Ich denke schon, dass man ihn so bezeichnen kann: Ja, der Zune von Microsoft war ein Flop. Dennoch wollen sich die Redmonder auf dem MP3-Schlachtfeld nicht geschlagen geben, weshalb für dieses Jahr wieder ein Update des Players angekündigt wurde: irgendwie muss der iPod-Erfolg ja nachzuahmen sein. Doch nicht nur bei Musikspielern will Microsoft Apple endlich Konkurrenz machen, auch im Handy-Geschäft erwachen neue Ambitionen: Sofern man den geheimen Informanten des „Wall Street Journal“ Vertrauen schenken kann, darf man davon ausgehen, dass Microsoft derzeit an einem Touchscreen-Smartphone arbeitet – Codename „Pink“.
Demnach hat Microsoft-Chef Steve Ballmer beim US-Mobilfunkanbieter Verizon angeklopft, um eine Kooperation anzustoßen, in deren Rahmen die Entwicklung stattfinden soll. Schon 2010 soll das Microsoft-Handy auf den Markt kommen. Damit ist Ballmer reichlich spät dran, wenn man daran denkt, dass der Markt mit dem (neuen?) iPhone, den Android-Smartphones, dem BlackBerry Storm und Palm Pre bald ziemlich gesättigt sein wird. Laut dem Bericht will Microsoft vor allem den Verkauf von Apps über den Windows Marketplace ankurbeln. Das Betriebssystem Windows Mobile selbst soll aber auch nach dem Start des eigenen Handhelds als Lizenz weiterhin anderen Herstellern zur Verfügung stehen.
Ich habe ziemlich lange über eine Überschrift für diesen Post nachgedacht: „Microsoft arbeitet an iPhone-Abfangjäger“? – „Microsoft wacht endlich auf“? – oder auch: „Microsoft verpennt den Trend“? Seien wir ehrlich, in der Silvesternacht zur Jahrtausendwende muss es beim Software-Riesen zu doll geknallt haben, anders ist es nicht zu erklären, dass der ehemalige Monopolist der IT-Welt derart Strömungen übersieht, Kundenbedürfnisse missachtet, Erfolge anderer in aller Ruhe betrachtet: Der Zune jagt ziemlich abgeschlagen dem iPod hinterher, das iPhone war ein Schlag ins Gesicht, Vista beschwor den Zorn der Nutzer herauf, im Gegensatz zur Internet-Suche, die nur auf Desinteresse stößt. Google wildert auf Microsofts Kerngebiet, bietet mit der Office-Anwendung Google Docs praktisches Cloud-Computing an, dafür soll es Windows 7 endlich auf die Netbooks schaffen – das erlaubt dort aber nur das gleichzeitige Ausführen von drei Anwendungen. Dazu neuerdings der kindische Zweikampf mit Apple, in dem in aller Öffentlichkeit Werbegelder in Millionenhöhe verbrannt werden, die bei der Entwicklung neuer Produkte fehlen. Und jetzt das? Ein iPhone-Killer aus Redmond? Im Jahr 2010? Microsoft, das glaubst du doch selbst nicht. Das kann nicht dein Ernst sein!
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(André Vatter)