Manchmal fragt man sich, wie man sich das Leben noch gestalten möchte, obwohl noch nicht einmal sicher ist, was denn am morgigen Tag geschieht. Ich war so ein Mensch. Stets mit großen Zielen und einem unbändigen Stolz habe ich das getan, was von mir verlangt wurde – was ich selber von mir verlangt habe: Besser sein als andere, reicher sein als andere… stolzer sein als andere. Meine Kindheit war schön und doch war ich niemals zufrieden damit. Es gab immer Menschen, die hatten mehr als ich und das machte mich wütend. Ich wollte nicht mit Neid auf meine Nachbarn blicken, weil sie sich etwas leisten konnten, was ich nicht hatte. Ich bin wohl das Ergebnis einer absoluten Verzweiflung, doch das erfahre ich gerade erst in diesem Augenblick, wo nichts mehr zu ändern ist.
Welten haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Eine neue Ordnung hat sich herausgebildet, die doch nicht so war, wie wir es uns alle vorgestellt hatten. Gerechter sollte alles werden. Neue Technologien hatten uns Möglichkeiten eröffnet, von denen wir nicht einmal zu träumen wagten. Doch mit jedem neuen Schritt kam auch ein Stück mehr Einschränkung. Mehr Kontrolle, mehr Habgier und mehr Macht. Macht, die auch ich besitzen wollte und bereit war, alles dafür zu tun. Und ich tat alles. Und weil ich dies alles tat ist heute vieles so, wie es geworden ist. Ich habe Menschen verraten, sie gequält und getötet. Alles im Namen einer Ordnung, die ich selber so hasste, dass ich mich selbst verriet, als ich ein Teil von ihr wurde. Wir schreiben das Jahr 2019.
Ich bin ein Teil dieser Ordnung
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Die Stromausfälle der vergangenen Wochen haben nicht nur in den Randbezirken für großes Chaos gesorgt. Die ewigen Proteste der Separatisten gehen immer mehr zu Lasten der Wahrheit, die wir seit Jahren verbreiten. Immer mehr Menschen wissen von den Problemen und schließen sich den Demonstranten an, die wir doch so stark zu bekämpfen versuchen. Sie verschanzen sich in Gassen, leerstehenden Häusern und den Kanälen, in denen wir kaum Zugriffsmöglichkeiten haben. Sie sind wie Ratten. Erwischt man einen von ihnen, so scheinen sie sich dennoch unbändig zu vermehren und stürzen sich gemeinsam auf dich, wenn du es am wenigsten erwartest. Angst habe ich keine und doch regt sich langsam aber sicher das Gefühl in mir, dass etwas falsch gelaufen ist. Doch was genau es war, kann ich nicht in Worte fassen. Schließlich bin ich nur ein kleiner Teil dieses Systems geworden. Und doch bin ich ein Stück einer Ordnung, die diese Welt in ihren Untergang geführt hat.
Während die restliche Bevölkerung in den Außenbezirken in der dreckigen, von Ruß und Gas verseuchten Luft Tag für Tag ums Überleben kämpft, hat sich die Elite in einem abgesperrten Bezirk inmitten einer streng umzäunten Umgebung ihre eigene Welt geschaffen. Eigene Stromzufuhr, gefilterte Luft und Nahrung sowie Alkohol im Überfluss. Sie wissen teilweise gar nicht mehr, was außerhalb dieser Wände passiert. Nie zuvor ist es jemandem gelungen, diese heiligen Hallen unbefugt zu betreten und was auch immer geschieht – die meisten werden nie die Welten da draußen überhaupt wieder zu Gesicht bekommen. Selbst unser Sonnenlicht wird künstlich produziert, da durch die Abgase kein natürlicher Schein mehr durch die Wolken zu dringen scheint. Blitze zucken dann und wann durch das dichte Geflecht und zeigen dunkle Häuserzeilen für einen Moment in einem glänzenden Licht, nur um sie kurz darauf wieder in die ewige Dunkelheit zu umhüllen.
