„Jetzt lasst den Mann doch in Ruhe!“ – Ich habe keinen Fernseher und hatte dafür Donnerstagnacht irgendeinen Livestream von FOX-News LA eingeschaltet – ein unentschuldbarer Fehler. Ich habe die Mattscheibe angeschimpft. „Nix genaues weiß man nicht“, sagten die US-Popexperten, verstanden es dabei aber ziemlich gut, das Informationsloch mit Inhalten zu füllen. Dann der Stream eines deutschen Senders. Erstaunlicherweise hatten die meisten News-Stationen hierzulande die Neuigkeit von Michael Jacksons Tod in den ersten Stunden noch gar nicht auf dem Schirm, bis es plötzlich hieß: „Tausende von Demonstranten wurden heute in Teheran von den Sicherkräft… oh, uns erreicht gerade eine Eilmeldung: Michael Jackson ist tot!“ Dann gab es allerlei Mutmaßungen, unheilsvolle Kommentare und verbale Nachtritte, die mit alten Aufnahmen aus Gerichtssälen unterlegt wurden.
Wenn man das Phänomen genau betrachtet, kommt man nicht umhin die Festestellung zu machen, dass viele von Jacksons Ableben profitiert haben: Für die Medien ist sein Tod ein willkommener Startschuss in das Sommerloch. Twitter konnte einmal mehr die Muskeln spielen lassen und seine TV-Überlegenheit feiern – war ja schließlich auch mal wieder Zeit für einen erdrutschartigen Aufmerksamkeitsschub, Oprahs Debüt liegt schon ein wenig zurück. Google, Yahoo und natürlich Bing waren die gefragtesten Einstiegsseiten in die aktuelle Nachrichtenlage („Hotness: Volcanic“). Dann natürlich der absatzorientierte Rattenschwanz, namentlich Amazon, iTunes und Co., bei denen Michael Jackson binnen weniger Stunden die Charts anführte. Bei Amazon gibt es sogar ein Trauerforum und natürlich eine in Windeseile eingerichtete Sonderseite: Michael Jackson als MP3-Download, Michael Jackson auf Musik-CD, auf Vinyl, auf DVD und – nicht zu vergessen – die Michael Jackson-Bücher.
Mit tiefer Bestürzung und Trauer geht es dann auch fernab der großen Kommerz-Namen weiter. Es gibt Leute mit gelbleuchtenden PostIt-Stickern am Monitor, auf denen steht: „Krise, Tod, Katastrophe? Domain sichern nicht vergessen!“ Und so war es dann auch. Michaeljacksondead.com und Michaeljacksonisdead.com – reserviert für das Domain-Parking. Die Personensuchmachine US-Recordsearch lässt die Domain Michaeljacksondied.com direkt auf die eigene Seite umleiten. Besonders pfiffig zeigte sich auch der neue Betreiber von Michaeljacksonhasdied.com: „Michael Jackson has died. May his soul forever rest in peace.“ Darunter steht in etwas kleinen Lettern: „This domain name is available for acquisition. To bid on ownership, click here.“ – der Link führt zu einer eBay-Auktion. Michael-jackson-died.com ist so ziemlich das Verstörendste, was ich bislang in diesem Zusammenhang gesehen habe.
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Für weit schamloser – sofern das noch möglich ist – halte ich allerdings billietweets.com, eine Mischung aus Kondolenzbuch und makaberer Geldmacherei, die gerade (laut Retweetradar zumindest) die Nummer eins bei den verschickten Twitter-Links ist. Das Rezept für leicht verdientes Geld? Man embedde ein YouTube-Video, zapfe die Twitter-API an und präsentiere irgendwelche Tweets, in denen die Keywords „Billie Jean is not my lover“ vorkommen. Ach, ja: Zum Schluss pflastere ich die Seite noch mit bebilderten Provisionslinks für Amazon zu.
(André Vatter / Bild: Picturesforsadchildren.com)