habe am Donnerstag von Logitech Post bekommen und in einer großen Metallkiste (!) war die sog. „Squeezebox Boom„:
Ein Zettel lag nicht bei, lediglich ein Verweis auf eine Werbeseite. Ich nehme an, ich soll über das Werbegeschenk schreiben? Klar, ist was Neues für mich:) Tue ich aber gerne, weil das Mistding zugleich tierisch nervt und erfreut.
Vorneweg: Es handelt sich dabei um ein „nerdiges Radiogerät“, das per WLAN-Verbindung sowohl Musik aus dem Internet aber auch von der lokalen Festplatte abspielen kann. Für mich eine neue Welt, mit der ich mich erst jetzt befasse und langsam reinkomme. Insgesamt macht das Teil Laune, obwohl ich die Bedienung (Doku als PDF) als Einsteiger in dieser Geräteklasse alles andere als gut finde. „Schuld“ an der guten Laune ist die große Musikauswahl, die ein übliches Küchenradio übertrifft (mit dem man eben nicht alle möglichen Sender weltweit empfangen kann / habe zwar auch einen Weltempfänger, nutze den aber nie, nur hin und wieder im Ausland / und auch schlecht die Platte anzapfen kann), aber und vaD die Soundqualität der Aktivboxen. Kosten tut der Spaß rund 280-300 Euro (je nach Internetquelle;) und wird ab September erhältlich sein. Keine Ahnung, wann genau.
Eigentlich könnte ich jetzt die Bedienung und Funktionen des Geräts beschreiben, da aber die Jungs von Neuerdings.com bereits ein ähnliches Gerät („Duet“) von Logitech getestet haben, erspare ich mir eine nähere Beschreibung, denn das Modell „Duet“ (s.a. Amazon) und „Boom“ sind vom Kernprinzip gleich. Siehe:
– Logitech Squeezebox Duet im Test I
– Logitech Squeezebox Duet im Test II
Allerdings glänzt das Modell „Duet“ ähnlich wie Sonos (das ungleich teurere Referenzmodell der Konkurrenz) gegenüber der Boom durch eine Besonderheit: Man kann in verschiedenen Räumen eine Lautsprecherbox im Handumdrehen mit dem Zentralgerät verbinden und damit je Raum eine andere Musik abspielen lassen. Sonos-Konzept eben, wers kennt. Das ist so mit der Boom nicht möglich.
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Abgesehen davon, dass die Boom vom Hörvergnügen und der umfangreichen Musikauswahl her ohne Frage Laune macht, kommen wir zu den Knackpunkten, die einen Einsatz für einen 08/15-Konsumenten meiner Meinung nahezu unmöglich machen. Wer denkt, dass es ein Kinderspiel ist, die Boom wie ein handelsübliches Radio bedienen und handhaben zu können, hat sich geschnitten. Und es ärgert mich, dass weder Neuerdings, noch Heise, noch Golem (siehe älteren Golem-Artikel) darauf explizit hinweisen. Daher will ich die Rolle des Bad Guy übernehmen.
