Das Sterben hat noch nicht einmal begonnen. Im kommenden Jahr ist es soweit und Hunderttausende von Unternehmen werden weltweit den Zyklus der Rechner-Neuausstattung in Angriff nehmen – Windows 7 könnte ein gutes Argument darstellen. Doch etwas wird anders sein. Vor allem in den Vereinigten Staaten werden viele Büroarbeiter mehr Platz auf und vor allem unter ihren Schreibtischen bemerken: Bildschirm, Tastatur, Netzwerkadapter – fertig. Das sind die Auswirkungen der Virtualisierung: Je mehr Anwendungen quasi outgesourced und auf einem leistungsfähigen Server gehostet werden, desto kümmerlicher werden die PC-Überreste an den Arbeitsplätzen sein.
Desktop-Virtualisierung ist ein großes Thema und das „Forbes Magazin“ geht sogar schon so weit, vom „Tod des PC“ zu sprechen. Auch wenn einige angesichts einer oberflächlichen Kosten-Nutzen-Rechnung vor einer Virtualiserung zurückschrecken – die Umstellung kostet mittelfristig viel weniger, als jedem Mitarbeiter eine Desktop-Maschine auf den Schreibtisch zu stellen: Neben den Hardware-Anschaffungskosten, verschlingt auch das Betriebssystem inklusive der Anwendungen eine Menge Geld. Und was ist mit den aufwändigen Einzelwartungen? Wenn der Rechner nicht ordnungsgemäß funktioniert, muss der Techniker erst seinen Weg zum hilflosen Mitarbeiter finden. Ein Virtualisierungs-Admin nimmt diese Korrekturen bequem am zentralen Server vor.
Forbes stellt unter anderem Wyse Technology vor, ein Hersteller, der darauf spezialisiert ist, sogenannte „Thin Clients“ an Unternehmen zu verkaufen. Was ihr oben seht, ist der Wyse S10. Das ist eine der Mini-Konsolen, die gerade dabei sind, den traditionellen Desktop-Rechner vom Thron zu stürzen: USB-Ports, Sound, Netzwerkzugang – keine Festplatte, kein Lüfter. „Der PC ist Vergangenheit“, teilte ein Sprecher dem Magazin in einem Interview mit. „Und PC-Bauer müssen nun ihre Strategie daran anpassen.“ Als deutliche Kampfansage hat Wyse die Wagen des eigenen Fuhrparks mit „Kein PC“-Stickern ausgestattet. Die „Thin Clients“ sind bereits ab 50 Dollar (rund 35 Euro) zu haben, der Hersteller geht aber davon aus, dass sie bald schon bei Vertragsabschlüssen für Virtualisierungen kostenlos abgegeben werden – eben wie beim Handy.
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Der Markt der Desktop-Virtualisierung wird derzeit zwischen zwei Branchengrößen aufgeteilt: VMware und Citrix Systems. VMware macht heute einen Umsatz in Höhe von 1,9 Milliarden Dollar, wird an der Wall Street allerdings mit satten 17 Milliarden Dollar bewertet – das soll nur einmal verdeutlichen, welche Potenz die Investoren dem Virtualisierungsgedanken beimessen. Doch auch Citrix hat gute Chancen, seitdem Microsoft – einmal mehr überrumpelt von den Entwicklungen – plötzlich VMwares Marktmacht wahrnahm und eine enge Partnerschaft mit Citrix einging. Rechts und links warten bereits Zulieferer wie HP, Dell und Cisco, um eigene Produkte auf den Markt zu werfen, sobald die Rakete abgeht.
Und sie wird abgehen. Es gibt noch zwei Probleme, die es auf dem Weg zum endgültigen Rauswurf des PCs zu bewältigen gilt: Erstens: die Anschaffungskosten. Obwohl die Virtiualisierungssoftware oft schon zu vernünftigen Preisen zu haben ist, muss die Hardware – der Server – oft neu gekauft werden. Und je mehr Clients beziehungsweise Anwendungen verwaltet werden müssen, desto höher die erforderliche Leistung des Servers und somit sein Preis. Und zweitens: Performance-Probleme. Während Büroprogramme wie Word problemlos virtualisiert werden können, verursachen grafiklastige Anwendungen oft noch Probleme. Wenn ein YouTube-Video in Echtzeit vom Internet zum Server und von dort auf die Client-Konsole gestreamt wird, ist ein Ruckeln manchmal noch nicht zu vermeiden. Doch ich schätze, auch das ist eine Schwierigkeit, die im kommenden Jahr keine mehr ist.
(André Vatter)