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Basic Sunday: Der weise König

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Vor langer langer Zeit lebte in einem Land nicht weit entfernt ein weiser König. Er herrschte über das Land und das Wasser, die Wiesen und den Wald und wurde von all seinen Untertanen geliebt. Jeden Dienstag zeigte er sich seinem Volk auf seinem großen Balkon und winkte der Menge zu…

Das Königreich war weder besonders reich, noch war es besonders arm. Es war ein gutes Land. Die Menschen hatten stets etwas zu essen und auch in schwierigen Zeiten gelang es ihnen, gemeinsam einen Ausweg zu finden. Es war natürlich nicht das einzige Königreich. Im Norden wie im Süden, im Osten und auch im Westen gab es weitere Länder, die von anderen Königen regiert wurden. Trotz einiger Unstimmigkeiten gab es jedoch selten Anlass zur Klage. Und je länger die Zeit verging, umso offener und freizügiger wurde der Handel zwischen diesen Ländern. Einige Menschen gelangten dadurch zu großem Reichtum während andere nun in der Lage waren, ihre Familien fortdauernd zu ernähren, auch wenn das Wetter mal nicht so gut war und die Ernten ausfielen. Der König selber beobachtete all diese Dinge mit Wohlwollen. Er war ein guter König, ein weiser König.

Das freie Land empfing Neid und Missgunst


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Mit den Jahren wuchs der Handel zwischen den verschiedenen Königreichen immer mehr. Und es liegt leider in der Natur des Menschen, dass auch Neid und Missgunst zunahmen. So wurden Menschen in der Nacht beraubt oder sogar getötet. Es ging sogar so weit, dass Menschen für niedere Zwecke missbraucht, gequält oder sogar verkauft wurden. Die Geschichten, die an die Öffentlichkeit gelangten waren so schlimm, dass sich das Volk an seinen König wandte, um diesem Umstand ein Ende zu bereiten. Der weise und kluge König entschied, sich gemeinsam mit den anderen Königen einen Plan zu überlegen, wie man diese Taten verhindern und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen konnte. Viele Tage und viele Nächte später befanden die Könige aller Königreiche, dass man künftig gemeinsam gegen die kriminellen Personen vorgehen müsse. Man würde sich gegenseitig helfen und gemeinsam eine Möglichkeit finden, den Sumpf der Kriminellen endgültig auszutrocknen. Sie nannten die gemeinsame Vereinbarung ein „Rechtshilfeabkommen“. Jeder Verbrecher sollte künftig, egal in welchem Königreich er seine Straftaten begangen hatte, in sein ursprüngliches Königreich ausgeliefert und dort bestraft werden. Eine sehr kluge Strategie befanden die Könige.

Und auch das Volk war zufrieden. Ihr weiser König hatte wieder einmal eine Lösung parat. Glücklich gingen sie wieder ihrer Arbeit nach. Und tatsächlich fruchtete der Plan aller Könige schon nach kurzer Zeit. Etliche böse Menschen wurden gefangen genommen und hart bestraft. Diejenigen, die nicht gefangen wurden, flüchteten nach kurzer Zeit, weil sie große Angst hatten, jemals von den Königen erwischt zu werden. Doch durch das Rechtshilfeabkommen wurden auch sie erwischt und ausgeliefert.

Einmal im Jahr trafen sich die Könige aller Länder, um sich zu beratschlagen. An einem dieser Tage kam heraus, dass der Sohn eines der Könige ebenfalls ein Verbrechen in einem der anderen Königreiche begangen hatte. Und obwohl dieses Verbrechen sehr schlimm gewesen ist, weigerte sich der Königsvater, seinen eigenen Sohn zu bestrafen. Schließlich sei er doch König. Die anderen Könige stimmten ihm zu. Die Gesetze sollten nur für die Anderen gelten. Sie als die obersten Staatsoberhäupter sahen sich nicht in der Pflicht, sich selber an die Gesetze zu halten. Schließlich waren alle Könige weise und gut. Man beglückwünschte sich und ging wieder von dannen.

Auch der König verfiel der Gier

In den kommenden Jahren erhöhte sich die Kriminalitätsrate wieder. Nachdem herausgekommen war, dass nicht alle vor den Gesetzen des Königs Repressalien zu befürchten hatten, wurden immer mehr Gesetze von Menschen gebrochen, die in der Rangfolge des Königs weit oben angesiedelt waren. Viele Menschen, die von diesen Dingen wussten, schwiegen aufgrund großer Angst, dass man ihnen oder ihren Familien Schaden zufügen würde. Und auch dem König wurde langsam bewusst, dass er in seiner Position über allen Anderen stand. So ergab es sich, dass auch er seine eigenen Regeln dann und wann brach, wenn es gute Gründe für ihn gab und er sich Vorteile versprach. Doch der König war kein dummer Mann. Er wusste, dass es gefährlich sein würde, wenn er oder einer seiner engsten Angetrauten bei solchen Verletzungen beobachtet werden würden. Also erließ er ein neues Gesetz. Dieses Gesetz nannte man „Das Gesetz des Wegschauens“.

