Das „Wall Street Journal“ ist die einzige US-Zeitung, die im vergangenen Jahr ihre Auflage leicht (0,61 Prozent, um genau zu sein) steigern konnte. Ich denke, man liegt nicht falsch, wenn der Erfolg auf die Monetarisierungsstrategie des Blattes zurückführt wird: Heute verfügt das WSJ über zwei Millionen Abonnenten, die Jahr für Jahr 103 US-Dollar für den Zugang zu den Artikeln abdrücken – bei Kindle-Nutzern sind es rund zehn Dollar pro Monat. Die überwiegende Mehrheit der Artikel ist mittlerweile kostenpflichtig, Ausnahmen bilden einzig die aktuellen Schlagzeilen. An allen anderen Stellen heißt es: „To continue reading, subscribe now.“
Um die Reichweite zu erhöhen, bastelt das WSJ derzeit an einem Micropayment-Verfahren, das es auch bei sporadischen Besuchen erlauben soll, Artikel im Einzelabruf zu bezahlen. Tolle Idee – die jedoch völlig für die Tonne ist, wenn die bestehende Infrastruktur der Seite nicht auf den Prüfstand gestellt wird…
Machen wir ein Experiment:
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#1:
Ruft die Rubrik „Technik“ des WSJ auf. Ein Schlüssel-Icon vor dem jeweiligen Artikel zeigt an, ob er kostenpflichtig ist oder nicht. Klickt auf eine Bezahl-News. Wie ihr sehen könnt, erscheint daraufhin lediglich der Teaser, wer weiterlesen möchte, hat nun die Möglichkeit, ein Abo abzuschließen.
#2:
Markiert und Kopiert per C&P die Überschrift des Artikels und öffnet ein neues Browser-Fenster. Führt mit der Headline eine Google-Suchanfrage durch. Wie ihr seht, wird die Meldung auch bei Google News gelistet.
#3:
Klickt auf den Artikellink bei Google News und seht die entsprechende Meldung in voller Pracht.
Laut Businessinsider, wo der Tipp zuerst lanciert wurde, wird davon ausgegangen, dass das WSJ sehr wohl Kenntnis von dem Schlupfloch hat: Jedoch sei der Google-Traffic höher zu bewerten, als der Schaden durch zufällige Nichtbezahler. Wie lange die Lücke noch aufrecht erhalten bleibt, kann niemand sagen. Mein Tipp lautet aber: nicht lange. Denn es sind gerade diese zufälligen Nichtbezahler, die das WSJ künftig via Micropayment zur Kasse bitten will.
(André Vatter)