Logitech hat Thomas D angeworben, um die Squeezebox per Video zu präsentieren:
Was Thomas D natürlich nicht erwähnt, ist die komplizierte Einrichtung der WLAN-Verbindungsdaten. Thomas D spricht von kinderleicht, was im Video nur 1 Sekunde dauert. Pustekuchen! Wenn man Pech hat, muss man die WLAN-Adresse und das Passwort „einrollen“. Einrollen? Nicht eintippen? Nope. Man muss am Gerät das fette Rädchen benutzen, um das erste Zeichen einzugeben. Dann drückt man das Rädchen und kommt zum nächsten Zeichen. Wie in guten alten Joystick-Zeiten:)
Zudem hantiert Thomas D im Werbefilm mit der Fernbedienung vom Modell „Duet“ herum. Das ist aber so nicht richtig, denn der Boom ist eine billige Fernbedienung beigelegt. Im Vergleich, links die FB für Duet, rechts die FB für Boom (die Buchstaben sind nicht wirklich drauf, das Bild stammt aus der Doku):
Irgendwie muss es ja einen Grund geben, warum die Duet rund +200 Euro und mehr kostet (Grundgerät knapp 400 + Boxen sind separat zu kaufen). Ok. Aber zur Bedienung kommen wir gleich. Die nämlich so schlecht ist, dass es wirklich keinen Spaß macht, sich mit der günstigen Fernbedienung durch die Menuestrukturen zu hangeln. Eine Auslagerung auf eine FB mit kleinem Monitor wie bei der Duet nimmt dem Nutzer etwas von der Qual und entschädigt durch das wertige, visuelle Feeling. Außerdem kommuniziert die FB per Infrarot mit dem Grundgerät. Bedeutet? Sobald man etwas seitlich steht, kann man die Lautstärke nicht mehr verstellen. Oder nicht mehr eine andere Mucke hören, oder irgendeinen Punkt auswählen. Es ist zwecklos, seitlich zu stehen. Man muss die Menues auf dem Display sehen können, um irgendwas überhaupt umzuschalten. Was zugleich der Grund sein wird, warum die Ingenieure den Kunden zwingen, das Gerät frontal bedienen zu müssen. Daher spielt die FB eine große Rolle, sonst würde ich nicht meckern. Legt die FB von der Duet bei und gut ist;) Ob das Gerät dadurch statt 280-300 dann eben 330-350 kostet, macht den Bock auch nicht mehr fett.
Nächster Punkt, der mich noch mehr wurmt: Es ist nicht möglich, die Boom mitzunehmen und irgendwo -solange ein WLAN vorhanden ist- einzuschalten. Das Teil besitzt nämlich weder Akku noch sonst Batterien. Aua… man benötigt immer einen Stromanschluss. Thomas D wirbt im Video damit, dass er seine Musik überall auf seinem Bauernhof hören kann und verschweigt, dass man dazu ein 50 Meter Verlängerungskabel und ggbfl. auf dem Feld einen Stromgenerator benötigt:) Das schränkt den Einsatz der Boom erheblich ein. Nix mit hypemodernem Ghettobluster, verpasste Chance!
Und kommen wir zur Bedienung per se: Grausam:) Entnehmt das bitte einfach der oben verlinkten Doku. Die Menuestrukturierung ist unter aller Kanone und Logitech sollte dazu einfach mal Apple-Mitarbeiter abwerben, damit das was wird. Ich habe schon dutzende Male in die Fernbedienung gebissen. Wie kann man es nur schaffen, dermaßen tief verschachtelte Menues zu bauen. Zudem, wenn man etwas auswählen will, muss man nicht wie üblich den Enter-Button drücken, sondern man geht nach … „rechts“. Das birgt aber manchmal eine Überraschung. Nehmen wir an, es spielt ein cooles Lied aus der lokalen Festplattensammlung und ihr wollt das als „Favorit bookmarken“, um es in Eure Playlist aufzunehmen. In dem Fall nutzt man nicht mehr die „Rechststeuerung“, sondern man muss einen eigenen Button „+“ drücken. Nutzt man allerdings die Boom zusammen mit dem Musikportal Last.fm, bedeutet ein Rechtsklick beim Abspielen der Mucke, dass man den Titel als „love it“ deklariert. Und in anderen Fällen kommen dann eben nochmals 5 Unterpunkte. Grummel… please fix this crap! Es ist ein totales Durcheinander.
