Moment, das ist es jetzt? Das wird die Wende für Motorola bringen? In der Redaktion wissen die meisten, dass ich eigentlich ein großer Fan des amerikanischen Geräteherstellers bin. Kommt schon, wer von euch hatte nicht vor ein paar Jahren ein Razr in der Tasche? In einer Zeit, als das einzige Unterscheidungsmerkmal zwischen Handys das Design war, war das Klapptelefon die einzig gescheite Alternative. Auch danach blieb ich noch der Marke treu und besorgte mir das Razr V9 – was außer mir wohl niemand tat, denn sonst würde das Unternehmen jetzt nicht am Rande des Abgrunds stehen. Seitdem schrieb ich einen „Go! Motorola!“-Artikel nach dem anderen, doch irgendwie war die Luft raus. Vor einem Jahr lag der Marktanteil noch bei zehn Prozent, jetzt dürften wir wohl im Promille-Bereich angekommen sein.
Neue Hoffnung kam mit Android auf, der Konzern warf unzählige Mitarbeiter raus, die besten zog er in einem speziellen Team zusammen, das etwas Revolutionäres mit dem Google-OS anstellen sollte. Jetzt wurde das Ergebnis erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt: In den Staaten wird es Cliq genannt, hier wird es wohl unter dem Namen Dext firmieren. Motorola begleitete den Launch mit einem Haufen Presse-Tamtam (seht euch diese Infoseite für Journalisten an), wobei schnell klar wird, dass der Laden eigentlich eher stolz auf eine neu entwickelte Software als auf das Gerät ist.
Doch fangen wir beim Dext an: Wir haben es mit einem Android-Slider mit eher klobiger QWERTZ-Tastatur zu tun, darüber prangt ein 3,1-Zoll großes Touch-Display mit einer Auflösung von 480×320 Pixeln (wie beim iPhone). Auf dem Rücken befindet sich eine 5 Megapixel-Kamera für Fotos und Videos mit Autofokus, auch gibt es einen Klinkeneingang für Kopfhörer und einen Speicherslot für microSD-Karten, der mit bis zu 32 Gigabyte bestückt werden kann. UMTS ist an Bord, ebenso wie WLAN-Unterstützung. Über GPS oder gar Bluetooth wird kein Wort verloren. Und was ist mit der Akkulaufzeit? Wie groß und wie schwer ist es? Es ist ein Datenblatt aufgetaucht: GPS hat es, Bluetooth auch. Das schlägt wohl auch auf das Gewicht: 163 Gramm. Wohlwollende Kritiker könnten die Liste als „durchschnittliche Spezifikationen“ für ein Android-Handy bezeichnen.
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Das alles soll aber „Motoblur“ aufwerten. Motorola bezeichnet die vorinstallierte Software als „einzigartige Lösung für sein Android-Portfolio“. Nebenbei wird erwähnt, dass es auch bei allen kommenden Android-Handys eingesetzt werden wird, was zumindest die Hoffnung schürt, dass weitere Geräte folgen werden. Dabei handelt es sich um ein Tool, das Kontakte, Notizen, Nachrichten und Fotos mit Plattformen wie Facebook, MySpace, Twitter, Gmail und LastFM synchronisieren kann. Klingt praktisch. Doch beim Anschauen des Produktvideos fiel mir in erster Linie eine weitere Vokabel ein: „unübersichtlich“. Motorola war niemals ein Meister darin, gute GUIs zu machen, zumal bislang alle mit einem physischen Steuerkreuz bedient wurden.
Doch verbergen wir noch ein wenig die Enttäuschung und warten ab, bis es in den Handel kommt. In den USA und England soll es bereits zum Weihnachtsgeschäft da sein. Ein Preis wurde nicht genannt.
(André Vatter)