habe mir den Technorati-Bericht „State of the Blogosphere“ angeschaut, der nach langer Zeit neu erschienen ist und in fünf Teilen daherkommen wird (drei von fünf stehen noch aus; Teil 1, Teil 2).
So fällt mir -worauf Technorati mit keinem Wort bisher eingegangen ist- die extrem niedrige Aktivitätsquote auf. Technorati hat zwar seit 2002 über 100 Mio Blogs gezählt, doch lediglich ganz 5%-6% sind in den letzten drei Monaten aktiv gewesen!
Wobei die aktiven Blogs ebensowenig als besonders aktiv zu bezeichnen sind, schaut man sich an, wie viele der Blogs mit einem Technorati-Linkcount von mind. 1 (5 Mio, Aufnahmebedingung für die folgende Chart!) im Monat Juni 08 überhaupt mind. 1x etwas von sich gegeben haben:
54% haben nix gepostet
38% kommen auf 1-2 Postings pro Woche
8% posten mehr als 2x die Woche
2,3 Mio Blogs waren im Juni mind. 1x aktiv geworden
Schauen wir uns die lt. Technorati geografische Verteilung an:
Man verweist immer gerne in die USA, wie dolle da drüben das Bloggen sei. Hält man sich die Anzahl der aktiven Blogs vor Augen, schrumpft die Blogosphäre zu dem, was viele Kenner bereits gemutmaßt haben.
1. Die Zahlen aus zahlreichen Umfragen waren schon immer mit Vorsicht zu genießen, wenn da die Sprache von „bis zu 10% der Internetbevölkerung betreiben ein Blog“ war.
2. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass Blog-Deutschland relativ zu den USA ungefähr auf gleichen Niveau aktiv ist, die absoluten Zahlen sind auf Basis der Internetbevölkerung natürlich hierzulande niedriger (40 Mio deutsche Webnutzer vs 220 Mio US-Webnutzer). Dafür haben mich schon viele schräg angeschaut, aber man glaubt lieber den großen Zahlen und will die Realitäten nicht sehen:)
3. Auch wenn ich immer wieder drauf herumkauen muss, aber… Blogs sind im Gegensatz zu Social Networks schwergängige Maschinen, mit deren Hilfe man Zeit und Anlauf benötigt, um sich adäquat zu vernetzen. Mit einem SN kann man das viel schneller tun, abr auch viel einfacher. Sprich, die Frustrationsrate ist naturgemäß beim Bloggen weitaus höher als bei vielen anderen Kommunikationstools. Niemand bloggt gerne mit der berühmten Wand.
4. Neuartige Tools wie Lifestream-Aggregatoren und Microblogging-Systeme tun ihr Übriges dazu beitragen, dass Pesonal Publishing und der Aufbau der eigenen Webpräsenz (ob bewusst oder nicht) aus viel mehr als nur Bloggen besteht.
5. Bloggen ist fast schon eine Berufung. Wenn man es nur wegen externen Gründen tut (Nachahmung Dritter, schielen auf Traffic bzw. Einnahmen, Ruhm und Ehre), wird man früher oder später damit aufhören. Wer jedoch den ruhigen und dauerhaften Austausch auf einer sehr persönlichen Ebene schätzt, wird schwerlich andere Publikationsformen bzw. Systeme finden, die einem etwas ähnliches bieten.