Kommen wir zur Musikauswahl. So habe ich gerade angedeutet, dass ich bspw. Last.fm mit der Boom koppeln kann. Dazu muss man allerdings, was anders schwer zu lösen ist, im hauseigenen SqueezeNetwork der Boom online die Genehmigung erteilen, auf Last.fm zugreifen zu dürfen. Ich bin mir jetzt unsicher, aber kann sein, dass man ohne diese Freigabe per se nicht auf Last.fm zugreifen kann. Anyway, nun könnte man sich denken, dass man Last.fm einfach so nutzen kann. Einfach ist gut. Auch hier gilt, dass man vom Menuewust erschlagen wird. So gut das auch von Logitech gemeint war, externe Spezialdienste wie Last.fm (neben Live365, MP3Tunes, RadioIO und RadioTime) einzubinden, so misslungen ist die Bedienung derselben. Es hat aber gereicht, dass ich mich bei Last.fm als Premiumkunden registriert (war zuvor Normalo) und 30 Euro überwiesen habe;) Was ich aber von Last.fm als Unverschämtheit empfinde: Selbst als Premiumkunde kann ich nicht mehr als ca. 5 Titel vorspulen, dann sagt das System, ich solle es später wieder probieren. Ebensowenig ist es möglich, einzelne Songs gezielt anzusteuern! Ein 08/15 Kunde würde, wenn er denn überhaupt einmal so weit vorgedrungen ist, so einen Hals bekommen. Ich trinke halt nen Schwarztee und harre der Dinge auf bessere Zeiten.
Wenn jemand btw weiß, wie man die Boom mit Deezer.com koppeln kann, bitte melden!
Kommen wir zu den Radiosendern: Wer erwartet, dass er deutsche Radiosender einfach so abspielen kann, sollte sich lieber vorher mühsam in Foren durchwühlen, wie man an die teils arg versteckten oder verbogenen Playlisten der Radiosender rankommt. Bis jetzt habe ich keine Liste gefunden, die mir alle verfügbaren Radiosender in D anzeigt.
Und ein letzter Meckerpunkt zum Schluss: Es gibt manche, die beklagen bei der Squeezebox das Fehlen des UPnP-Standards, das mich allerdings nicht sonderlich wurmt. Viel schlimmer wiegt, dass man deswegen die Boom nicht mit iTunes koppeln kann! Boom, Krach, Peng! KO! Es sei denn, man kauft sich Songs, die über iTunes Plus (nicht mit fair-Songs verwechseln, die kann Boom auch nicht abgreifen!) freigegeben sind. Da ich das nicht tue und meine gesamte Sammlung nahezu auf iTunes DRM-geschützter Mucke basiert, kann ich die Boom so gut wie gar nicht mit meiner lokalen Musiksammlung nutzen. Autsch! Die Sonos-Anlage kann sich mit iTunes verbinden, das nur mal am Rande! Wer auf diesen Punkt Wert legt, muss einen weiten Bogen um die Boom machen! Btw, das Gleiche gilt für Duet, die das ebensowenig kann. Da sollte man lieber zum teureren Sonos greifen, wenn man was haben will, das vaD mit iTunes reden kann.
Über einen Punkt sollte Logitech nachdenken: Ich kann mit meinem billigen SanDisk Sansa Fuze ohne Probleme Radiostückchen aufnehmen. Das erwarte ich bei einem Gerät wie der Boom, das 3x soviel kostet, ebenso. Rechteproblematik hin oder her. Und von einem „kauf-mich-Musiksystem“ will ich gar nicht erst träumen;)
Also? Die Boom ist cool, macht Laune, trotz all der Meckerpunkte. Der Sound ist klasse, ich bin unerwartet zum Last.fm Premiumkunden aufgestiegen, höre Musik von Sendern, die ich noch nie gehört habe. Das steht auf der Habenseite. Auf der Sollseite stapelt sich allerdings Einiges auf. So ist Boom weniger bombastich für Normalsterbliche, denn zu groß sind die Macken und Hürden, die es zu nehmen gilt. Was die Bedienung und Mobilität angeht. Und ich rechne nicht damit, dass man mit so einem Grundgerät den Massenmarkt erobern kann. Obwohl Logitech einen Massenanbieter ist. Ich kann nur hoffen, dass man extrem am Bedienkonzept feilt, sonst wird das nie was. Wenn Logitech dann aber erneut iTunes außen vor lassen will, lasst es lieber gleich sein mit den Squeezbox, das geht so einfach nicht, bei aller Liebe. Denn die Grundidee, sich Musik aus egal welchen Quellen beliebig zusammenstellen und abspielen zu können, ist 100% richtig.