Jede Generation hat ihre Prominenten und auch wenn man es nicht immer zugeben mag: Jeder Einzelne hat in seiner Jugend und seiner Kindheit irgendeinem Prominenten nachgeeifert. Seien es irgendwelche Stars aus bekannten Serien oder aber der harte Killer aus dem damals brandaktuellen Kinofilm. Auch heute gibt es diese Lichtfiguren, die einen gewissen Fan-Block hinter sich herziehen. Einige davon haben es mit harter Leistung zu diesem Ruhm gebracht. Fußballer zum Beispiel oder besonders gute Schauspieler. Aber auch in den neuen Medien gibt es diese großen Helden. Mark Zuckerberg oder Shawn Fanning zum Beispiel. Auch Blogs und Twitter haben diese Prominenten. Das ist umso interessanter, da diese beiden Themen erst langsam von den etablierten Medien verstanden und genutzt werden. Dabei ist meistens viel mehr heiße Luft dahinter, als die Meisten denken. Ein kleiner Blick hinter die Kulissen…
Eine Anleitung, um berühmt zu werden
Wer heute zu einer gewissen Berühmtheit gelangen möchte, kann dies auf zweierlei Wegen erreichen. Entweder durch harte Arbeit oder durch überzeugendes Auftreten. Auf Dauer ist jeder Weg für sich genommen jedoch eine Sackgasse. Erst wer es schafft, erfolgversprechende Konzepte umzusetzen und mit Ergebnissen zu schmücken hat eine Chance, überhaupt von Anderen wahrgenommen zu werden. Und dann hängt es noch immer davon ab, wie man sich selber gegenüber diesen Menschen zeigt. Ist man eher natürlich, zurückhaltend, arrogant oder überheblich. Jedem von uns fallen auf Anhieb sicher eine Menge Leute ein, die mindestens eine dieser Eigenschaften auf sich vereinen können. Doch ich möchte heute nicht über allgemeine Prominente sprechen sondern über die Helden der neuen Medien. Und auch diese haben wir in Deutschland zu Genüge.
Sucht man in den Suchmaschinen nach den bekanntesten oder erfolgreichsten Bloggern, tauchen immer wieder die gleichen Menschen auf. Personen, die es mit ihrer Arbeit und ihrer mehr oder weniger gelungenen Selbstdarstellung geschafft haben, die Aufmerksamkeit der sogenannten Meinungsmacher zu erregen. Da gibt es Toplisten, Deutschlandkarten und alle möglichen Bezeichnungen für diese Gruppierungen. Und das macht sie für einige Medien zu wahren Helden. Medien und Menschen, die kaum Ahnung von der Materie haben und sich von irgendwelchem Gelaber zu wahnwitzigen Headlines hinreißen lassen. Und dort ist dann so etwas zu lesen wie „Der erfolgreichste Blogger Deutschlands“ oder „Die Leitfigur einer neuen Generation“.
Die wirklich erfolgreichsten Blogger Deutschlands?
Das Internet und insbesondere die Blogosphäre besteht aus einem großen Haufen von Einzelgängern, die das tun, was sie am Besten können: Sie schreiben, erzählen Geschichten, ärgern sich über dieses und jenes und schaffen es hier und da sogar, regelmäßig hochqualifizierte Beiträge zu schreiben, bei denen es sich lohnt, auch ein zweites Mal zu lesen. Das Internet ist ein noch so junges Medium, dass vieles was hier so Tag für Tag erzählt und geschrieben wird, von den meisten Menschen weder so richtig akzeptiert noch verstanden wird. Es ist wie bei den anderen Medien auch: Nicht alles, was in einer bestimmten Art und Weise dargestellt wird, ist auch in Wirklichkeit so. Wenn niemand über eine bestimmte Person berichtet, heißt das nicht, dass diese Person nicht gut ist in dem, was sie tut. Umgekehrt ist es aber auch so, dass Personen, über die verhältnismäßig häufig berichtet wird, nicht zwangsläufig stellvertretend für eine bestimmte Berufs- oder Mediengattung sprechen können. Es hängt wie immer vom Standpunkt eines jeden Einzelnen ab.
