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Eyeballs IV: Die Jagd nach Traffic

in der Artikelserie „Eyeballs“ (Eyeballs III und die Presse: Spiegel Online, Eyeballs II und die Presse: Manager Magazin und Eyeball-Markt tödlich für Presse?) habe ich versucht zu analysieren, was das Problem der Presse ist, wenn sie das komplette Geschäft von Print auf Online verlagern würde. Wie vermutet, stellt sich das Problem wie erwartet als delikat dar. Denn, obwohl einige Kostenblöcke (Distribution und Herstellung) bei einem angenommenen Komplett-Switch wegfallen, kämpft man auf der anderen Seite mit Einnahmeverlusten im Print (Abo und Printwerbung), die man momentan nur durch einen sehr großen Traffichebel kompensieren kann.

Frédéric Filloux beschäftigt sich exakt mit dem gleichen Thema: The economics of moving from print to online: lose one hundred, get back eight (Monday #Note). Und er kommt zu folgendem Schluss:

One thing is sure already: news is no longer able to sustain itself. The game becomes finding „€œalternate subsidy“€? streams. In the old newspaper model, Sports section advertisers subsidized the political columnist, or the classified pages paid for our guy on the ground in Iraq. Now, Sports coverage has migrated to a sports-site (and even disseminated on sub-specialized outlets), and classifieds moved to a vast array of highly profitable sites.

Was er mit „no longer able to substain itself“ meint, ist übrigens nicht so radikal zu verstehen: In seinem Modell hat er den Parameter „Anzahl Mitarbeiter“ fixiert bei einem Übergang von Print zu Online. Das ist natürlich seinem Berechnungsmodell geschuldet. Klar ist nur, dass man die Anzahl der Mitarbeiter aufgrund der prekären Einnahmesituation reduzieren müsste. Man generiert schlichtweg nicht genug Traffic, um per Werbung genügend zu verdienen. Zumal die Werbebudgets immer noch zu großen Teilen ins Print und TV fließen.

Letztlich, eine große Überraschung ist das ja eh nicht. Die Verlagsmanager kennen das Problem und agieren so, wie man es bei Burda, Axel Springer und auch zunehmend bei Holtzbrinck bereits beobachten kann. Man setzt nicht nur auf die Produktion von News, man fremdelt mit Diensten, die mit dem eigentlichen Kerngeschäft nix zu tun haben. Auch Nienhaus (WAZ) hat das jüngst in einem Interview betont, dass Online-News allein die Verlage nicht davor bewahren werden, auf einem niedrigeren Umsatzniveau agieren zu müssen.

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Über den Autor

Robert Basic

Robert Basic ist Namensgeber und Gründer von BASIC thinking und hat die Seite 2009 abgegeben. Von 2004 bis 2009 hat er über 12.000 Artikel hier veröffentlicht.

3 Kommentare

  • Meines Erachtens müssen die Verlage im Netz einfach kreativer werden und flexibler agieren. Ich denke, dass es nichts bringt nur die Printstrukturen ins Web zu übertragen und Webportale aufzukaufen. Bei dem (Mitarbeiter- und Ideen-)Potenzial, das manche Verlage haben, wird aus meiner Sicht zu viel Know-How verschenkt.

  • Vor allem muss auch mal an die Usability gedacht werden bei den meisten Portalen. Wenn ich da an ein grosses Nachrichtenportal einer Westdeutschen Zeitung denke, wird mir immer noch grausig.

    Zu Anfangs wurde immer G* Maps nachgeladen, auf jeder einzelnen Seite, was die Gewschwindigkeit stark einschränkte.

  • Inzwischen bröckeln auch die Online-Reichweiten der klassischen Medien, mit ca. 2 Jahren Verspätung gegenüber den USA. Es müssen also dringend „web-only“ Inhalte und Services her, um das zu kompensieren. Dafür benötigt man Profis, also die Geld und die richtige Arbeitsumgebung – beides fällt klassischen Häusern schwer. Spätestens wenn die schlank gesparten Redaktionen und Zentralabteilungen in der Kantine auf die gut gelaunten Neu-Einstellungen treffen, wird der Riss im Unternehmen jedem offensichtlich.

    Warum soll sich jemand, der gut im Web unterwegs ist, die Sozialarbeit in Crossmedia-Häusern antun ?