Wir wurden alle verraten
Die neue Ordnung war nie eine Verbesserung gewesen, denn es ging nicht um das Wohl des Volkes, sondern stets nur um das Wohl des Einzelnen. So wurden alle Forschungen gekappt, die sich im Augenblick nicht rentierten, um dem fossilen, chemischen und technologischen Vorsprung, wie die Machthaber es nannten, nicht zu gefährden. Doch natürlich waren wir nicht die Einzigen, die sich auf diese Form verständigt hatten. Auf der ganzen Welt schlossen sich die Machthaber zusammen, um ihre eigenen Wünsche, die ihrer Elite, zu befriedigen. Menschen sind dumm und naiv. Ködert man sie mit einer kleinen Belohnung, sind manche von ihnen bereit alles zu tun, nur um ein klein wenig über dem System zu stehen. Sie waren es, die wir stets als Erstes verheizten. Sie schlachteten die Hütten der Terroristen aus und lieferten sich mit ihnen erbitterte Gefechte. Alleine dreiundzwanzig Menschen starben in der letzten Nacht. Die bittere Wahrheit ist: Niemand wird bei diesem Kampf letztendlich gewinnen, wir alle werden unsere eigene Niederlage erleben und Zeuge davon werden, wie sich alles verändert.
Macht und Habgier bestimmen unsere Welt
Doch auch ich wurde geködert und auch ich habe angebissen. Schuld trägt jeder in sich und obwohl ich mir heute so viel Macht und Ehrgeiz angeeignet habe, so fühle ich mich, als hätte ich weniger Liebe und weniger Stolz in mir, als in all den Jahren davor. Ich sehe eine rußverhangene, dreckige Landschaft vor mir, die noch vor einigen Jahren das grüne Licht der Hoffnung von sich gab. Wie schnell sich doch die Welten wandeln können und wie gut sich doch der Mensch einfügen kann in eine Welt voller Chaos und Missgunst. Doch nicht nur das – er erschafft sich die Umgebung und fügt sich dann in sie ein. Wie ein Parasit ernährt er sich dann von den anderen, ohne die er gar nicht mehr in der Lage wäre, zu überleben. Wir, die wir hier in dieser Stadt leben, ausgegrenzt von den anderen, sind diese Parasiten. Und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch wir kein Blut mehr haben, von dem wir uns ernähren können.
Ich wollte immer mehr von allem haben. Mehr als andere und doch wollte ich niemals, dass die anderen weniger bekommen sollten. Ich habe mich von einer Macht verführen lassen, die zwar Zehntausenden ein besseres Leben ermöglicht hat, aber Millionen von ihnen zu Sklaven ihrer eigenen Gesellschaft hat werden lassen. Lange Zeit habe ich überlegt was zu tun ist und heute habe ich eine Entscheidung getroffen.
Es ist meine Entscheidung
Jeder soll wissen, dass ich nicht nur mit meinem Leben abgeschlossen habe, sondern auch mit all dem, von dem ich früher einstmals glaubte, es wäre ein Teil von mir. Die Welt gehört nicht den Parasiten, die es sich in einer wohligen Umgebung gemütlich gemacht haben sondern denjenigen, die diese Welt verändern möchten. Ich habe für mich eine Entscheidung getroffen und während in diesen Minuten die Stadt erbebt, nehme ich meine Hände von der Kontrolltafel, die den Untergang für uns alle eingeläutet hat. Jenen Eliten, die für alle Menschen eine Entscheidung getroffen haben, nur um ihre eigene Haut zu retten. Scheiben zerbersten und die kalte Luft der Außenwelt umschließt meinen Körper. Obgleich sie dreckig und giftig ist, so ist sie die erste, natürliche Außenluft, die ich seit Jahren zu spüren bekomme. Eine wohlige Wärme umgibt mich, während das Gebäude bedrohlich anfängt zu schwanken, so dass ich mich an den Wänden festhalten muss, um nicht durch die Luft gewirbelt zu werden.
Ich höre Explosionen und das Geschrei von Menschen. Asche regnet hernieder und immer wieder sehe ich draußen helle Lichtblitze und rußverhangene Wolken, die das Ende von dem ankündigen, was ich in Gang gesetzt habe. Donner und Grollen lassen meine Ohren schmerzen und doch verspüre ich mehr Glück und Freude, als ich je in mir gefühlt habe. Nur nebenbei bekomme ich mit, wie einige Soldaten in die Kontrollstation eindringen und mich mit einigen Schüssen niederstrecken. Doch noch während das Leben aus mir strömt, erblicke ich mit Freuden, dass die Mauern von den Menschen gestürmt wird und die neue Weltordnung wieder in sich zusammenfällt.
Bin ich ein Held?
Ich wollte besser sein als andere und wollte mehr erreichen als jemals zuvor. Während die letzte Träne über meine Augen rinnt, erwächst eine neue Hoffnung. Eine Welt, die von Menschen wie mir befreit ist. Bin ich nun ein Held geworden? Ich weiß es nicht. Diese Entscheidung, wird jemand anderes für mich treffen. Mein letzter Atemzug. Eine neue Ordnung beginnt.
(Alper Iseri / meetinx.de)
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