Das Gesetz des Wegschauens verpflichtete jeden Bürger des Königreiches wegzuschauen, wenn er eine Straftat eines anderen Menschen zu Gesicht bekam. Niemand sollte sich um die Ächtung und Bestrafung dieser kriminellen Personen kümmern. Niemand, außer dem König selbst. Der König versprach seinem Volk, er werde über die Einhaltung dieses Gesetzes wachen und jeder, der es brechen würde, sollte hart bestraft werden. So fingen die Menschen an, sich nicht mehr um die Belange eines Anderen zu kümmern. Geschahen Verbrechen, senkten sie ihre Köpfe und gingen weiter. Nicht allen Menschen gefiel dieser Umstand. Einige begehrten dagegen auf und halfen dann und wann Menschen, die von Anderen überfallen, erpresst oder ermordet werden sollten. Als jedoch die Wachen des Königs kamen, wurden beide verurteilt. Der Verbrecher wurde aufgrund seiner Taten in den Kerker geworfen. Der Helfer wurde auch bestraft, weil er das Gesetz des Königs missachtet hatte. Er wurde des Landes verwiesen und sollte niemals wieder zurückkehren.

Das dunkle Zeitalter hatte begonnen

Mit den Jahren wurde das Land des Königs immer grauer und dunkler. Der König erließ immer mehr Gesetze, welche die Freiheit der Menschen eingrenzten: Es wurden Schriften verboten, die der König als Fäulnis bezeichnete, weil sie sich kritisch mit seinem Königreich auseinandersetzten. Die Soldaten bekamen immer mehr Macht und begannen, das Volk in Angst und Schrecken zu versetzen. Man erzählte sich Geschichten, dass sie voller Willkür wahllos Frauen und auch Kinder mitnehmen würden und erst Tage später völlig verstört wieder zurück brachten. Einige von ihnen waren niemals mehr wieder gesehen. Und auch der Handel und der Wohlstand nahm ab. Viele blieben vor lauter Furcht bei sich Zuhause und versuchten, mit dem bisschen zu leben, was ihnen noch zum leben blieb. Doch nicht allen ging es schlecht. Der König wurde Jahr für Jahr immer reicher. Er ließ seinen Palast mit Gold ausschmücken, ließ sich jeden Tag eine andere Frau in seine Gemächer führen und hatte keinen Grund zur Klage. Mittlerweile war er sogar so reich geworden, dass er die anderen Länder nicht mehr brauchte. So ließ er die Grenzen zu den Königreichen schließen und war von nun an alleine in seinem Königreich voller Gold, Frauen und leckeren Speisen.

Die Menschen wurden immer unglücklicher und ängstlicher. Sie wurden mit einem Gesetz nach dem nächsten konfrontiert, die ihnen Stück für Stück einen Teil ihrer Freiheit nahmen. Irgendwann hatten sie laut Gesetz keinerlei Rechte mehr gegenüber dem König und seinen Schergen. Menschen wurden abgehört, ihre Schriften eingesammelt. Opfer wurden öffentlich gedemütigt und es dauert auch nicht lange, bis die ersten gefälschten Beweise unter das Volk gebracht wurden. Auch wurden Menschen nun dafür bezahlt, dass sie ihre Nachbarn aushorchten und es gab sogar Prämien dafür, wenn man einen Abweichler verriet. Einige Menschen verkauften dadurch ihre Seele. Manche bekamen dadurch viel Gold und Reichtum, andere hingegen wurden selbst verraten und landeten öffentlich am Strick.

Der König war zufrieden. Seine Untertanen beobachteten sich nun gegenseitig. Er genoss sein Leben in Reichtum, während das Volk nur noch damit beschäftigt war, seine eigene Haut zu retten. Viele Jahre ging das so, bis an einem Tag die ersten Menschen gegen ihren eigenen König protestierten. Zu Anfang waren es nur sehr wenige. Diese wurden durch die Wachen des Königs festgenommen und hart bestraft. Doch mit der Zeit wurden es immer mehr und mehr Menschen. Sie glaubten nicht mehr an die Weisheit und Güte ihres Königs. Viele von ihnen hatten nichts mehr zu essen und waren vollkommen verarmt. Innerhalb von nur wenigen Jahren hatte sich das Land in eine öde Landschaft verwandelt, die es nur wenigen Menschen ermöglichte, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Jeden Tag gingen mehr Menschen gegen ihren König vor und bald schon stellten sich auch schon die ersten Wachen des Königs auf die Seite der Menschen. Der König ging sehr brutal gegen seine Untertanen vor. Und doch waren es mit der Zeit zu viele Menschen, die gegen ihn aufbegehrten. Irgendwann waren es so viele, dass sie den Palast des Königs stürmten. Voller Wut über die aufgehäuften Reichtümer und die Dekadenz ihres Königs warfen sie ihn aus dem Palast und scheuchten ihn fort aus ihrem Land.

