Ein junger Mann sitzt mit glasigen Augen vor seinem Rechner. Neben sich zwei weitere Personen, die ebenfalls gebannt auf den Bildschirm starren. Die Augenpaare wandern immer wieder hin und her, doch gesprochen wird in diesem Moment überhaupt nicht. Während sich der Tisch mit allerlei Essbarem gefüllt hat, wird in den letzten zwei Stunden fast nur noch Cola konsumiert. Viele Diskussionen hat es gegeben, Streit sogar. Doch auch nach so langer Zeit ist noch immer keine Hilfe in Sicht. Es wäre ja zu einfach, die letzte „Amiga Joker“ heraus zu kramen und sich die Komplettlösung reinzuziehen. Nein, so tief sind wir noch nicht gesunken. Es muss doch eine Möglichkeit geben, diesen verfluchten Stan noch ein wenig mehr herunter zu handeln. Ich habe im echten Leben noch nie einen so penetranten (und auch hartnäckigen) Verkäufer gesehen. Im wahren Leben hätte ich ihm wahrscheinlich schon eine geknallt. Aber hier ist das nicht so einfach. Immer und immer wieder handeln und fluchen wir, bis es nach einer Stunde endlich geschafft ist. Das Schiff gehört uns. Auf nach Monkey Island!
Situationen wie diese hat es vor einigen Jahrzehnten zu Tausenden in deutschen Kinderzimmern gegeben. Die Geschichte und der große Erfolg von Lucasfilm, die sich später aus welchem Grund auch immer zu Lucas Arts umbenannt haben, bescherte dem Unternehmen einen einmaligen Kultstatus, der noch bis heute reicht. Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie ich das erste Adventure aus dem Hause auf meinem damaligen C64 gespielt habe: Maniac Mansion. Zu dem Zeitpunkt konnten Spiele durchaus ein wenig brutaler sein und Sid, Bernhard und Cindy hatten es nicht gerade einfach. Schließlich konnte man jeden einzelnen Moment von irgendeiner kranken Hausbewohnerin erwischt und in den Kerker gesperrt werden. Doch das waren noch die besseren Momente. Sicher ist der ein oder andere Mal im Pool ertrunken, sprengte das Haus in einer Atomexplosion in die Luft oder wurde schlichtweg unter einem Grabstein vor dem Haus beerdigt. Maniac Mansion war der erste und wichtigste Schritt der kreativen Entwickler und wohl kaum ein anderes Entwicklerstudio wird eine so große Fangemeinde haben wie Lucasfilm Games.
Besser als Kino
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Aber auch der Nachfolger, Zak McKracken, brachte den Fans einen neuen Helden ins Haus. Bessere Grafiken, größere Story und natürlich wieder einmal eine Menge Rätsel rund um Außerirdische, Verdummungs-Maschinen und Kristallen. Während Lucasfilm später dann mit ebenso erfolgreichen Spin-Offs wie Indiana Jones 3 oder 4, Loom oder … große Erfolge feierte, hat insbesondere Monkey Island wohl die erfolgreichste aller Storys hingelegt. Der erste und zweite Teil der Reihe gehören bis heute zu den besten Spielen aller Zeiten und werden von Fans aus aller Welt immer und immer wieder gespielt. „Hinter dir, ein dreiköpfiger Affe“ ist für jüngere Menschen heute nur ein blöder Spruch. Doch für die Generation, die das Feeling damals mit erlebt hat, ist dieser Satz eine wahre Offenbarung. In den folgenden Jahren folgten mit Maniac Mansion 2 und Sam & Max sowie The Dig und Grim Fandago noch einige wirklich gute Adventures, bis mit einem Male der stetige Fluss an Adventures zu versiegen schien. Scheinbar hatten rein wirtschaftliche Interessen dazu geführt, dass man Action-Spiele besser und häufiger verkaufen konnte als die bisherigen Adventures. So kamen dann aus dem Hause eine Menge Spiele zum Thema Star Wars, über die heute kaum noch jemand redet.
Zehn Jahre Lucasfilm-Adventures
1987 erschien Maniac Mansion, nur ein Jahr danach war mit Zak McKracken and the Alien Mindbenders das nächste große Adventure auf dem Markt. Weiter ging es lediglich zwei Jahre später mit Indiana Jones and the Last Crusade. Ein weiteres Jahr später, im Jahr 1990, erschien dann der Geheimtipp Loom und im gleichen Jahr hatte Monkey Island seine Premiere. Der große Erfolg des ersten Teils veranlasste die Macher, im Jahr 1991 einen zweiten Teil zu veröffentlichen: Monkey Island 2 – LeChucks Revenge. 1992 folgte dann der vierte Teil von Indiana Jones and the Fate of Atlantis. Kurz danach ging es dann auch schon mit dem Star-Wars-Müll los, so dass im nachhinein wohl schon abzusehen war, dass es langsam zu Ende gehen würde. Doch es gab noch ein Aufbäumen. 1993 kam mit Day of the Tentacle der zweite Teil von Maniac Mansion auf den Markt. Ein Jahr später feierten Sam & Max ihre Premiere. 1995 wurde Fullthrottle veröffentlicht, ebenso wie der Überraschungsknaller The Dig. Und dann war die goldene Ära auch schon vorbei. Rund zehn Jahre hat sie überdauert, bis sie dann von allen möglichen anderen Dingen überrollt wurde.
