Abgesehen von der Suchmaschine „Live“ und anderen mehr oder minder halbherzigen Projekten hat Microsoft eigentlich nur wenige Berührungspunkte mit dem Internet. Ehrlich gesagt, wäre ich nicht verwundert darüber gewesen, wenn die Redmonder auch heute noch Windows-Updates per CD an ihre Nutzer versenden. Umso erstaunlicher – und löblicher – ist es da, dass Microsoft nun unumkehrbar ins Cloud-Computing einsteigt. Bislang gab es nur Gerüchte, doch seit der Web 2.0 Expo in San Francisco wissen wir es genau: Office 14 soll schon bald als kostenlose Webversion kommen. Und als App für das iPhone.
Das zumindest sagte Microsoft-Manager Stephen Elop in einer Frage-Antwort-Runde auf der Messe. Natürlich will man es aber besser als Google machen, Google Docs, sehe man grundsätzlich nicht als Konkurrenz an: ein Dienst, bei dem man die „Wörter lediglich fett, kursiv formatieren und unterstreichen“ könne! Bis die Menschen bereit sind, für eine Online-Office-Anwendung (nach einem Abo-Modell) zu zahlen, müssten sich die Entwickler auch noch ins Zeug werfen. Abgespeckte Varianten von Word, Excel und Co. soll es hingegen für weniger anspruchsvolle Nutzer auch kostenlos geben. „Gratis?“ wurde er gefragt. „Ad-supported“, antwortete Elop. „Nichts ist jemals gratis.“
Mit der Software-as-a-Service-Offensive kann Microsoft nicht nur Google ein Schnippchen schlagen. Es gibt da nämlich einen Gegner, der weitaus gefährlicher ist. Der gemeine Raubkopierer könnte sich denken: Der Diebstahl kostenloser Webanwendungen? Klingt irgendwie nicht rentabel. Nutzer sollen sich schon bald ein Bild vom neuen Office machen können, für die kommenden Monate wurde die erste Beta angekündigt, die Finalversion sei jedoch nicht vor 2010 zu erwarten. Außerdem sei der Internet Explorer für die Nutzung keine zwingende Voraussetzung.
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Noch eine Bestätigung ließ sich dem Manager entlocken: Noch befände sich die Office-Applikation für das iPhone in der Entwicklungsphase, Elop bat aber die Zuhörer darum, „weiter danach Ausschau“ zu halten.
(André Vatter)