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Chinesische Schrift

auf dem Barcamp Stuttgart hatte ich die Gelegenheit genossen, mich mit einer Chinesin namens Wang JingJing austauschen zu dürfen. Dabei kamen wir auf die für mich völlig fremden chinesischen Schriftzeichen zu sprechen. Grundlage des Systems sind rund 5.000 Zeichen, wobei man im Alltag 1.000 kennen muss, um sich zurechtzufinden (was die Schüler in den ersten vier Klassen auch tun). Wichtig ist dabei zu verstehen, dass es sich im Gegensatz zu unserer Schrift nicht um eine Lautschrift (Buchstaben = phonetische Modulierungsanweisung), sondern um eine Symbolschrift handelt. JingJing hatte mir dazu einige Zeichen ins Büchlein geschrieben. Das ist das Symbol für Sonne und Mond (einfaches Symbol wurde zu einem schneller zu schreibenden Symbol, um sich die vielen Strahlen zu sparen):
Chinesische Schrift

Das Kästchensystem in der Mitte soll verdeutlichen, dass man versucht, ungefähr in der gleichen Linie zu bleiben (ähnlich wie bei uns), um die Symbole auseinanderhalten zu können. Früher las man die Texte vertikal, heute werden sie horiztontal gelesen.

Kommen wir zu ihrem Namen, das die Systematik der Symbolsprache im Sinne einer assoziativen Kombinatorik aufzeigt (ob ein Schriftsystem eine bestimmte Art von Denken fördert?):
JingJing
So bedeutet Wang-Jing-Jing „König-Peking-Kristall“. Am Rande: JingJing meinte zu mir, dass man Fremde immer mit dem kompletten Namen anspricht, nie mit dem Vornamen alleine, das ist nur guten Freunden bzw. der Familie vorbehalten!

Was sollen die Zeichen unten bedeuten? Die „Aussprache der Symbole“ ist immens wichtig, daher die Zusatzzeichen, wie man ein Symbol zu betonen hat, denn wenn ich es richtig verstanden habe, kennen die Chinesen weder Artikel noch nutzen sie ein Flexionssystem. Genau aus diesem Grund sei die chinesische Sprache brutal einfach zu erlernen.

Was passiert, wenn neue Objekte in die Sprache aufgenommen werden? So zB Computer? Wenn ich mich recht entsinne, hat man dazu das Symbol Maschine (grob gesagt, kann mich nicht mehr erinnern) verwendet. Neue Symbole werden so gut wie nicht geschaffen, sondern lediglich neu kombiniert! Echt kreative Methodik, muss ich sagen. Insgesamt erinnert mich das System an eine sehr effiziente oder anders gesagt, „faule“ Informationswiedergabe. Einerseits die Grammatik, andererseits die Art und Weise, wie man die Symbole vereinfacht hat. Macht mir die Chinesen irgendwie sehr sympathisch, da sie auf einen energieschonenden Austausch Wert legen:) Übrigens, wenn man das irgendwie einigermaßen verstanden hat, kommt man recht schnell auf die Bedeutung der Smybole, einigermaßen zumindest. So stellt zB das Symbol für Frau ein knieendes Etwas dar (ohne das nun wertend zu meinen), ein Baum sieht wie ein Baum aus. Beim Symbol Mann wirds etwas schwerer. Da hat man ein abstraktes Symbol für Stärke genommen. Obwohl, ne, stimmt nicht, man hat sich an breiten Schultern und kräftigen Armen orientiert!

Ok, erschlagt mich nicht, wenn ich das falsch wiedergegeben habe. Es war lediglich ein Versuch, die Grundzüge aufzuzeigen. Viel besser ist das wohl in der Wikipedia und auf Schriften Lernen dargestellt.

Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

16 Kommentare

  • meines wissens stimmt das soweit.

    was die sprache aber doch wieder schwieriger macht: 1. eben die
    verschiedenen, bedeutungsverändernden betonungen und 2. der fakt, dass man sich die vokabeln halt nicht so einfach herleiten kann wie bei den mit der deutschen sprache ja durchaus verwandten europäischen sprachen.

    (letzteres war zumindest auch bei japanisch meine erfahrung)

  • matze: Die Schwierigkeit, sich Wortbedeutungen herzuleiten, stimmt natürlich aus europäischer Sicht, weil uns die Eselsbrücken fehlen. Einem Japanaer oder Koreaner mag das genau andersherum gehen, insofern halte ich das für ein schlechtes Argument.

    Eines ist am Chinesischen aber ganz und gar nicht effizient: man muss für 5000 Schriftzeichen Aussprache und Schreibung separat lernen. Bei unseren Sprachen muss man das nur für 26 und ein paar zerquetschte Buchstaben. Wenn ich im Deutschen ein unbekanntes Wort höre, weiß ich (zumindest ansatzweise), wie es geschrieben wird, und umgekehrt. Sehe ich ein mir unbekanntes chinesisches Schriftzeichen, weiß ich das nicht.

