Hollywood. Traumfabrik nennt man ihn auch, den Stadtteil von Los Angeles, in welchem auch heute noch in geringsten Abständen die neuen Kino-Megaseller geboren werden und von dort aus die ganze Welt erobern.
Ging es vor einigen Jahrzehnten wirklich hauptsächlich darum, eine Geschichte zu erzählen, ist die Welt des Glanz und Glamour doch schon längst zu einem riesigen Marketing- und Merchandising-Moloch mutiert.
Da freut man sich doch hin und wieder durchaus mal wieder über die kleinen, wahren Geschichten, die sich auch heute noch vereinzelt in Hollywood abspielen. Hin und wieder greifen sie noch, die abgedroschenen Klischees vom „American Way of Life“ und die Legende vom Tellerwäscher, der es zum Millionär bringt.
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Eine solche Geschichte könnte nun auch Nachwuchs-Filmemacher Federico Alvarez erzählen. Er hat seinen – mittlerweile vierten – Kurzfilm namens „Panic Attack“ bei YouTube einem überraschend großen Publikum präsentieren können (bereits über 800.000 Views) und dieses 500-Dollar-Werk, welches von einem Angriff von Riesen-Robotern in Montevideo handelt, hat auch die Aufmerksamkeit Hollywoods auf sich ziehen können.
Genauer gesagt, die Aufmerksamkeit Von Mandate Pictures, die kurzerhand Regisseur Sam Raimi verpflichteten, um aus dieser fünfminütigen Vorlage ein 30 Millionen-Hollywood-Spektakel zu zaubern. Alvarez wird als Director an den Dreharbeiten beteiligt sein und lässt sich das mit einer Million Dollar honorieren.
Damit ihr wisst, wovon ich hier überhaupt rede, schaut euch den Clip vielleicht selbst erst einmal an:
Ich bin weit weg davon, ein Experte zu sein, was die verwendeten Special Effects angeht, aber ich finde das Werk in dieser Hinsicht absolut vorzeigbar. Aber bei allem Respekt vor Alvarez‘ gelungenem Werk: Wo ist jetzt die Story, die einen Entscheidungsträger bei Mandate Pictures dazu bringt, unbedingt dieses Werk für ein Millionenbudget verfilmen zu lassen?
Sam Raimi ist ja nun auch nicht gerade ein Stümper: Von ihm stammen die legendären „Tanz der Teufel“-Filme und mit den drei Teilen von „Spiderman“ hat er auch nicht gerade Randgruppen-Kino gemacht. Versteht mich nicht falsch – ich gönne Alvarez den Deal von ganzem Herzen und ich bin echt beeindruckt von den gezeigten Effekten. Aber eine Story, die mit „Roboter schießen eine Stadt zu Klump“ schon eher ausschweifend erzählt ist, bringt niemanden in Hollywood dazu, das Telefon in die Hand zu nehmen und mal in Uruguay durchzuklingeln.
Tellerwäscher-Story oder virales Marketing?
Ich könnte jetzt den Artikel beenden, indem ich abschließend die Vorzüge des Web 2.0 (ja, abgenudelter Begriff, ich weiß) preise, in dem jeder talentierte Mensch ungleich mehr Chancen auf Erfolg hat als offline, egal ob es ein Musiker, ein Verkäufer oder ein Filmemacher ist.
Stattdessen möchte ich aber eine Frage in den Raum werfen, denn ich unterstelle den Basic Thinking-Lesern, dass sich unter ihnen viele Experten für alle möglichen Bereiche finden lassen, und so erwarte ich auch einige Cineasten unter Euch.
Also erklärt es mir: Ist es wahrscheinlich, dass aufgrund eines effekt-geladenen YouTube-Videos Hollywood den Klingelbeutel ganz weit aufmacht, oder gibt es eine andere Erklärung für den Deal? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Mandate Pictures auf gut Glück Kontakt aufnimmt und einen ambitionierten Kurzfilm-Produzenten fragt, ob er zufällig zu dem Kurzfilm auch einen sensationellen Plot für einen Hollywood-Streifen in der Tasche hat. Stattdessen möchte ich mich an den bereits existierenden Spekulationen beteiligen, dass man auf diese Weise ein Viral erzeugen möchte.
Ich stütze mich dabei auf die zwei argumentativen Pfeiler, dass man – auch in Hollywood – Niemanden zum Millionär macht, weil er die Idee einer Alien-Invasion verfilmen möchte, und dass man auch mit noch so viel Talent nicht ohne Weiteres für 500 Dollar so ein Effekt-Feuerwerk abbrennt, ohne sowieso schon Zugang zu der entsprechenden und mit Sicherheit sehr kostspieligen Hard- und Software zu haben.
Eure Meinung? Kann man mit bezahlbarer Software solche Werke in Alleinregie aufziehen, oder beteiligt ihr euch an meinen Spekulationen, dass man hier schon vor Drehbeginn oder der bloßen Bekanntgabe eines einzigen Darstellers einigen Buzz erzeugen möchte?
