Hmmm… schon komisch, dass die Entscheidung pünktlich am Tag der neuen IVW-Veröffentlichung kam, aber – so ist es: Zoomer.de macht nach rund einem Jahr die Hütte dicht. Noch im Spätherbst hatte Holtzbrinck versucht, die Attraktivität des fetzigen Mitmach-News-Produktes durch einen fetten Relaunch zu steigern, dennoch stürzten die Visits in der Folge von 4,6 Millionen auf 1,73 Millionen im Dezember ab, auch die PI-Zahlen dürften mit 2,6 Millionen (zuvor 7,7 Millionen) die Geschäftsführung nicht wirklich vom Hocker gerissen haben (Klickanalyse bei Meedia).
Ein wenig überraschend kam die Nachricht vom Aus dennoch. Erst Anfang des Jahres wurde bei Holtzbrinck beschlossen, die Online-Magazine Zeit Online, Tagesspiegel.de und eben Zoomer.de unter der Marke „Zeit Digital“ zu vereinen und alles nach Berlin zu verfrachten. Frank Syré, der bislang als Zoomer-Chefredakteur ein eher zittriges Händchen bewiesen hatte, wurde in die zweite Reihe hinter Wolfgang Blau gestellt, der nun als redaktioneller Imperator drei zwei Medien überwacht.
Dabei war die Verlagsgruppe seinerzeit engagiert mit dem News-Projekt gestartet (selbst Ulrich Wickert konnte als prominentes Herausgeberaushängeschild gewonnen werden). Man setzte von Anfang an auf das Leserfeedback: halb Nachrichtenmagazin, halb Community, bei der die Relevanz der Inhalte durch Kommentare ermittelt wurde. Werden sollte. Wie Syré gerade selbst einräumt, blieb vieles davon Wunschdenken:
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Die größten Vorbehalte gegenüber unserem Konzept waren, dass eine offene Diskussion und eine Mitbestimmung der Leser bei der Blattmache zu chaotischen Verhältnissen führen würden. Wir im zoomer.de-Team haben darauf vertraut, dass ihr zwar nicht die gepflegte Sprache der Leserbrief-Spalte gestandener Deutschland-Blätter kultiviert, aber sehr wohl in der Lage seid, eine kultivierte Diskussion im Stile der Online-Netiquette zu führen.
Klingt ein wenig nach „war stets bemüht“ im Abschlusszeugnis. Ich empfand Zoomer.de immer als zu grell, unübersichtlich – fast schon zersplittert. Verirrte ich mich doch einmal auf der Seite, fand ich mich in einem Delirium zwischen Unterhaltung und Information wieder. Ich meine – seien wir ehrlich: selbst mtv.de präsentiert sich aufgeräumter. Syré schiebt es (wer nicht?) auf die „Wirtschafts- und Medienkrise“, in der sich ein „teures Experiment“ nicht durchhalten ließe. Allerdings frage ich mich, was die zögerliche Investitionsfreude potentieller Werbepartner mit schwindenden Besucherzahlen zu tun hat.
Apropos IVW: Heute war generell kein guter Tag für die Stuttgarter Verlagsgruppe, denn auch die VZ-Ableger gelangen zusehends in Bedrängnis. Mehr darüber könnt ihr bei Holger Schmidt lesen.
(André Vatter)