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Marketing-Stunt 'Real Good Experiment': Wo Sperrmüll am Ende wirklich landet

Bevor ich euch das Projekt „Real Good Experiment“ vorstelle, wollte ich euch jetzt doch einmal vorher fragen: Wer ertappt sich hin und wieder dabei, wie er seinen Blick über Sperrmüll am Straßenrand wandern lässt? „Hach ja, die Lampe ist zwar ein bisschen schäbig, aber das Regal! Ein wenig Lack und dann kann man doch etwas draus machen!“ Es gibt Studenten in Köln, die hieraus einen regelrechten Sport machen und in abendlicher Dämmerung mit dem Bollerwagen durch die Straßen ziehen, um allerlei Nippes und Gelumpe aufzuladen. Dabei fällt mir ein, ich war auch einmal Student…

Wie auch immer, Blu Dot, ein Möbelhaus in Minneapolis, hat sich von der Sammelleidenschaft der Menschen inspirieren lassen: Was wird passieren, wenn man die Menschen mit nagelneuen Stühlen versorgt, eine Art First-Class-Sperrmüll, den sie selbst von der Straße aufsammeln müssen? Die Möbelstücke wurden dazu mit GPS-Empfängern ausgestattet, über eine speziell eingerichtete Seite würde zu erfahren sein, wo sich die Einrichtungsgegenstände jeweils befinden. Damit der Buzz auch dann richtig in Wallung gerät, würden die Finder einen kleinen Zettel bemerken, auf dem sie gebeten werden, sich für ein Interview zu melden.

Natürlich war das Ganze keine selbstlose Angelegenheit. Blu Dot hatte sich zuvor die Hilfe des Markenaufbau-Unternehmens Mono gesichert, das ziemlich kalkuliert ans Werk ging: „Der Schlüssel zu dieser Idee lautet: Beteiligung“, teilte der Mono-Gründer Michael Hart nun dem „Wall Street Journal“ mit. „Sie besteht nicht daraus, dass Leute die Stühle mitnehmen, sondern dass die ganze Community an diesem Experiment beteiligt wird und sich fragt: ‚Wo werden die Stühle landen?'“ Mono engagierte zudem ein Videoteam, um sämtliche Besitzerwechsel auf Band zu dokumentieren. Je heller und leichter die Stühle waren, desto höher war die Chance, dass sie schnell mitgenommen wurden.

Der Plan ist aufgegangen, laut eigenen Angaben hat Blu Dot mit der Aktion 60 Millionen Page Impressions auf Blogs, bei Twitter und in sozialen Netzwerken generiert. Die Besucherzahlen der eigenen Website hätten sich in den ersten Tagen verdreifacht. Jedenfalls ist es eine nette Idee, um von sich reden zu machen. Ich bin sowieso ein großer Fan dieser Online-Offline-Vermischung mit eingebauter Schnitzeljagd. Ein bisschen so, wie die Aktion, die SternTV im vergangenen Jahr gemacht hat, um mitgenommene Fahrräder über GPS wieder aufzuspüren. Nur dass beim „Real Good Experiment“ beide Seiten von der Aktion profitierten.

(André Vatter)

Über den Autor

André Vatter

André Vatter ist Journalist, Blogger und Social Median aus Hamburg. Er hat von 2009 bis 2010 über 1.000 Artikel für BASIC thinking geschrieben.

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