Wenn zwei sich streiten, freut sich bekanntlich der Dritte. In diesem Fall die Leser des Tagesschau-Blogs. Was ist passiert? Vor ein paar Tagen hat sich Kai Gniffke in seiner Funktion als Tagesschau Aktuell-Chefredakteur im hauseigenen Blog über die Ankunft des Sommerloches und dessen Auswirkungen ausgelassen.
Wir hatten gehofft, es würde uns in diesem Jahr verschonen. Schließlich sind in zwei Monaten Bundestagswahlen. Außerdem sorgten ja die Kieler Schmierenkomödianten dafür, dass wir in den letzten Tagen Politisches (bzw. das, was Carstensen und Stegner dafür halten) zu senden hatten. Doch heute öffnete das Sommerloch erstmals für diese Saison sein sonnendurchflutetes Maul. Natürlich gab auch heute wieder die Weltlage so viel her, dass man ohne aufzufallen eine Viertelstunde Tagesschau achtbar füllen konnte. Aber wenn wir ehrlich sind, hätte man jedes, ja wirklich jedes unserer heutigen Themen auch lassen können. Alles reine Kann-man-machen-Nummern. […] Da schaut man sich gerne mal an, was den Kollegen der anderen Nachrichtensendungen einfällt. Habe schon gewitzelt, ob wir im Erklärraum (gemeint ist das neue ZDF-Studio) heute ein 3D-Modell des Sommerlochs sehen. […] Für morgen sieht es nicht besser aus – das wird wieder ein zähes Ringen um brauchbare Themen. Übermorgen hingegen ist wieder die Kieler Laienspielschar an der Reihe. Dann haben alle den gleichen Aufmacher.
Die Antwort folgte prompt in den zahlreichen Kommentaren am nächsten Tag. Unter ihnen ein prominenter Kollege: Ulrich Deppendorf, der Leiter des ARD-Hauptstadtstudios.
Lieber Herr Dr. Gniffke, wie schön, dass Sie gestern fast jeden Beitrag der Tagesschau um 20 Uhr für entbehrlich hielten. Das hätten Sie uns ja dann auch schon etwas früher mitteilen können. Dann hätten die Kollegen und Kolleginnen aus dem Hauptstadtstudio und in der Republik ja schon eher die Arbeit für die Tagesschau einstellen können. […] Nun warten wir jeden Tag auf Ihre Einordnung, was entbehrlich ist. Heute vielleicht Porsche, Opel oder Afghanistan? Und warum schielen Sie immer auf das ZDF? […] Wir sollten auch nicht mit zu viel Hochmut auf das neue ZDF-Studio schauen. Warten wir erst einmal ab, ob unser neues Studio 2011 der große Hit wird. Ein wenig mehr Solidarität durch Schweigen mit dem anderen öffentlich-rechtlichen System wäre nicht schlecht. Vielleicht benötigen wir dessen Unterstützung ja irgendwann auch einmal.
Bei den Lesern des Tagesschau-Blogs kam „die offene Art der Kommunikation“ jedenfalls gut an. Mir erging es ähnlich – vor allem deshalb, weil solche Diskussionen normalerweise hinter verschlossenen Redaktionstüren geführt werden und nicht für Jedermann sichtbar im hauseigenen Blog. Ein Kommentar bringt die Sache meiner Meinung nach auf den Punkt. Erfreulich finde er, dass sich nun offenbar auch die Tagesschau-Redaktion einmal Gedanken mache, was eigentlich in solch eine Sendung hineingehöre und was nicht.
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Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch die Witzeleien über das neue, supermoderne Heute-Studio der ZDF-Kollegen. Ob es wohl der Neid auf die rund 30 Millionen Euro teure High-Tech-Nachrichtenzentrale ist? Oder Schadenfreude aufgrund der teils sehr kritischen Resonanz von den Zuschauern? Unpersönlich, kalt, deprimierend, die Farbgebung entspreche Badezimmerkacheln aus der 70er Jahren oder der Raum erinnere eher an einen sterilen Operationssaal als an ein Fernsehstudio – viel gute Haare ließen die Zuschauer nicht an dem neuen Stolz des ZDF. Inzwischen hat der öffentlich-rechtliche Sender reagiert und das Online-Forum zum virtuellen Nachrichtenstudio bis auf weiteres für Kommentare gesperrt. Auch eine Möglichkeit, der Kritik aus dem Weg zu gehen. Allerdings sicherlich nicht die Beste.
Via: Wunschliste
(Michael Friedrichs)