es ist nicht so, dass wir in Deutschland das Thema nicht zu Genüge diskutiert hätten, nur erreicht es mE nach nicht mal ansatzweise einen spürbaren Teil der Bevölkerung. Warum? Es ist genauso wie mit dem Internet oder anderen Dingen, die man physisch nicht fassen kann. Daten haben etwas mit Technik zu tun. Mit Bits und Bytes. Was ist ekliger als das? Höchstens sexy für die paar verrückten Typen mit dicken Hornbrillen und Mac- und Linux-Computern unter dem Arm. Man kann das aber auch aus einer anderen Perspektiven betrachten. Welcher? Datenschutz ist ein viel zu kleines Wort. Für etwas, das meiner Meinung noch viel umfänglicher auf gesellschaftlicher Ebene ein Thema sein wird. Bröseln wirs auf.
Unsere Fähigkeiten, sich in uns fremde Dinge zu versetzen, sind außergewöhnlich beschränkt. Je weiter weg sie von unserem persönlichen Erfahrungshorizont entfernt sind, spielen sie in unserer jeweils eigenen Welt keine Rolle mehr. Fragt doch mal einen normalen Nutzer eines PCs, ob er ungefähr weiß, wie eine Mail von A nach B kommt und welche Wege sie nimmt. Antwort: „Ja, ich klicke auf Senden und der andere bekommt die halt“. Wenn man demnach über Daten und Datenschutz spricht, könnte man genauso über die Relativitätstheorie sprechen. Es ist völlig egal:) Er hat nicht einmal ansatzweise ein Gefühl für den abstrakten Begriff „Daten“. Der Mensch außerhalb der IT-Kreise hat nicht mal ansatzweise eine Vorstellung von dem Gefüge, was IT und was Internet technisch ausmacht. Ebensowenig hat ein ITler einen blassen Schimmer von den biochemischen Vorgängen in seinem Körper. Und die Komplexität des gesamten Themas ist unglaublich. Es ist dermaßen wachsweich, dass man es kaum greifen, geschweige denn auch nur ansatzweise sexy herüberbringen kann. Denn es hat sehr viel mit der Zukunft zu tun, weniger mit dem Jetzt. Aber dazu kommen wir gleich.
Irgendwas kocht da halt vor sich hin, aber man atmet und isst und lebt doch, ohne es wissen zu müssen. Die Welt dreht sich weiter, ohne dass man jemals etwas von Gravitationskräften und Umlaufbahnen gehört haben muss. Mir gehts doch auf dem Blog hier genauso: Wenn ich mal etwas über Datenschutz. Persönlichkeitsrechte, Privatsphäre oder Google schreibe, weiß ich, dass ich einerseits als Datenspinner und Googlespinner von der Mehrheit betrachtet werde. Die Welt dreht sich auch ohne mich weiter.
Mag alles sein. Jedoch, je mehr die Menschen ihr Leben digitalisieren werden, wird im gleichen Atemzug der persönliche Erfahrungshorizont erweitert. Man wird dann eben hin und wieder im Extremfall von Mails bombardiert, die von WISO stammen und darauf hinweisen, man habe irgendwo Deine Daten im Netz gefunden, mit denen man fröhlich auf indirekte Art und Weise Dein Konto leergeräumt hat. In der Summe werden sich auf der Zeitachse Erfahrungen kumulieren, die man mit anderen wie gehabt austauschen wird. Vorbei also die Zeit, dass man auf der Straße herumlief, sich mit Kumpels unterhielt und sich dabei im Privatbereich wähnte. Denn man wird im übetragenen Sinne lernen, dass man auf Internetstraßen so etwas wie Privatsphären nicht kennt. Die Erfahrungen aus dem RL werden nicht mehr aufs Virtuelle projiziert, sondern sie werden voneinander separiert. So what? Aber hallo! Wir reden von gesellschaftlichen Prozessen und Veränderungen, nicht von irgendeinem Ereignis, das keine Rolle spielt.