Der Mensch wird nach seinen Taten gemessen
Das, was ein Mensch von sich gibt, wird dadurch nicht besonders gut, weil viele Leute darüber berichten. Einige dieser zentralen Figuren werden von einzelnen Menschen hervorgehoben, denen vielleicht genau das gefällt, was sie gelesen haben. Dann springen weitere Medien auf den Zug auf und spinnen diese Geschichte weiter, obwohl sie vielleicht gar nicht wissen, was wirklich dahinter steckt. Hauptsache, man ist mit dabei und kann ein wenig Aufmerksamkeit erhaschen. Genau dieser Ablauf ist in unserer gesamten Medienwelt vollkommene Normalität geworden.
Wenn wir in zehn Jahren auf die Anfänge dieser neuen Form von Kommunikation und Selbstdarstellung zurückblicken, werden nur ganz wenige von diesen Berühmtheiten übrig bleiben. Und das werden sowohl Menschen sein, die sich zurückgehalten haben in ihrer Selbstdarstellung, als auch Personen, die sich überall als zentrale Leitfigur dargestellt haben. Ihre Berechtigung haben natürlich beide. Geschichte unterscheidet nicht zwischen gutem Vorbild und Egomanen. Doch wie bei allen Dingen auch ist das natürlich Ansichtssache. Heute befinden wir uns in der schönen Position, dass nicht jede Person, die in den etablierten Medien als glorreicher Held gefeiert wird, gleich von allen Personen als König über alle Anderen hinweg akzeptiert werden muss.
Die Gemeinschaft ist der wahre Held
Wenn es nach diesen vermeintlichen Online-Prominenten gegangen wäre, hätte sich in den letzten Monaten und Jahren kaum etwas verändert. Denn nicht sie waren es, die für die populärsten und wichtigsten Entwicklungen in der Online-Kommunikation verantwortlich waren. Dafür waren stets die Gemeinschaften verantwortlich, die ohne eine zentrale Steuerung, ohne Regeln und vor allen Dingen, ohne ein vermeintliches Oberhaupt große Ziele erreicht haben. Die größte Errungenschaft dieser Gemeinschaft dürfte gewesen sein, dass sie es vor wenigen Wochen geschafft hat, eine so große Masse an Menschen für eine wichtige Thematik zu begeistern, dass eine Online-Petition in nur wenigen Tagen über 100.000 Unterschriften gesammelt hat. Das diese Aktion so erfolgreich war, haben sie nicht den vermeintlich so einflussreichen und berühmten Personen zu verdanken, die sich so gerne in den Mittelpunkt stellen. Diese haben nämlich fast gar nichts dazu beigetragen. Vielmehr war es jeder Einzelne, der mit seiner Stimme und seinem Aufruf eine Welle in Bewegung gebracht hat, die auch in Zukunft für einige Überraschungen und Erdbeben sorgen wird.
Wie alle Medien benötigen auch die neuen Medien Geduld, bis sie ihren festen Platz in der seriösen Berichterstattung gefunden haben. Bis dahin müssen wir uns leider damit abfinden, dass einige Leute sich diesen Hype zunutze machen, um sich als die zentralen Meinungsmacher darzustellen. Doch Fakt ist: Helden – ob nur in ihren eigenen oder doch auch in fremden Augen – haben eben doch nur eine begrenzte Haltbarkeit. Nur wenigen gelingt es über Generationen hinweg zu ewigem Ruhm zu gelangen. Von diesen Menschen wird noch Jahre später berichtet, weil sie wirkliche Ikonen ihrer jeweiligen Zeit waren. Ob jemals ein Blogger aus unserer Zeit dazugehören wird? Ich denke nicht. Ob über die Anfänge und über die ersten großen Erfolge dieser neuen Medien-Gemeinschaften auch in einigen Jahren berichtet wird? Mit Sicherheit.
(Alper Iseri / meetinx.de)