geht es nach den Plänen von Yahoo und Intel, wird es irgendwann eine produktive Plattform im Netz geben, über die man Widgets ins Fernsehbild einspeisen kann. So denn die Fernseher der kommenden Generation mit Mainboards, Grafikkarten und Festspeichern ausgestattet sein werden. Es kann sich also nur noch um Jahre handeln, was aber nicht ironisch gemeint ist meinerseits. Die Uhren ticken halt nie so schnell wie man denkt. Aber sie ticken.
Das könnte dann theoretisch so aussehen:
Am unteren Bildschirm befinden sich die kleinen Progrämmchen, die Apple- oder Vista-User bereits vom Bedienerprinzip her kennen.
Wie sollen denn die Widgets aussehen bzw. wie muss man sich das vorstellen? Auf der Widget-Seite heißt es dazu:
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TV Widgets are powered by the Yahoo! Widget Engine, a fifth-generation applications platform with roots on the desktop and aspirations for the TV screen. The Yahoo! Widget Engine development environment takes advantage of industry standard tools, including JAVASCRIPT, XML, HTML, and Flash.
Yahoo! will be making a Widget Development Kit (WDK) available to a limited number of developers, consumer electronics manufacturers, advertisers and content publishers. In the near future, we plan to make this WDK broadly available to anyone who wants to participate in the growth of the Cinematic Internet.
Was man damit machen kann als Zuschauer? Das versucht Yahoo in der Pressemeldung zu vermitteln:
TV Widgets will enable consumers to engage in a variety of experiences, such as watching videos, tracking their favorite stocks or sports teams, interacting with friends, or staying current on news and information. Viewers will be able to use TV Widgets to deepen their enjoyment of the programming they are watching, discover new content and services, or share their favorites with friends and family.
Mit welchen weiteren Partnern hat man sich ins Labor begeben?
Intel and Yahoo! are working with a range of industry-leading companies that are planning on developing and deploying TV Widgets, including Blockbuster, CBS Interactive, CinemaNow, Cinequest, Disney-ABC Television Group, eBay, GE, Group M, Joost, MTV, Samsung Electronics Co. Ltd., Schematic, Showtime, Toshiba and Twitter
Twitter? Ui:)) Während man TV schaut, kann man twittern:) Statt das bisher getrennt zu machen. Logisch ist das. Läßt aber damit Rückschlüße auf das gesamte Bedienungskonzept zu. Denn, man wird schon mit einer Tastatur herumtantieren müßen, um wohl in den Genuß der gesamten Features zu kommen. Anders kann ich mir das nicht vorstellen. Mit einer normalen Fernbedienung dürfte das zwar auch gehen, aber eben nur eingeschränkt, sollte man sich auch zu Wort melden können.
Und wozu das Ganze? Es ist wohl klar, dass es sich gedanklich um das Aufbrechen des Couchpotatoe-Konzepts handelt. Fernsehen wird nicht mehr nur zu 100% konsumiert, sondern auch teilweise durch informative Zusatzelemente bereichert -die man sich durchaus kontextsensitiv vorstellen kann-, aber auch womöglich aktiv im Sinne von ergänzender Kommunikation zwischen den Zuschauern und gar der Fernsehsendung selbst umdefiniert. Was man insgesamt als Option verstehen kann.
Das alles ist per se nix Neues, die Gedanken und Ideen dazu sind schon alt genug. Die meisten sprechen davon, das Internet mit dem Fernseher zu verheiraten. Bis dato gab es aber kaum nennenswerte Versuche (nicht mal Apple TV kann man als erfolgreichen Versuch bezeichnen), damit sich derartige Fernsehgeräte am Markt wirklich durchsetzen. Was wohl nicht nur an der Hardware, also den Herstellern liegt, sondern auch an der Konsequenz, solche Geräte als Gesamtpaket bedienbar bis zum Exzess durchzustylen, damit die User Experience am Ende stimmt. Und darüber, dass zum bisherigen TV-Signal ein weiteres Signal mitgeschickt werden muss, muss man sich ebenso Gedanken machen. Sonst verstehen die Widgets nicht, kontextsensitiv zu reagieren. Sie hätten keine Hooks, um sich einzuklinken. Wer aber codiert eine Sendung so, dass man im Datenpaket herauslesen kann „oh, jetzt bitte XYZ auslösen, da Bedingung ABC erfüllt ist“? Sprich, es muss nicht kontextsensitiv sein, sehe ich aber als eine Komplettierung der Möglichkeiten, um es zur Gänze zur Entfaltung zu bringen (nennen wir es „semantic tv“).
Ja, klar kann man sich darüber mokieren, dass man Fernsehen immer nur passiv konsumieren wird und aktivierende Ansätze keine Chance haben. Aber dann hat man nicht genügend Gefühl im Po entwickelt, um sich einen annotierten Film vorzustellen. Während der Film läuft, kann man mit den Kumpels quatschen. Und sieht die Zeichen auf dem Schirm. Von mir aus per Twitter. Das Gefühl, wenn man das einmal quasi live gesehen hat, ist brachial wie auch genial. Die Dialoge, die sich dabei theoretisch entspannen können, bereichern ein Seherlebnis oW. Was mit Synchronität im sozialen Zusammensein zu tun hat, aber das haben wir ja bereits schon einmal anläßlich eines live im Netz ausgetrahlten Musikkonzerts durchgekaut.
Geduld, das wird alles noch dauern.
via Read Write Web: Yahoo Wants to Bring the Internet to Your Living Room