In zahlreichen Statistiken kann man es immer wieder lesen: Der Fernsehkonsum der insbesondere jüngeren Bevölkerung geht seit Jahren zurück. Und auch die großen Kinoketten können deutlich weniger Besucher in ihren Kinos verbuchen als noch vor zehn Jahren. Doch warum ist das so? Durch den Siegeszug des Internet hat sich der Computer zu einer zentralen Medienplattform entwickelt, die mehr kann, als man es sich noch vor einem Jahrzehnt überhaupt zu träumen wagte. Für eine ganze Generation von Menschen ist es mittlerweile normal, ihren Medienkonsum ausschließlich über den Computer zu genießen. Ob alles nach deutschem Recht legal ist, was man dort tut, sei mal dahingestellt. Fakt ist jedoch, dass gerade multimediale Inhalte immer mehr auf dem heimischen Rechner landen. Gründe hierfür gibt es viele. Der wichtigste Ansatzpunkt dürfte wohl sein, dass sich die Medienindustrie viel zu spät und teilweise noch immer nicht auf die neue digitale Welt verständigt und auf die neuen Herausforderungen reagiert hat. Auch wenn sie selber das sicher anders sehen dürfte.
Monatelange Verzögerung vergrault die Fans
Durch das Internet ist mittlerweile fast jede Information zum gleichen Zeitpunkt überall auf der Welt verfügbar. Man erfährt dementsprechend auch, dass der neueste, heißbegehrte Kinofilm in den USA schon längst gestartet ist, während es hier noch teilweise ein halbes Jahr dauert, bis er seine Deutschland-Premiere startet. Fans von Serien wie „Lost“ müssen noch eine viel größere Geduld beweisen: Während hier in Deutschland die vierte Staffel der Serie im Fernsehen läuft, wird in den USA bereits die fünfte Staffel ausgestrahlt. „Lost“ ist deswegen ein besonders gutes Beispiel, weil sich die aktuell miserablen Einschaltquoten von ProSieben meiner Ansicht nach direkt auf den verspäteten Zeitpunkt zurückführen lassen. Ich kenne zahlreiche Personen, welche sich die aktuellen Folgen der fünften Staffel über Proxy-Server oder andere Wege direkt auf ihren Rechner ziehen und mit deutschen Untertiteln anschauen. Wer schaut da noch die veraltete Staffel auf einem deutschen Sender, wenngleich auch in deutscher Sprache?
Neue Stellenangebote
Social Media Manager (m/w/d) NordwestLotto Schleswig-Holstein GmbH & Co. KG in Kiel |
||
Social – Media Redakteur / Manager / Journalist (m/w/d) Niedersächsischer Fußballverband e.V. in Barsinghausen bei Hannover |
||
Social Media Manager (m/w/d) ViscoTec Pumpen- u. Dosiertechnik GmbH in Töging am Inn |
Wer nicht warten will, greift zum Download
Durch die zeitlich versetzte Veröffentlichung von Filmen und Serien öffnen die Medienmacher der Piraterie Tür und Tor. Wer keine Lust hat, mehrere Monate auf den Start des neuen Blockbusters zu warten, der wird ihn sich einfach und sicher aus dem Internet herunterladen. Untertitel sind meistens schnell verfügbar, so dass dem Filmgenuss nichts mehr im Wege steht. Leidtragende sind nicht nur die Fernsehsender, die durch geringere Einschaltquoten um ihre Werbeumsätze fürchten müssen. In erster Linie sind es die Kinobetreiber, die darauf angewiesen sind, dass Menschen in die Kinos gehen. Gerade sie müssen der Entwicklung tatenlos zuschauen.
Die Medienindustrie muss sich weiter öffnen
Sicher, ein Großteil der Leute wird sich auf diese späte Veröffentlichung einstellen und vielen Leuten ist sowohl die Qualität des Films als auch die dazugehörige Atmosphäre sehr wichtig. Doch wenn die Medienindustrie sich nicht mit neuen Strategien auf diese Entwicklung einstellt, wird es in spätestens 10-20 Jahren sehr große Probleme geben. Nämlich dann, wenn die Generation Internet einen Großteil der Bevölkerung darstellen wird und prozentual mehr und mehr Menschen genau wissen, wie sie an die neuesten Serien und Filme kommen. Heute haben die meisten Menschen davon keine Ahnung. Und so fällt es daher auch leicht zu sagen: Hier sind die Guten (das Stammpublikum, das immer schön ins Kino geht und sich jeden Film im Original besorgt) und hier sind die Bösen (die Raubkopierer, die für das Sterben der Filmindustrie sorgen und sowieso alle nur Terroristen sind).
Die Lösung: Veröffentlichung zum gleichen Zeitpunkt
Dabei wäre die Lösung doch so einfach: Ein möglichst einheitlicher Start von Kinofilmen in den von mir aus zehn größten Industrienationen würde dem dortigen Markt der „Schwarzseher“ die größte Grundlage entziehen. Jeder könnte den Film zur gleichen Zeit in höchster Qualität sehen. Und keiner hätte das Gefühl, etwas zu verpassen, was jemand Anderes vielleicht schon früher sehen konnte. Serien könnten direkt im Internet zum Download angeboten werden. Entweder kostenlos (dann gerne mit Werbung) oder kostenpflichtig ohne Werbung. Und ob das nun durch die Produzenten selber oder durch die Fernsehsender passieren würde, wäre mir total egal. Denn das so etwas durchaus sehr gut funktionieren kann, weiß man nicht erst seit gestern. Schon heute kann man bei einzelnen Sendern bestimmte Serien kostenlos oder kostenpflichtig anschauen. Langfristig würden sich die Umsätze der Produzenten aber auch von Kino und Fernsehen stabilisieren und das große Feindbild, die bösen Raubkopierer, würde sich auf einen Schlag zwar nicht in Luft auflösen, aber zumindest deutlich verringern.
Ist eine Lösung wirklich gewünscht?
Doch wer weiß: Vielleicht ist gerade die aktuelle Situation von der Medienindustrie gewollt. Auf diesem Wege können Sie Druck auf die Politik machen, Recht und Gesetz zu ändern und so aggressiver gegen die ihrer Ansicht nach für ihre Umsatzverluste verantwortlichen Personen vorgehen. Doch diese Vorgehensweise schadet ihnen letztendlich mehr, als sie ihnen nützt. Denn haben sie erst einmal potenzielle Kundschaft an den grauen Download-Markt im Internet verloren, dürfte es ihnen schwer fallen, sie wieder auf den „Pfad der Tugend“ zurück zu führen.
(Alper Iseri)