Gestern geisterte die Nachricht durch das Internet, dass dem populären VLC-Player das letzte Stündchen geschlagen habe: Kein einziger Entwickler sei mehr bereit, sich freiwillig für den freien Mediaplayer zu begeistern – der letzte, dementsprechende Aufruf im Mai blieb größtenteils unbeantwortet, hatte Chefentwickler Rémi Denis-Courmont am Donnerstag öffentlich verlauten lassen. Als Folge würde die geplante 64bit-Version des Players gestrichen und die Weiterentwicklung von VLC 1.1.0 eingestellt. Fertig, Aus, Schluss. Darüber hinaus gebe es noch eine weitere Schwierigkeit: „Es ist so, dass wir einige Probleme haben. Apple möchte uns nicht länger auf der Mac-Plattform haben und blockt uns, wo es nur geht – ohne eine Erklärung dafür abzuliefern.“
In der Mac-Gemeinde sorgte die Ankündigung zur Aufkündigung für allerlei Unmut. QuickTime und iTunes sind an sich feine Abspiel-Programme – doch in der riesigen Codec-Flut, die zwischen Macs und Windows-PCs herrscht, war der VLC-Player immer das kleine, flexible Helferlein, um diesen oder jenen Film doch noch zum Abspielen zu bewegen. Ich benutze ihn selber – auch, wenn sein Äußeres mich an eine orange-leuchtende Sicherheitsweste erinnert, die tagelang auf der Autobahn hin- und hergewirbelt wurde. Und dann irgendwann voller Bleiablagerungen an einem gottverlassenen Rastplatz landete. In einer Pfütze. Doch er erledigt seinen Job hervorragend.
Umso erfreuter bin ich nun, vom „Zurück, Marsch! Marsch!“ berichten zu können. Die Ankündigung vom Tod des VLC-Players seien „äußerst übertrieben„, heißt es nun im VideoLAN-Forum – ein Spruch, den wir schon von Mark Twain kannten und vor allem von Steve Jobs kennen. „Uns fehlt noch Entwickler-Unterstützung beim Mac-Interface für den VLC“, erklärt das Team. Der Kernbereich des Programms nehme 99 Prozent der Arbeit ein und sei gut versorgt. Es wäre vor allem das in Objective-C programmierte GUI, das verwahrlost sei.
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Das VLC-Team hat nun versprochen, nachzubessern. Mit einem komplett neuen Interface soll es im kommenden Jahr aufwärts gegen, „Lunettes“ – so der Codename. „Warum wir es neu schreiben? Jeder kann das erkennen. VLC für Mac ist einfach nicht ‚Mac‘ genug.“ Erste Eindrücke vom neuen Frontend gibt es bereits, ab Januar könnte Lunettes für den regulären Download freigegeben werden. Schick sieht es ja aus. Wollen wir hoffen, dass sich die Jungs an den Zeitplan halten. In diesem Zusammenang möchte ich auch noch einmal auf den Spenden-Button von VideoLAN hinweisen: „Hardware, Server, Meetings“ – das alles kostet Geld. Sämtliche Mitarbeiter des Teams arbeiten ehrenamtlich.
(André Vatter)