Da! Apple hat es schon wieder getan! Apple hat ein neues Miniprogramm im App Store zurückgewiesen. Warum? Weil „iPhone“ im Titel der Anwendung vorkam. Genaugenommen handelte es sich dabei um ein kostenpflichtiges E-Book, ein iPhone-Handbuch, das der Verlag O’Reilly eingereicht hatte. Mittlerweile zeigt Apple wohl ein zähneknirschendes Einsehen, nicht zuletzt aufgrund des Drucks, den die Medien ausüben.
Doch wieder einmal wird die Aufregung keine Wirkung zeigen. Weder beim Konsumenten, der sich wie immer bevormundet fühlt. Noch bei den Entwicklern, die weiter mit demütig-gebückter Haltung auf Apple zugehen, um schön ruhig unter dem Kontroll-Radar zu bleiben. Die Frage ist: Warum? Warum tut man sich das an? Antwort: Weil es offenbar noch keine Alternative gibt.
Diese Behauptung stammt nicht von mir, sondern ist das Eingeständnis des Android-Entwicklers Derek James. In einem mehrseitigen Blog-Eintrag nennt er sachlich bis kopfschüttelnd einige Argumente gegen sein Haus-OS. Ich habe die Diskussion mal mitverfolgt und möchte im Folgenden einige Pros und Cons wiedergeben, die für mich wirklich Sinn gemacht haben.
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Auf der ganzen Welt gibt es schätzungsweise 45 Millionen iPhone-Nutzer – dem stehen nur drei Millionen Leute gegenüber, die Android-Handys besitzen. Der Markt ist also wesentlich größer, allein das Volumen des App Stores beträgt satte 200 Millionen Dollar. Android Market? Bringt es gerade einmal auf fünf Millionen Dollar. Dazu kommt, dass der gemeine iPhone-Nutzer wesentlich häufiger Apps einkauft, rund die Hälfte von ihnen schlägt mindestens einmal pro Monat zu. Android-Anwender sind da vorsichtiger – nur 18 Prozent kauften in derselben Zeitspanne ein (die Daten beruhen auf einer AdMob-Studie – hier das PDF). Die Frage nach dem Warum fördert ein interessantes Detail zutage: Offensichtlich ist es so, dass Leute, die sich ein Android-Handy zulegen, im Allgemeinen eher technikorientiert sind. Das Google-Betriebssystem basiert auf Open Source und ist dementsprechend kostenfrei. Während iPhone-Nutzer daran gewöhnt sind von Anfang an bei Gerät und Tarif abkassiert zu werden, sehen es die Anwender von Open Source-Lösungen häufig nicht ein, Geld für irgendwelche Dienste zu bezahlen. Die Entwickler leiden unter der Knauserigkeit ihrer eigenen Kunden. Die Game-App-Schmiede Larva Labs kann davon ein Lied singen: Gleich zwei Spiele hatten sie in den Top-10 des Android Markets. Was meint ihr, was sie damit verdient haben? Gerade einmal 62,39 Dollar. Erinnert ihr euch an Ethan Nicholas? Der machte mit seinem Spiel iShoot im App Store rund 21.000 Dollar – ebenfalls am Tag. Larva Labs schiebt (nicht ganz zu unrecht) Google die Schuld für das miese Abschneiden zu. Geben wir es zu, der Android Market war bislang keine Augenweide (das wird sich ja bald ändern), zudem werden in den unübersichtlichen Rubriken Bezahl-Apps gerne hinter den kostenlosen versteckt. Zu guter letzt kritisieren die Entwickler, dass Google Checkout als Lösung für Micropayment nun wirklich nicht taugen würde.
Doch es geht noch weiter. Ein nicht unerhebliches Problem für Android-Programmierer stellt derzeit Piraterie dar. Ich hatte kürzlich schon in Beziehung auf das iPhone einige Worte darüber verloren. Um geklaute Apps auf dem Apple-Handy zum Laufen zu bekommen, muss es vorher geknackt sein. Laien lassen von so etwas gerne die Hände, außerdem will nicht jeder den Verlust der Garantie riskieren. Es besteht also beim iPhone eine Hürde, die bei Android-Handys hingegen gänzlich fehlt. Geklaute Software wird einfach auf die SD-Karte geladen, dazu ein kostenloser Installer aus dem Market und fertig ist das Piratengericht. Entwickler Derek James prophezeit daher, dass Entwickler diesen Zustand künftig einfach akzeptieren müssen und die Schaltung von Werbung in die Monetarisierungsstrategie mit aufnehmen müssen. Schon heute macht er die Hälfte seines Umsatzes durch In-Game-Ads.
Einen letzten Knüppel schmeißen die Gerätehersteller Android selbst zwischen die Beine. Immer mehr Smartphones mit dem Google-OS kommen auf den Markt. Sie werden anders bedient, verfügen über unterschiedliche Prozessoren und Display-Auflösungen. Ein Programmierer muss dieses Chaos überblicken und einen Konsens finden, um höchste Kompatibilität für seine App zu finden. iPhone-Entwickler haben es da einfacher…
Doch es ist nicht alles schlecht, was Android ist. Wer mit der Entwicklung von mobilen Apps anfangen möchte, ist bei Google beispielsweise besser aufgehoben, da das Android-SDK auf Java basiert; Apple setzt auf das wesentlich komplizierter Objective C. Außerdem kassiert Apple nicht nur beim Kunden ab, sondern auch bei den Leuten, die den App Store mit neuem Futter versorgen. Wie Google behält Apple 30 Prozent des Kaufpreises als Provision ein. Jedoch verlangt der iPhone-Macher zusätzlich 99 Dollar Jahresgebühr. Google belässt es bei einer einmaligen Zahlung in Höhe von 25 Euro. Ein weiteres dickes Plus für Android besteht in der ebenso zügigen wie zuverlässigen Bearbeitung von neuen Apps durch Google. Im App Store können sich zwischen Abgabe und Freischaltung schon einmal nervenzerreibende Monate schieben.
Android hat gute Chancen, den Abstand zum App Store zu verringern. Doch dazu müssen endlich einige Weichen anders gestellt werden. Gerade jetzt, wo mehr und mehr Entwickler sich dafür interessieren, Miniprogramme für das Google-OS zu schreiben und zunächst ihre ersten Erfahrungen sammeln müssen.
(André Vatter)