(Carsten Drees)
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Basic Thinking, Unknown23 erwähnt. Unknown23 sagte: RT: @basicthinking: Moin! 🙂 ‘Panic Attack’: Von YouTube nach Hollywood für 500 Dollar – http://bit.ly/5ABWgn (ava) […]
Ich halte das doch für arg fragwürdig die 500 Dollar. Allein die Statisten werden diese ohne Probleme verschlungen haben …
Hm, gute Frage. Ich als Laie find das schon extrem gut umgesetzt. Ob das wirklich mit 500 $ zu machen ist?
Andererseits würde es mich dann wundern, dass sie (das Filmstudio) eine bereits genutzte Filmmusik (aus „28 Days Later“) benutzen. Hätte dann eher mit einem anderen Titel gerechnet. Falls doch ein Filmstudio dahintersteckt, würde ich deswegen auf Fox tippen 😉
Woher hast Du die Angabe von 500 Dollar? Es ist sehr professionell gemacht. Die Schnitttechnik ist gut und ich kann kaum glauben, dass es nur 500 Dollar gewesen sein sollen…
Es fehlen ein paar Hintergrundinfos 😉
Der Produzent ist (ein offensichtlich Talentierter) Inhaber einer Special-Effects Firma in Uruguay. Er hat dieses Filmchen in seiner reinen Freizeit mit einem Budget von 500 US$ gemacht – wobei 500 US$ für Uruguay schon viel sind. Das hat nicht jeder auf der hohen Kante. Da ist ein Statist schon mit 2 Dollar sehr gut bedient.
Warum das die Aufmerksamkeit von Hollywood auf sich zieht?
Die Staubwölkchen wenn die Roboter auftreten, das Wasser dass die riesigen Füße mit in die Höhe ziehen. Die flüchtenden Vögel. Der Kinderwagen der allein die Treppen runterrollt.
All das sind keine Details, die einem Hollywood-SFX-Fachidioten normalerweise nicht einfallen. Und dann die nicht zu schnellen Schnitte, die auch in viele Detailszenen gehen. Dieser kurze Streifen bringt einfach eine gewisse Stimmung rüber.
Zudem hat Alvarez gesagt, er hat eine komplette Story, die nicht nur aus Krachbummpeng besteht.
Ich möchte behaupten, er ist als Regisseur mindestens genauso begabt wie als SFX-Typ. Und das hat wohl jemand gesehen und ist drauf angesprungen.
Ich schätze, das Filmchen war von ihm als viral für seine kleine SFX-Schmiede gedacht. Ist halt anders gekommen, aber das soll ja nichts Schlechtes heissen 😉
Könnte mir gut vorstellen, dass es sich um das Rabbit Hole (Einstieg) in ein Alternate Reality Game handelt, bei dem es von Anfang an klar ist, dass es sich um das ARG zum neuen Sam Raimi Film handelt…
Habe dazu allerdings noch nichts gelesen
die 500$ sind schon realistisch da ich denke das es sich bei der Produktion nicht um Profi Werkzeug handelt. Er hat vieles mit einfacher Grafik Animation verwirklicht, die viel feinfühligkeit und geduld vorraussetzt. Denke auch daher das anliegen von Holywood, wegen seinem Wissen, der Film ist echt gut aber nicht Holywood tauglich genug um keinen anderen Grund für diese Konsequenz herauszuschließen. Wünsche ihm viel Erfolg, vielleicht sehen wir ja bald schon mehr von ihm. Ich freu mich aufjedenfall drauf!
Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich egal, welchen Ursprung das Ganze hat. Der kurze Clip bombardiert den Zuschauer im Unterschied zu den typischen Hollywood-Katastrophenfilmen nicht einfach nur mit visuellen Effekten, sondern nutzt eine sehr ausgefeilte Bilddramaturgie mit gut angesetzten Schnitten, viel Dynamik (aber trotzdem nur sanft wackelnder Kamera), parallelen Bewegungen im Bild und so kleinen Tricks wie den kurzen Blutzspritzern auf der Kamera, die das Ganze sehr authentisch und atmospärisch wirken lassen. Wenn es mehr Filme solcher Art im Kino geben sollte, könnte man das eigentlich nur begrüßen.
Alles fliegt in die Luft und dann kommt Bruce Willis und haut den Blechbüchsen ordentlich auf die Nase. Big deal.
Das was #5 Sebastian Gingter sagt, kann ich nur unterstreichen! Vor Allem die „Liebe zum Detail“ in diesem Kurzfilm ist fantastisch.
Dazu kommt noch der virale Effekt des Videos UND dass der Macher noch mit einer kompletten Story winkt!
So gesehen macht das mMn viel Sinn da etwas zu investieren. Nur beeilen sollte man sich. Denn Virals verschwinden nämlich gerne schnell in der Versenkung, wenn der Hype vorbei ist…
[…] via basicthinking […]
Also heutzutage ist das def. für 500 $ möglich. Dabei könnte es sich auch gut um ein größer angelegtes Projekt einer Uni-Stufe sein.
