Allem Anschein nach ist die Aktion mit den gelöschten Orwell-Klassikern noch nicht gegessen. Amazon hatte vergangene Woche ohne Zustimmung der Kunden E-Romane wie „1984“ und „Animal Farm“ via Mobilfunk-Verbindung von sämtlichen Kindles entfernt – als Grund nannte der Buchhändler zunächst Urheberrechtsprobleme, die sich dann aber als nicht begründet herausstellten. Amazon-Chef Jeff Bezos entschuldigte sich später persönlich für das Vorgehen, nannte es „dumm und gedankenlos„.
Doch einem Highschool-Schüler aus Michigan reicht eine einfache Entschuldigung nicht aus. Das „Wall Street Journal“ berichtet gerade von einer Klage (PDF der Klageschrift), die der 17-jährige Justin D. Gawronski gemeinsam mit einem ebenfalls Betroffenen in Seattle gegen Amazon eingereicht hat. Der Vorwurf: Amazon habe seine Hausarbeiten zerstört. Gawronski (der unter anderem eine Debattier-AG besucht) sagte der Zeitung, dass er den Kindle zur Vorbereitung von Aufsätzen benutze: „Wenn es etwas gibt, das mir beim Lesen auffällt, dann mach ich mir einfach eine Notiz.“ Gemeint ist die Note-Funktion des Kindle. Dafür sei das Gerät ideal, da die Schüler im Unterricht „jede hundert Seiten“ gebeten werden, eine einseitige Inhaltsangabe zu schreiben.
Als Amazon am 20. Juli „1984“ löschte, waren seine Notizen damit hinfällig.“Es ist fast schon ironisch“, witzelt Gawronski. Zwar sei die Datei mit seinen Anmerkungen noch vorhanden, allerdings seien durch das Entfernen sämtliche Zuordnungen verschwunden. „Ich kann sie jetzt kaum noch für etwas gebrauchen.“ Der Kundenservice von Amazon sei bislang keine große Hilfe gewesen, weshalb er nun Klage eingereicht hat. Der Schüler will damit verhindern, dass so etwas noch mal passiert – und gleichzeitig eine kleinen finanziellen Ausgleich für die schulische Unannehmlichkeit. Sein Anwalt steht hinter ihm: „Den Leuten wird eine (Buch)-Lizenz fürs Leben gegeben. Man fragt sich da ja schon, wie viele Unternehmen die Möglichkeit haben, aus der Ferne Daten zu verändern oder Dinge zu löschen.“ Anders als sein Klient will der Jurist die Einnahmen der Unterlassungsklage aber wohltätigen Organisationen zukommen lassen.
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