Neue Stellenangebote
Social – Media Redakteur / Manager / Journalist (m/w/d) Niedersächsischer Fußballverband e.V. in Barsinghausen bei Hannover |
||
Social Media Manager (m/w/d) ViscoTec Pumpen- u. Dosiertechnik GmbH in Töging am Inn |
||
Social Media und Brand Manager (m/w/d NEXTREND GmbH in Flörsheim am Main |
Ja doch, ich predige, das Heil der Menschheit liege im Netz. Zugleich aber predige ich ebenso, dass man sich stets bewusst machen sollte, dass eine zunehmende Digitalisierung des eigenen Lebens Konsequenzen nach sich zieht. Die wir zwar erneut aufgrund unserer beschränkten Fähigkeiten nicht voraussehen können, was aber niemanden daran hindern sollte, sensibler und bewusster die Entwickklungen zu denken. Dieses Heil im Netz kann zugleich zu einem Fluch werden. Lernen wir aus der Geschichte, wird niemand auch nur ansatzweise so dumm sein davon auszugehen, dass sich Gesellschaften nicht ändern. Auch hin und wieder zum Schlechten hin. Ein Gedankenspiel: Könntet Ihr Euch das Dritte Reich im Jahr 2100 vorstellen? Mit all den Möglichkeiten der Technik? Gute Nacht. Sämtliche persönliche Informationen bis hin zu Euren genetischen Daten liegen in der Hand von lokalen und überregionalen „Gau-Leitern“. Undenkbar? Ein Schreckensszenario? Gesellschaften bewegen sich stets irgendwo zwische Extremen. Selten am Extrempunkt. Übetragen auf die Datenproblematik und Transparenz eines Menschen bedeutet das, dass man in Teilen privat ist. In Teilen komplett öffentlich.
Was das bedeutet? Es bedeutet, dass man uU seinen Job verlieren kann. Oder erst gar keinen bekommt (StudiVZ, MySpace, Facebook…). Oder Versicherungskonzerne je nach Gentest -dont laugh, its coming- höhere Prämien im Bereich Gesundheit und Leben zahlen darf. Es bedeutet, dass man je nach Zugehörigkeit zu Gruppen in Social Networks unter seinen Freunden sozial anerkannter ist (SchülerVZ). Es bedeutet, dass man oW über Nacht im Verdacht stehen kann, ein Kinderschänder zu sein, ohne auch nur ansatzweise sich dagegen wehren zu können. Ein blödes Foto, das man fehldeutet und good bye. Reden wir von Morgen? Nope, wir reden vom Jetzt! Die zunehmende Vernetzung und Angleichung der Systeme an unser menschliches Sozialverhalten (Social Networks spiegel in Ansätzen genau das wider!) ist zugleich ein gigantischer Datenstaubsauger. Und wie bei allem im Leben, interpretiert man Daten je nach Sichtweise. Man wertet Daten aus. Maschinell und menschlich. Auch wir tun das ständig. Unser Gehirn empfängt, bewertet und speichert Daten ununterbrochen. Maschinelle Prozesse spiegeln das genauso wider. Indem wir aber interpretieren, bewerten wir. Wir bewerten Dinge und … Menschen. Auf persönlicher Ebene wie auch auf kommerzieller und staatlicher Ebene. Je mehr Daten wir haben umso besser können wir das. Die Einzelperson kann das jedoch schlechter als ein maschinelles System.
Die Frage ist aber, ob man das als Mensch will? Möchte man alles wissen? Was wir bisher sagen können: Ja. Bezieht sich das nur auf das naturwissenschaftliche Verständnis oder auch auf das Verständnis von Menschen? Ist das gut? Ist das schlecht? Unsere Gesellschaftsform hat dazu eine klare Antwort gegeben, die im Grundgesetz verankert ist: Jeder Mensch hat ein Anrecht auf Privatsphäre. Was man wiederum auf den Freiheitsgrundsatz bezieht, um jeden Menschen nach seinem Gusto sein Leben weitestgehend selbstbestimmt gestalten zu lassen. Ohne eingeschränkt zu werden. Was die Väter und Vorväter des Grundgesetzes nicht ahnen konnten: Die Entwicklung externalisierter Verarbeitungsmöglichkeiten unterwandert diesen Gedanken systemisch (Bsp: Die freiwillige Nutzung von StudiVZ zieht uU das unfreiwillige Auswerten der Daten durch Personaler nach, das ist jedoch nichts anderes als eine schreckliche Einschränkung der persönlichen Freiheiten im privaten Umfeld, derer sich die meisten von der Dimension nicht mal ansatzweise bewusst sind! Es hat keine Prio im Denken, man kennt es nicht zu Genüge aufgrund seines eigenen Erfahrungsumfelds). Und wir tun das freiwillig, indem wir diese neuartigen Maschinen nutzen. Nicht mit der Absicht, unsere Freiheit einzuschränken. Sondern unser Leben noch flexibler dank der Maschinen gestalten zu können. Auf diesem Weg wird es insofern noch einige Korrekturen geben, die aus den gesellschaftlichen Erfahrungen genährt werden. Wie immer? Wie immer. Wir tun, wir lernen, wir passen an. Die Ära der vernetzten Maschinen hat erst begonnen. Ich noch sonst irgend jemand vermag zu sagen, wo es hingeht. Auf dem Weg kann ich lediglich nur bestimmte Punkte herausgreifen. Exemplarisch. Denn nur daran lernen wir. Beispiel?