Mit heutiger Software def. günstig möglich.
Im Video sind zudem ganz gute Perspektiven und Kameraeinstellungen zu sehen, aber ein Filmkonzept ist da nun wirklich nicht zu sehen. Könnte mir vorstellen das Hollywood da viel Potential sieht, dass diese Crew auch gut größer angelegte Filme bewältigen könnte, aber ein Konzept kann sich ein berühmter Regisseur hier nun wirklich nicht angucken, denn es gibt im gesamten Clip keine einzige Idee an sich…
Seit wann braucht man in Hollywood eine Story für einen „Blockbuster“? Wer 2012 gesehen hat, weiß sicherlich was ich meine. Einfach eine 08/15-Story reinschmeißen, es gibt genug Blöde, die sich so einen Grind angucken.
Die 500 Euro werden wohl ein wenig untertrieben sein. Nicht nur aus technischen, sondern schon allein aus organisatorischen Gründen: Statisten, Darsteller und co. Das braucht viel Zeit und Arbeit, und alleine wird es Herr Federico Alvarez nicht gemacht haben!
Im Prinzip habe ich von SFX keine Ahnung, aber es gibt doch Blender. Lassen sich solche Effekte mit dieser kostenlosen Software nicht auch realisieren?
Ich glaub das Studio war weniger an dem Kurzfilm-Inhalt interessiert, als an dem Team was dahinter steht.
Diese Form von Kameraführung aus der Sicht von Passanten ist halt gerade extrem angesagt. Wenn Hollywood das nicht liefern kann, wird großzügig eingekauft, bevor es jemand anderes macht.
Ich finde den Kurzfilm sehr gut gemacht. Der Film kann kommen.
Freue mich sehr drauf.
Ich find 500 Dollar auch maßlos übertrieben. Gut, wenn man das gesammte equipment, sowie das Nötige KnowHow hat und die Arbeitszeit nicht mit in die Kosten rechnet und die Statisten aus Spaß an der Freude mitmachen, dann ist es vielleicht möglich.
Aufjedenfall tolle Effekte für einen „amateur“ Filmemacher.
Welche Kosten für Statisten? Der Bursche wird wahrscheinlich seine Angestellten durch die Straßen gejagt haben.
[…] Basicthinking bin ich gerade in eine Diskussion eingestiegen, die mir bisher unbekannt war. Das Thema: Die […]
Im Grunde wurde alles schon mal gesagt. Vorausgesetzt, das Equipment ist da (und nachdem er, wie hier geschrieben wurde, eine SFX-Schmiede hat, war es das wohl), die Akteure machen umsonst mit, und die Post wird von ihm selbst gemacht, sind die 500 schon fast viel… am beeindruckensten fand ich eh die Massenszenen, in der mehr als ein kleiner Freundeskreis plötzlich durch die Stadt flieht – aber vielleicht hat er wirklich so viele Angestellte, keine Ahnung. 😉
Man kann auf Youtube übrigens auch den unbearbeiteten Film sehen! Im Grunde nicht mehr als ein schlechtes (!) Amateurfilmchen (natürlich bewusst so gehalten), dass dann in der Post so richtig aufgemotzt wurde – wirklich gute Arbeit. Die aber seit ein paar Jahren auch vom deutschen Privatfernsehen geleistet wird (da hätte man sich vor 10 oder 15 Jahren auch nicht träumen lassen, dass man halt einfach mal schnell was in die Luft jagt).
Hollywood im Wohnzimmer – das geht schon lange, seit Jahren. Es fehlt den meisten nur an Know-How. Blender wurde erwähnt, das ist schon mal ein guter Einstieg, aber auch SFX-Software ist preislich stark gesunken, wenn man sich nur endlich mal von Adobe löst. Und das ist heutzutage leicht möglich.
Aber selbst Meister der Post-Pro werden nicht automatisch reich und berühmt, wenn nicht entweder viel Glück (Beispiel Emmerich) oder gute Geschichten dazu kommen, daran hapert es nun mal. Ansonsten wuselt es im Internet nur so von talentierten Teenagern, die VFX – Filme auf Youtube veröffentlichen und auch schon auf nem guten Weg sind. Oder schaut euch mal bei den Fan-Produktionen zu Star Wars um – MACHBAR ist alles schon in den eigenen vier Wänden…
Ist das nun ein Viral-Marketing-Gag und der Film war schon längst in trockenen Tüchern, oder haben wir eine Tellerwäscher-Geschichte? Keine Ahnung. Nachdem er in der Brache schon zu tun hatte, würde ich auf keinen Tellerwäscher tippen… eher auf ein gutes Marketing von ihm selbst, das es mit viel Glück nach Hollywood geschafft hat.
Alvarez lebt gerade den Traum, den wir alle haben, die wir in dem Bereich arbeiten… ich wünsche ihm viel Glück dabei. 🙂