Mindestens zwei Unternehmen waren damals im Rennen, als die drei Gründer Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim die Videoplattform YouTube auf den Markt warfen: Google und Microsoft. Der Suchmaschinenriese bekam den Zuschlag für etwa 1,65 Milliarden US-Dollar, Microsoft ging leer aus. Das sei aber auch nicht so schlimm, ließen damals die beleidigten Redmonder verlauten: Das Ding sei eh viel zu teuer, man werde sich etwas Eigenes ausdenken, um „auf diesem neuen Feld einen kostengünstigeren Weg zu finden“. Kurze Zeit später startete Microsoft Soapbox.
Kein aufgeklärter Netz-Junky muss sich schämen, wenn er von diesem Namen noch niemals etwas gehört hat. Heute räumt Microsoft ein, dass Soapbox weniger als fünf Prozent des Gesamt-Traffics von MSN Video verursacht. In anderen Worten: Das Ding war und ist ein Riesenflopp. Kein Wunder, dass Microsoft nun das offizielle Ende von Soapbox ankündigt, spätestens im August soll hier der letzte Clip über den Bildschirm flimmern. Die Videosparte des MSN-Netzwerks wird nach den Plänen im Herbst im Zuge eines Relaunches ein wenig aufgemotzt werden.
Der Zeitpunkt für die Aufgabe der Plattform ist allerdings denkbar ungünstig gewählt. Erst gestern hat der alte Konkurrent YouTube erstmals seine Segel in den Wind gedreht und selbstbewusst bessere Zeiten für die Plattform versprochen. Das Geschäft mit Werbung auf der Plattform habe spürbar angezogen, sagte Eric Schmidt am Wochenende. Plakativer wurde die Trendwende auf dem eigenen YouTube-Blog beworben: Mit einer In-your-Face!-Liste, die interessante Details verrät. Die folgenden Mythen kamen dabei zur Sprache:
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Mythos 1: YouTube hat nur Schrottvideos auf Lager
Mythos 2: Sämtliche Videos sind unscharf, verwaschen und grieselig
Mythos 3: Der Traffic frisst Google die Haare vom Kopf
Mythos 4: Werber fürchten sich vor YouTube
Mythos 5: YouTube verdient nur an 3 bis 5 Prozent der Inhalte
Alles Quatsch, postuliert YouTube erleichtert. Man habe Tausende Premiumpartner an Bord, dazu mehr HD-Videos als jede andere Plattform, der Traffic koste gar nicht soviel und 70 Prozent der Ad Age Top 100-Werbepartner hätten im vergangenen Jahr mit Video-Overlays oder In-Stream-Ads auf YouTube geworben. Das mit Punkt fünf würde zwar stimmen, jedoch sehe man darin kein Problem: Eine Prozentzahl sagt nichts aus – auf die Gesamtsumme der mit Werbung ausgestatteten Videoseiten käme es an.
Hol mich der Teufel: Sollte YouTube es am Ende doch geschafft haben, das Ruder herumzureißen?
(André Vatter)