Also irgendeiner muss von dem anderen abgeguckt haben. Kritiker der deutschen Netzsperren haben immer wieder vor chinesischen Verhältnissen gewarnt: Nach dem Blockieren von Kinderpornografie sind die politischen Seiten der Opposition dran, dann kommen die Baller-Spiele und dann das nichtstaatliche Online-Glücksspiel. So wird es vorausgesagt. Das Reich der Mitte scheint nun genau diesem Drehbuch zu folgen. Wie Reuters gerade berichtet, machen die Chinesen nämlich ernst und heben die Zensur im Internet wieder einmal auf eine neue Stufe: nach der Pornografie und den Seiten der Regimekritiker (ja, da zählt auch manchmal YouTube und Co. zu) sind nun die Action-Spiele im Netz dran.
Das Kulturministerium ließ verlauten, dass solche Spiele „die Obszönität, das Glücksspiel oder Gewalt“ förderten und „die chinesische Moral und traditionelle Kultur untergraben“. In diesem Moment dürften die Italiener aufhorchen, denn in erster Linie hat China die Mafia-Games dabei im Blick. „Diese Spiele ermutigen die Leute dazu, zu betrügen, zu plündern, zu töten und den Alltag der Gangster zu glorifizieren. Sie haben einen schlechten Einfluss auf die Jugend“, wird ein Minister zitiert. Bei der Umsetzung des Gebots wollen die Chinesen nicht zimperlich vorgehen: Das Ministerium hätte die Gesetzeshüter bereits angewiesen, sich eine Übersicht über den Markt zu verschaffen und jeden, der diese Seiten betreibt, „hart zu bestrafen“.
Neben den Vorwürfen der Zensur und der Bevormundung der Bürger muss sich China auch die Frage nach den wirtschaftlichen Einbußen gefallen lassen. Durch das neue Verbot dürfte der Online-Gaming-Sektor arg in Mitleidenschaft gezogen werden: Eigentlich sollte der Bereich allein in diesem Jahr bis zu fünfzig Prozent wachsen (China hat 200 Millionen Online-Gamer) und es auf einen Gesamtumsatz von 3,5 Milliarden Dollar bringen.
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Zurück nach Deutschland: Als Mrs. von der Leyen damals mit ihrer Netzsperren-Idee durch das Land vagabundierte, machten sich ja schon einige Gedanken darüber, was künftig auf der hiesigen Giftliste stehen könnte. Auf Zensiert das! findet ihr einige Anregungen …
(André Vatter)