Ein neues Kapitel wurde aufgeschlagen

Nach langer Zeit waren die Menschen wieder sehr glücklich. Sie hatten ihren bösen König vertrieben und hatten seinen Palast eingenommen. Doch gleichwohl war ihnen bewusst, dass sie einen König brauchten, um das Land wieder aufzubauen. So beschlossen sie, dass einer aus ihren eigenen Reihen der neue König werden sollte. Es sollte ein kluger König werden, ein weiser König. Und es sollte ein König werden, der das Wohl seines Volkes als seine oberste Direktive sah. Kurzum: Es sollte ein guter König werden. Als alle Stimmen ausgezählt wurden, stand der neue König fest. Er wurde mit einem großen Fest gefeiert und versprach, stets mit klugem Blick und würdigem Handeln zu regieren.

Er herrschte über das Land und das Wasser, die Wiesen und den Wald und wurde von all seinen Untertanen geliebt. Jeden Dienstag zeigte er sich seinem Volk auf seinem großen Balkon und winkte der Menge zu…

(Alper Iseri)

Über den Autor

Ehemalige BASIC thinking Autoren

Dieses Posting wurde von einem Blogger geschrieben, der nicht mehr für BASIC thinking aktiv ist.

17 Kommentare

  • Tja, die Geschichte wiederholt sich immer wieder.
    Und die Sache mit dem König… Nordkorea… in afrikanischen Ländern… man kann froh sein, dass man in einer Demokratie lebt. Auch wenn auch da mal das eine oder andere schiefläuft.
    Guter Schluss. Danke Alper, für die Lektüre am Sonntag.

  • Interessante Geschichte, jaja, die gibt einem ernsthaft zu denken.
    Wie Laurens Lang bereits sagte finde ich die Anspielungen auf unsere Sozialen Probleme gelungen.

    Ich schau gleich mal bei dir im Blog vorbei. =)

  • Ich kanns nicht oft genug sagen, dir gebührt eine Kolumne in einer großen SOnntagszeitung, das hier ist dir fast nicht würdig 😉

  • Vielen Dank für die Geschichte … Zuerst dachte ich das es um unsere dunkle Zukunft ging … dann dachte ich es ging um 1984 … dann die geschichte der ddr… und am ende ging es um alle 3 😀

    beängstigend, traurig und schön geschrieben

  • Schöne Geschichte, bezogen auf die Wirklichkeit aber nur noch teilweise so schön wie geschrieben. Da passt es wenn man sagt, die Geschichte wiederholt sich und das nichts wirklich jemals endet. 😐

  • ganz schön, aber teilweise ein bißchen arg mit der brechstange. begriffe wie „Rechtshilfeabkommen“ z.b. sind etwas zu plakativ.wir hätten es auch so verstanden. aber ist eine schöne geschichte. daumen hoch!

  • Hallo,
    toller Artikel.
    Wollen wir denn im September wieder einen König wählen, oder lassen wir es noch eine Weile bei der Königin?
    Egal, es wiederholt sich alles immer wieder und wieder und wieder und wieder.
    Trotzdem guter Artikel.
    Gruß Oliver

  • Leider war es diesmal nicht so anspruchsvoll. Aber eine tolle Geschichte die jedes Kind versteht. Leider bin ich nun schon erwachsen…

  • Mal wieder eine sehr schöne Geschichte, wie Dir ja auch die vielen Kommentare zeigen. Vor allem das Ende gefällt mir sehr, ist es doch mal was anderes.

    Ich bin aber nicht der Ansicht, dass sich „Geschichte wiederholt“.
    Es mögen vielleicht Fehler wiederholt werden, aber letztlich lernen „die Menschen“ doch auch immer ein bisschen was und kommen voran. Für uns mag der Fortschritt zwar langsam erscheinen, wenn man sich aber einmal vor Augen hält, wie lange es brauchte um primitivste Werkzeuge herzustellen, ein Rad zu erfinden… und dann von einer kleinen Dampfmaschine zum Nanomillimeter großem Rechenwerk zu kommen…

    Kurzum:
    Im vergangenem Jahrhundert hat „die Menschheit“ eine Entwicklungsgeschwindigkeit vorgelegt, die selten in der Geschichte anzutreffen war. Das dies nicht auf Dauer anhalten kann, sollte jedem klar sein. Unsere Aufgabe ist es nun vielmehr, das schlimmste abzuhalten, unsere „Sünden“ wie Umweltverschmutzen & ABC-Waffen aus der Welt zu schaffen und dafür zu sorgen, dass auch die nächsten 200 Jahre noch Menschen auf der Erde leben können 😉

    So,
    soweit mein Wort zu deinem Wort zum Sonntag 😉
    lg
    André