Aktuell befasse ich mich gerne mit Google. Eine exzellente Firma. Ohne Frage. Aber sie entwickelt sich zu einem Symbol einer vorausgeahnten Entwicklung, dass wir als Mensch zunehmend zu einem Datenmuster werden. Natürlich ist das gewissermaßen gemein, Google herauszupicken und auf denen herumzuhacken. Aber in einem viel größeren Komplex dient mir Google als Platzhalter. Es interessiert mich nicht, ob sie langfristig dadurch -durch die allgemeinen Diskussionen- zunehmend in Bedrängnis geraten. Es ist lediglich eine Firma. Ok, eine der bekanntesten Firmen. Aber genau darum kann man sich an denen stellvertretend für gesellschaftliche Entwicklungen abarbeiten. Firmen kommen und gehen, Entwicklungen bleiben bestehen. Ob mit oder ohne Google. Heute Google, morgen jemand anders. Google kann sich auf Dauer nur retten, indem sie wesentlich umfassender und proaktiver auf die gesellschaftlichen Entwicklungen eingehen, die sich im Zuge der zunehmenden Digitalisierung des Lebens andeuten. Firmen besitzen aber grundsätzlich dieses gesellschaftliche Verantwortungsgefühl nicht. Sie drehen sich um sich selbst und kümmern sich wenig um langfristige Entwicklungen. Sie besitzen jedoch Dank ihrer Finanzkraft die Möglichkeiten, in legislative Gestaltungsprozesse einzugreifen. Ebenso aber sehe ich auf der anderen Seite die zunehmende Verantwortung der Netzbewohner per se, sich dieser Rolle eines Gestalters bewusst zu werden, denn die Möglichkeiten dazu sind uns auf andere Art und Weise gegeben. Sozusagen als Gegenkraft im ureigensten Interesse. Ausgleichend, nicht gegensätzlich zu anderen Kräften, ich bin kein Terrorist:) Versteht mich daher nicht falsch: Ich bin wie jeder Mensch multidimensional. Ich verstehe und akzeptiere, dass eine Gesellschaft heute durch die Wirtschaft ernährt wird. Es wäre dumm, sich dagegen zu wenden, wer will schon verhungern? Wer will schon verhindern, dass man aufgrund Services und Produkten sein Leben besser gestalten kann? Zugleich aber gibt es Werte, die höher wiegen als ein gesundes, ökonomisches Gefüge. In dessem Zentrum immer der Mensch steht. Der sich entfalten, leben und ganz banal gesagt glücklich leben können soll. Damit er das kann, muss man wirtschaftliche und zwischenmenschliche Interessen zusammenbringen. In einem ewigen Spiel aus pro und contra.
Darum schließe ich diesen langen Gedanken mit Google ab, als Platzhalter, nicht aber wegen einem gesteigerten Interesse an Google als Firma. Ich bin nicht Googles Feind, aber zugleich auch nicht ein Freund.
Is data centralization in the hands of a single vendor an inherent threat to privacy? Yes. To draw an analogy, trusting the „Do No Evil“ line is like saying you’d support a President that you like changing the constitution to allow warrantless wiretapping. Centralization of power, even if it’s exercised benevolently at any given time, is not in our best interest in the long term. In fact, I’d argue that it’s highly irrational.
Marshall Kirkpatrick, Read Write Web
Und ein allerletzter Punkt zum Abschluss: Wenn es eine Creative Commons Lizenz für urheberrechtlich geschütze Werke gibt, die im Zuge der Digitalisierung den Umgang mit Rechten erleichtern soll, warum denkt man nicht über ein Creative Commons von „Menschendaten“ nach? Wieso fällt es einem Social Network, um ganz konkret zu werden, so schwer, einen Passus einzuführen, der es Kommerziellen untersagt, Bilder, Foreneinträge, Twitteresques usw zu sichten, auszuwerten und zu speichern? Wer gibt Kommerziellen das Recht, Menschendaten zu sichten, nur weil sie im Netz stehen? Es geht sie nichst an! Und eine CC-Lizenz kann der User selbstbestimmt anpassen. Wenn es ihn nicht stört, kann er oW ein kommerzielles Grabbing seiner Daten zulassen. Oder einer Weitergabe der Daten unter Maßgabe der Verwendung der gleichen Lizenz zustimmen (=“share alike“). Je nach Datensatz, je nach Umfeld.
Letztlich, fuck it (sorry)… ich weiß, es juckt nicht, was ich schreibe. Warum ich es dennoch tue? Als Blogger muss man gewissermaßen ein hoffnungsloser Fall von Optimismus sein. Es ist bisserl wie Borg. Man ist teils selbst ein Borg, weils gut ist, will sich aber nicht gänzlich assimilieren lassen, was in sich widersprüchlich ist:)