Irgendwie scheint unsere geliebte Familienministerin Ursula von der Leyen trotz politischem Tagesgeschäft und Wahlkampfvorbereitungen zu viel Freizeit zu haben, denn sonst käme die CDU-Politikerin nicht immer auf komische Ideen, auf die ganz Deutschland – speziell die deutschen Internetnutzer – schon lange gewartet haben. Jedenfalls hat Zensursula (sie selbst findet den Kosenamen übrigens „patent“) der Rheinischen Post eine Audienz in Form eines Interviews gewährt, in dem es eigentlich um den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, um Elterngeld und um die Dauerstreiks der Erzieher gehen sollte. Natürlich blieb am Rand des Gesprächs immer noch Platz für ihr Lieblingsthema: die Sperrung von Websites mit kinderpornografischen Inhalten.
Sie habe ihre Meinung zu diesem Thema trotz der Dauerkritik von vielen Seiten nicht geändert. Das Internet sei kein „rechtsfreier Raum“ und die „Freiheit der Massenkommunikation“ habe eben ihre Grenzen. Darüber hinaus sollten Kinder und Jugendliche im Netz künftig noch besser geschützt werden. Besonders soziale Netzwerken müssten in dieser Hinsicht noch sicherer sein. Deshalb möchte sie gemeinsam mit den Verantwortlichen solcher Kommunikationsforen und „kompetenten Jugendlichen“ einen speziellen Verhaltenskodex entwickeln.
Es geht um achtsamen und wachen Umgang miteinander. Minderjährige müssen beispielsweise wissen, dass sich Erwachsene mit üblen Absichten in ihre Chats einschleichen können. Sie können soziale Kompetenzen im virtuellen Miteinander ebenso erwerben wie im realen Leben. Mobbing im Netz kann nicht toleriert werden. Respektvoller Umgang muss in Chats, Blogs oder Foren so selbstverständlich sein, wie wir das auch im Schulalltag mit Streitschlichtern oder Vertrauenslehrern einfordern.
Okay, als ich das zum ersten Mal gelesen habe, musste ich erst einmal schlucken, eine Minute nachdenken und meinen Schopf schütteln. Als ob die Frau derzeit keine wichtigeren Aufgaben hat. Bereits in der Debatte zum Thema Internetsperren hat sie ja bereits mehrfach bewiesen, dass sie von der ganzen Geschichte nur so viel Ahnung hat wie ihre Berater. Und nun hat sie mit dem Verhaltenskodex eine neue Spielwiese gefunden, um ihre Sachverstand und ihre Kompetenz in Sachen Internet wieder einmal so blendend unter Beweis zu stellen. Vielleicht sollte ihr mal jemand sagen, dass es in den meisten Netzwerken (Beispiel StudiVZ), Foren und Chats bereits eine Netiquette für den respektvollen Umgang miteinander gibt. Deren Einhaltung steht natürlich auf einem anderen Blatt. In der Regel liegt es aber an den Betreibern der jeweiligen Seiten, die Einhaltung zu kontrollieren und entsprechende Gegenmaßnahmen (Account-Sperre, Löschung der kritischen Beträge, etc.) zu veranlassen.
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter*in (m/w/d) für Social Media, Öffentlichkeitsarbeit und Städtepartnerschaft (m/w/d) meinestadt.de in Sachsenheim |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Delitzscher Schokoladenfabrik GmbH in Delitzsch |
||
Content Creator / Social Media / Marketing (m/w/d) Halloren Schokoladenfabrik AG in Delitzsch |
Aber wenn Zensursula unbedingt will, dann will ich ausnahmsweise mal nicht so sein. Ich habe mir sogar schon mal ein paar Gedanken zu diesem Thema gemacht. Hier sind meine Vorschläge für den
Zensursula-Benimmregelkatalog:
– Zensursula wird zum Unwort des Jahres erklärt und ab August auf die Filterliste des Bundeskriminalamtes gesetzt
– Bei ungewollten Aufrufen von Webseiten mit verwerflichen Inhalten sofort den Monitor ausmachen, den Raum verlassen und auf Hilfe warten
– Für Rechtschreibfehler in Mails, Profilen, Chat- und Foren-Nachrichten gibt es ab sofort eine eigene Schulnote und Extra-Unterricht in deutscher Sprache und Grammatik
– Das Bewerten von Lehrern, Eltern und Politikern wird verboten. Bei Zuwiderhandlung droht ein mehrseitiger Strafaufsatz zum Thema „Generation Offline„
– Das lapidare „Du“ wird abgeschafft. Künftig darf nur noch das förmliche „Sie“ verwendet werden
– Für jede Nachricht muss sich der Empfänger erst einmal artig beim Versender bedanken, bevor eine Antwort zurück geschickt werden darf
– Mehr Bewegung kann nicht schaden. Deshalb gibt es für jede Stunde Internet zwei Stunden Rhönrad fahren turnen oder Geigenunterricht nehmen
– Das freizügige Sitzen vor dem PC wird per Gesetz verboten. Problem: die Webcam könnte ja aktiv sein und fleißig Bilder versenden
– Jede Erwähnung meines Namens muss mit einem Link auf meine persönliche Wahlkampf-Homepage versehen werden
– Jede Kommunikation muss vor dem Beenden in einer Log-Datei gespeichert, diese dann ausgedruckt und an den Sozialarbeiter des Vertrauens geschickt werden
(Michael Friedrichs / Foto: Mike Reed)