  • ist das nicht eher mit jein zu beantworten? Wenn man 1.000 Schriftzeichen kennenlernt, soll das ja genügen, wer höhere Bildungswege beschreitet, muss mehr Symbole lernen. Dumm wird es nur, wenn man dann Wissen zwischen Amateuer und Pro sharen will, denk ich mir mal so.

  • @ole: bis zu einem gewissen grad hast du natürlich recht. aber meine argumentation war ja aus sicht eines deutschen/europäers/giltaberauchfüramerikaner. allerdings sind sich chinesisch, japanisch und koreanisch wesentlich mW weniger ähnlich als zB deutsch und englisch.

    @robert: wie gesagt, ich kann/konnte ja mal japanisch, und da gibt es die zeichen ja auch, und, wenn man die 1000 zeichen kann, die man zum zeitunglesen braucht (in japan kann man die mW so mit 12, 13 oder 14 Jahren), dann kann man auch die meisten anderen sachen lesen und verstehen. und den rest muss man sich halt aus dem zusammenhang herleiten. oder ins wörterbuch gucken.

    alles eine frage der gewöhnung… wenn man es gewohnt ist, statt anhand der aussprache anhand der bedeutung zu schreiben, ist auch das zu machen.

  • Nur eine kleine Korrektur: Ihr Name ist Wang Jing Jing
    Wang = König (der Nachname)
    das erste Jing = Peking
    das zweite Jing = Kristall

    Namen werden immer mit Nachnamen zuerst genannt, daher Wang Jing Jing.

  • Komposition (freier Morpheme) ist ja auch im Dt. stark vertreten: „Dampfschiffkapitänsmützenxxx“.
    Das least-effort-Prinzip findet sich auch in anderen Zeichnsystemen wieder, z.B. ist afaik das „ä“ aus einem a mit überschriebenem e entstanden.
    Interessant (m.E.) wird es an den Punkten, an denen sich Gesetzmäßigkeiten der Sprach- und Zeichenentstehung offenbaren, häufig verwendete Zeichen z.B. weniger komplex sind. In diesen Bereichen der Linguistik schlummern m.E. Erkenntnisse, die (fürs inform. ret., ontologien etc.) noch sehr wichtig werden und es teilweise schon sind (wer weiß, was google schon so alles nutzt, das was man ‚an der oberfläche‘ sieht, läßt einen aber schon so manches ahnen).

  • Beim Lesen deines Artikels musste ich an Gebärdensprache denken. Ich war auch sehr erstaunt, dass man dort sehr effizient mit den Gebärden umgeht (Zeichen oder Symbole soll man ja nicht sagen). Auf jeden Fall sind da auch eine Menge Kombinationen möglich – aber dass die Sprache tatsächlich einfach zu erlernen sei (sowohl Chinesich als auch Gebärdensprache), möchte ich mal nicht unbedingt behaupten. Es ist ja nicht nur die Grammatik ein Problem. Das Chinesische ist ja eine tonale Sprache, was für die meisten Westeuropäer einfach ungewohnt ist.

  • @stefan:

    Du hast nicht ganz recht. Das erste Zeichen (zu) hat im unteren Teil einen Fuß und oben einen Mund. Das zweite Zeichen (qiu) bedeutet ganz allgemein Ball. Wird auch zum Beispiel bei 乒乓ç?ƒï¼Œç½‘ç?ƒetc. benutzt.

    Noch eine Anmerkung zum Zeichen nü 女 (Frau). Das ist nicht nur ein kniendes Etwas, sonderen eine gefesselte Frau. OK, das ist jetzt etwas zu bildhaft ausgedrückt, aber es zeigt eine „demütig“ knieende Person. Ein Zeichen eine patriarchalischen chinesischen Urgesellschaft.

    Wer sich gerne mehr informieren möchte, dem empfehle ich sehr Gemalte Wörter von Edoardo Fazzioli ( http://www.amazon.de/Gemalte-W%C3%B6rter-chinesische-Schriftzeichen-Verst%C3%A4ndnis/dp/3937715347/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1222951619&sr=8-2 ) Günstig zu haben und für jeden sehr interessant, der sich für die Chinesiche Schrift interessiert

  • Mein Vorredner hat das Buch empfohlen, das ich gerade zur Sprache bringen wollte: Ich kann „Gemalte Wörter“ auch jedem empfehlen, der sich für die Entstehung der Schriftzeichen interessiert.

    Die chinesische Grammatik ist in der Tat leicht zu lernen: Es gibt zum Beispiel keine Zeiten und Beugungen am Wortende. „Ich bin gestern ins Haus gegangen“, würde auf Chinesisch sinngemäß „Ich gestern gehen Haus“ heißen. Was aber verdammt schwer zu lernen ist, ist die Aussprache, nicht nur mit den Tonhöhen, sondern vor allem mit den vielen sehr ähnlich klingenden Konsonanten.

