Menschen, die ich nur dank Internet kennen lernen durfte. Dennoch möchte ich eure Meinungen dazu hören. Sind diese Suicide-Kunstprojekte wirklich nur Performance von Künstlern oder ein netter Gag – oder besteht wirklich ein ernstes Bedürfnis nach Institutionen, die dafür sorgen, dass wir die virtuelle Welt hinter uns lassen und uns wieder der realen zuwenden?
(Carsten Drees)
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