Zwischen Medien und Unternehmen besteht ein unausgesprochenes Abkommen: „Ihr füttert uns mit Informationen (ja, die PR-Sülze könnt ihr ruhig drin lassen – die nehmen wir schon raus) und wir informieren unsere Leser nach bestem Wissen und Gewissen. Das Publikum wird so auf neue Produkte aufmerksam gemacht, das Medium kann Ausgaben verkaufen oder Klicks generieren und das Unternehmen profitiert von der Bekanntmachung seiner Produkte. Alles wunderbar.
Doch dieses Gentlemen’s Agreement ist brüchig und manchmal schlägt eine der Parteien arg über die Stränge. So wie in diesem Fall: Ubisoft hat „Computerbild Spiele“ die Pistole auf die Brust gesetzt, indem die Softwareschmiede dem Magazin nur dann ein Testexemplar von „Assassin’s Creed 2“ zukommen lassen wollte, wenn das Endergebnis des Tests eine Knallerernote würde. Das ist in etwa so, als ob ein Mann mit seinem Wagen die TÜV-Auffahrt hochkommt, dem Prüfer den Schlüssel vor die Nase hält und sagt: „Da. Darfste prüfen! Aber nur, wenn die Karre durchkommt!“ Der Prüfer wird lachen und schon an der Geschichte für die Stammtischrunde am Abend feilen.
Man kann zu „Computerbild“ stehen, wie man will. Doch ich danke den Kollegen, dass sie nicht auf die Auflagenzahl geschielt, sondern tatsächlich hart geblieben sind. Im Editorial der aktuellen Dezember-Ausgabe heißt es:
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Wir testen hart, aber fair. Unabhängige Testurteile opfern wir nicht auf dem Altar der Aktualität. Das gilt auch für „Assassin’s Creed 2“. Der Hersteller verlangte die Notengarantie „sehr gut“, sonst gibt es vorab kein Testmuster. Deshalb kommt der Test erst in der nächsten Ausgabe – gerne mit „sehr gut“, aber nur, wenn es das Spiel verdient.
Eine Story hat „Computerbild“ ja dennoch: Nämlich den „Skandal“, dass wieder einmal ein Spielehersteller meint, seine vermeintliche Macht gegenüber den Medien ausnutzen zu können. Ich habe es ja nicht glauben können und eben bei Ubisoft angerufen (eine Anfrage bei „Computerbild“ läuft noch). Dort geht man ziemlich relaxt mit den Vorwürfen um – und verweigert einfach die Aussage. „Kein Kommentar“, wurde mir am Telefon gesagt. Eine Chance, um Dinge aus der eigenen Perspektive zu erläutern, wolle man nicht. Ich finde es besonders schade, dass es bei der ganzen Sache um „Assassin’s Creed 2“ geht – ich meine, bei dem Spiel muss man sich doch wirklich nicht verstecken. Und stattdessen einen öffentlichen Eklat riskieren? Aber bitte, wenn sie soviel Schiss haben, dass es 97,89 Prozent und nicht 100 Prozent werden…
BTW: Ein solches Verhalten ist ja wirklich nicht neu in der Branche. Manch einer wird sich vielleicht noch an die hässliche Sache mit 4players.de und Atari erinnern. Oder die mit Gamespot und Eidos.
Update, 19:05 Uhr
Da haben sich aber zwei Parteien ganz schön verkracht. Auch „Computerbild Spiele“ möchte sich zum Streit nicht äußern: „Von unserer Seite gibt es nicht mehr zu der Assassin’s Creed-Story zu sagen“, heißt es in Hamburg. Das Magazin verspricht den Lesern dafür in der Ausgabe 1/2009 (ich schätze, 1/2010 ist gemeint) einen „fairen Test“ des Spiels.
(André Vatter)