„Lass mal sehen… Vorratsdatenspeicherung?“ – „Check!“ – „Bundestrojaner?“ – „Check!“ – „Internetsperren?“ – „Check!“ – „Killerspielverbot?“ – „Check!“ – „Verbot von Paintball?“ – „Äh… reicht das nicht für eine Legislaturperiode?“ – „Okay, dann schauen wir uns das im Herbst noch mal an.“
Freunde des PC-Sports und natürlich auch ihr potentiellen Amokläufer: dies wird ein schwarzes Jahr für euch. Wie die „Welt“ gerade berichtet, haben die deutschen Innenminister auf ihrer heutigen Konferenz die „Killerspiele“ auf die schwarze Liste gesetzt. Ich will vorab daran erinnern, dass dieses Vorhaben noch durch den Bundestag muss – allerdings sei wiederum auch daran erinnert, dass die Große Koalition in der Vergangenheit bei innenpolitischen Angelegenheiten oft unisono die Hand gehoben hat (solch schnelle Einigungen erhoffte man sich ja seit ihrem Zusammenschluss – allerdings eher auf den Gebieten Arbeit, Bildung, Gesundheit und Außenpolitik).
Nach den Plänen der Innenminister soll das Herstellungs- und Verbreitungsverbot „so schnell wie möglich“ umgesetzt werden, was nichts anderes bedeutet, als dass es wohl oder übel noch vor der Bundestagswahl durchgedrückt werden wird. Es soll für alle Spiele gelten, „bei denen ein wesentlicher Bestandteil der Spielhandlung die virtuelle Ausübung von wirklichkeitsnah dargestellten Tötungshandlungen oder anderen grausamen oder sonst unmenschlichen Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen ist, ein ausdrückliches Herstellungs- und Verbreitungsverbot so schnell wie möglich umzusetzen“, heißt es dazu laut „Welt“ in der Beschlussvorlage.
Neue Stellenangebote
Praktikum im Bereich interne Kommunikation und Social Media BOS GmbH & Co. KG in Ostfildern bei Stuttgart |
||
Online-Manager / Onlinemarketing-Manager / Social-Media-Manager (m/w/d) UNIGLAS GmbH & Co. KG in Montabaur |
||
Content- & Social Media Manager:in (m/w/d) fischerAppelt in Hamburg |
Ach ja, das Ganze erfolgt natürlich als Reaktion auf den Amoklauf von Winnenden, wie der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) bestätigt:
Durch Killerspiele sinkt die Hemmschwelle zur Gewalt. Amokläufer haben sich vor ihren Taten immer wieder mit solchen Spielen beschäftigt. Eine Konsequenz aus Winnenden kann nicht nur eine Verschärfung des Waffenrechts sein, das die Innenministerkonferenz bestätigt hat.
Leider lese ich bei der „Welt“ nichts über weitere Konsequenzen aus den Vorfällen in Winnenden, die in der Beschlussvorlage vereinbart wurden. Etwa, dass es mehr Vertrauenslehrer an deutschen Schulen geben wird; dass der Vermittlung von Medienkompetenz mehr Zeit eingeräumt werden soll; dass die Pädagogen entlastet werden und endlich Präventionsarbeit in Angriff genommen wird. Dass Turnhallen errichtet und die Schulbibliotheken mit Büchern aus der Zeit nach der Wende bestückt werden. Vielleicht wurde auch endlich die gemeinsame Feststellung gemacht, dass es nicht angehen kann, dass der Leistungsdruck einer Gesellschaft in schweren wirtschaftlichen Zeiten schon die Grundschüler allmorgendlich überfallen darf.
Naja, das haben sie bestimmt überlesen, die Kollegen von der „Welt“. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass unsere weitsichtigen Politiker solche Überlegungen bei ihrem heutigen Entschluss außen vorgelassen haben – und stattdessen auf ein billig-polemisches „Killerspiel“-Verbot setzen. Oder?
(André Vatter)