    Ein Freund, der eine Zeitlang in China gewohnt hat, meinte übrigens, dass Chinesen zur Sicherheit jeden Satz ein paarmal wiederholen, um sicherzugehen, ob der Gegenüber ihn auch verstanden hat. Ich kann leider nicht verifizieren ob das stimmt. 😉 Viele Grüße

  • Also von der Grammatik her mag die Sprache vielleicht einfacher sein [kann kein Chinesisch und kenne mich dementsprechend nicht aus; bei Japanisch ist das aber zumindest so gelagert, dass die Grammatik recht simpel ist]. Aber ich persoenlich finde es zumindest schwierig, mir die Kanji [also chinesischen Schriftzeichen] zu merken.

    Manche gehen ja noch [z.B. die von dir erwaehnten Baum, Frau, etc.], aber die koennen auch schnell mal recht komplex werden und wenn man dann auch noch auf die Schreibreihenfolge achten soll [im Japanischen ist das z.B. ‚eigentlich‘ eine Regel, an die ich mich allerdings nie gehalten hab].

    Hinzu kommt dann noch die Aussprache. Die kommt mir zumindest von aussen bei Chinesisch doch recht schwierig vor; vor allem, da durch eine falsche Aussprache mal eben der Sinn vollkommen veraendert werden kann [wenn man Glueck hat, ist es dem Gespraechspartner moeglich, aus dem Zusammenhang zu schliessen, was man meint… aber wer weiss, ob das immer so funktioniert].

    Und wie erwaehnt, stelle ich es mir auch problematisch vor, wenn man mal ein Zeichen nicht kann. „Nur“ 1000 finde ich schon recht viel, und in China besteht ja nicht mal die Moeglichkeit, dass Schriftzeichen mit [leichteren] Lautschriftzeichen ueberschrieben sind, so dass man im Zweifelsfall wenigstens die Aussprache hinbekommt.

    Wie findet man uebrigens ein Schriftzeichen im Woerterbuch, wenn man nicht weiss, wie es ausgesprochen wird…?

    [Angemerkt sei hier noch mal kurz, dass Japanisch und Chinesisch sprachtechnisch voellig unterschiedlich sind. So spielt die Aussprache japanischer Woerter beim verstaendnis eine eher geringe Rolle, auch wenn es durchaus gleichlautende Woerter gibt [angeblich kann man den Unterschied da ja raushoeren, mir ist das aber nie gelungen].]

  • Schriftzeichen werden anhand der Radikale gefunden. Das sind 214″Grundzeichen“ die man eigentlich kennen sollte, die auch recht einfach sind. Geordnetn sind die Radikale anhand der Anzahl der Striche, die ein Zeichen benötigt. Das höchste sind glaube ich irgendwas um die 16?! Danach wird man auf eine Seite weiter verwiesen, die dann die Zeichen mit dem jeweiligen Radikal enthält.

    Es gibt zwei verschiedene Arten von Wörterbüchern. Die die nach Radikalen sortiert sind und die die phonetisch sortiert sind. Ist bei allen unterschiedlich, aber das Standardwerk aus Peking hat sich für die phonetische Sortierung entschieden. Ist auch einfacher für den deutschen Schüler.

    Die Grammatik ist um ein vielfaches einfacher, das weiß ich zwar nicht aus erfahrung, aber aufgrund von Studienkollegen. (Japanisch und Chinesisch sind in einem Gebäude untergebracht, viele machen beides.)

    Das schwerste ist IMMER der Anfang, wenn man es einmal hat, dann sind die Zeichen sehr, sehr einfach, weil sie im Prinzip die meisten Bestandteile wiederholen.

    Schwieriger wird es dann bei dem Streit um vereinfachte Schriftzeichen und traditionellem Chinesisch.

    Und meistenen kennen Chinesen auch nicht alle Aussprachen der Zeichen, die in der Zeitung stehen. Beim Vorlesen wird dann gerne mal genuschelt oder ein Platzhalter eingesetzt.

    Und wenn ihr es phonetisch RICHTIG dicke haben wollte, dann empfehle ich kanotnesisch zu lernen!

  • „jing“ heisst nur „Hauptstadt“, steckt zum Beispiel auch im Namen der Stadt „Nanjing“ (Suedliche Hauptstadt), „Dongjing“ (Oestliche Haupstadt = Tokyo) etc. .. Nur umgangssprachlich wuerde man „jing“ als „Beijing“ uebersetzen, bei der uebersetzung eines Namens aber ganz bestimmt nicht.

  • @alex: Du hast natürlich recht. jing allein bedeutet Hauptstadt. Da sie aber in Beijing geboren wurde, steht das erste jing in ihrem Namen für die nördliche Hauptstadt Beijing (Peking).

  • Vom Chinesischen hab ich immer die Finger gelassen, schon allein wegen der Aussprache der Zeichen.
    Aber Japanisch lern ich seit knapp drei Jahren erfolgreich, ich kann aber deutlich besser spechen als lesen und natürlich nochmal besser lesen als schreiben. Man erkennt Zeichen einfach eher richtig, als dass man sie korrekt nachmalt. 🙂
    Vor allem ist die offizielle Lernreihenfolge im Japanischen ziemlich dämlich, da werden oft zusammengesetzte Zeichen vor den einzelnen Radikalen verwendet. Klasse. Naja, aber meine japanischen Bekannten haben das auch alle gelernt, da pack ich das ja wohl auch. ^^