Eine Ära ging zu Ende und kommt wieder?
Sicher – zu Monkey Island und Co. gab es Nachfolger aber diese hatten bei weitem nicht mehr den Charme und den Spielwitz der alten Spiele. Dabei ist es nicht nur die einfache Klötzchen-Grafik, die mich bis heute an den alten Adventures fasziniert. Es war eine Zeit, in der man sich wirklich noch gebannt (alleine oder mit Freunden) vor den Rechner setzte und versuchte, gemeinsam eine Geschichte weiter zu spielen, dessen Ende man nie und nimmer erahnen konnte. Stunden und Tage wurden dafür aufgewendet, passende Antworten zu Sprüchen wie „Ich hatte mal einen Hund, der war klüger als Du!“ zu finden oder um der ewigen Gerüchteküche zu begegnen, ob man irgendwo in Maniac Mansion doch noch Benzin für die Motorsäge finden könne. Natürlich komme auch ich langsam in das Alter, wo ich mich nach den guten alten Zeiten sehne. Und dennoch frage ich mich, warum diese schöne Welle der Adventures irgendwann aufgehört hat. Ich hätte ja nichts gegen eine zeitgemäßere Grafik. Die neue Veröffentlichung von Monkey Island auf dem iPhone zeigt ja ganz deutlich, dass man auch mit etwas zeitgemäßerer Grafik durchaus das alte Feeling von Neuem erwecken kann. Ich frage mich, warum niemand auf die Idee gekommen ist, eine solche Reihe fort zu führen und mit neuen Ideen und frechen Einfällen das Erbe dieser Games anzutreten. Von Lucas Arts mag ich persönlich nicht mehr viel erwarten, obwohl mich die frische Veröffentlichung von Monkey Island für das iPhone doch sehr überrascht und gefreut hat (und mit ein ausschlaggebender Punkt ist, warum ich mir jetzt doch ein iPhone zulegen werde).
Mit Sicherheit gab und gibt es auch heute noch richtig gute Adventures, die von anderen Entwicklern veröffentlicht wurden. Aber keines hatte den tollen Spielwitz, die tolle Atmosphäre, die wahnsinnigen Geschichten, die wir eben gewöhnt sind. Wenn Lucasfilm damals ein Adventure veröffentlicht hat, dann musste man es sich holen. Auf irgendeinem Wege. Und man war stolz darauf, die riesige Pappverpackung in den Händen zu halten und sich das Spiel eben nicht beim Dealer auf dem Schulhof besorgt zu haben. Das waren richtige Erlebnisse ebenso wie die Tage und Nächte, die ich alleine oder mit Freunden damit verbracht habe, die richtigen Lösungen für die etlichen Fragen und Rätsel zu finden.
Das Erbe wartet nur darauf, angetreten zu werden
Ich bin mir sicher, dass auch kleinere Studios heute die Möglichkeit hätten, mit einfacher und lustiger Grafik das Erbe dieser tollen Games anzutreten. Mit wirklichem Spielwitz, mit Charakteren, mit denen man sich identifiziert und – ganz wichtig – mit nicht zu übertrieben toller Grafik. Das neue Monkey Island in 3D sieht so aufgebauscht und künstlich aus, dass ich es mir mit Sicherheit nicht kaufen werde. Ebenso wenig wie die anderen Teile, die nach der goldenen Ära veröffentlicht wurden. Das Spielehersteller heute sowieso fast nur noch nach Grafik gehen, ist in bestimmten Genres schon ärgerlich. Bei solchen Dingen wie den guten alten Adventures erst recht. Das die Fangemeinde noch durchaus existiert zeigen die Preise für die alten Spiele auf Online-Shops wie Amazon.de. Dort muss man für die Spielesammlung „LucasArts Zehn Adventures“ noch rund 50 Euro ausgeben. Für eine so alte Spielesammlung ein kein allzu teurer Preis.
Wahrscheinlich wird es ein Traum bleiben. Und doch bleibt nach den jüngsten Ereignissen die Hoffnung, dass es nicht nur bei einigen wenigen Remakes bleibt, sondern Lucas Arts sich noch entschließen wird, das alte Genre wieder zu glorreichen Zeiten zu führen. Und mit Sicherheit wäre nicht nur ich sehr begeistert darüber. Vielleicht gehen manche Träume ja in Erfüllung. Ich habe die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Und alle paar Jahre gibt es wieder ein heimliches Revival, an dem ich mit Freunden vor meinem Rechner sitze und auf die Frage „Ich hatte mal einen Hund, der war klüger als du“ mit einem Grinsen antworte und sage: „Er muss dir das Fechten beigebracht haben“.
(Alper Iseri / meetinx.de)